Der Anza-Borrego Desert State Park ist nichts weniger als der größte State Park in ganz Kalifornien und belegt nach dem Adirondack Park sogar den zweiten Rang landesweit. Nur zwei Stunden von den herrlichen Stränden San Diegos entfernt, umfasst der State Park eine teils dramatische Wüstenlandschaft. Seine vergleichsweise geringe Bekanntheit ist für alle, die ein ursprüngliches Naturerlebnis schätzen, ein Segen, denn allzu viele Besucher verschlägt es nicht in die menschenleere Gegend im Süden Kaliforniens.
Wer um den Anza-Borrego Desert State Park einen Bogen macht, verpasst allerdings einiges, denn das fast 2.400 Quadratkilometer große Areal auf der Ostseite der Peninsular Ranges beherbergt kostbare Naturschätze. Für den Auftakt empfiehlt sich eine Orientierung im Besucherzentrum des Parks in der Ortschaft Borrego Springs, einer der wenigen Ansiedlungen der Region. In dem zum Schutz vor der enormen Hitze unter der Oberfläche angelegten Visitor Center gibt es nicht nur Tipps zu sehenswerten Orten, sondern Informationen über den Zustand der Straßen der Gegend. Denn die meisten Routen in dem Park sind unbefestigt und mitunter mit Vorsicht zu genießen.
Zu einigen Highlights gelangt man zum Glück auf einem der wenigen asphaltierten Highways, die die weitläufige Wüstenlandschaft durchqueren. Darunter ist etwa der Carrizo Badlands Overlook an der Sweeny Pass Road im südlichen Teil des weitläufigen Parks. Imposant ist auch die Fahrt auf dem Borrego Salton Sea Way. Doch um so richtig in die Dramatik einzutauchen, sollte man entweder einen Jeep mieten oder an einer geführten Exkursion teilnehmen. Auf einem insgesamt rund 800 Kilometer umfassenden Netz von Dirt Roads gelangt man zu Orten, die einem buchstäblich den Atem rauben.
Einer davon sind nicht weit von Borrego Springs die Borrego Badlands, eine Erosionslandschaft, die prächtiger kaum sein könnte. Das Labyrinth aus zerklüfteten Hügeln beeindruckt vor allem bei tiefem Sonnenstand. In ein goldenes Licht getaucht, scheinen die Schatten zwischen dem gefalteten Gestein zu tanzen. Am besten genießt man die surreal wirkende Szenerie vom Fonts Point, der sich des klangvollen Beinamens California’s Grand Canyon erfreut. Tatsächlich erinnert die Szenerie recht stark an den Zabriskie Point im Death Valley National Park. Die vier Meilen (6,4 km) lange Zufahrt sollte aber nur mit einem geländetauglichen Fahrzeug gewagt werden.
Auf einer staubigen Piste, die immerhin auch für normale Autos geeignet ist, gelangt man in das Little Blair Valley. Der dortige Pictograph Trail führt zu einer Ansammlung prähistorischer Felsritzungen, die die menschliche Präsenz vor bis zu 2.000 Jahren nachweisen.
Überhaupt lässt es sich im Anza-Borrego Desert State Park gut wandern, selbstverständlich unter Beachtung der insbesondere in einer Wüste geltenden Vorsichtsmaßnahmen wie der Mitnahme von ausreichend Flüssigkeit. Eine der besten Wanderrouten für Anfänger führt durch den Borrego Palm Canyon. Dank unterirdischer Quellen ist das von Palmen und Kakteen gesäumte Tal wie eine Oase, die auch zahlreiche Tiere anlockt. Wer genau hinschaut, kann mit ziemlicher Sicherheit Dickhornschafe ausmachen, die in den Steilhängen entlang des Canyons halsbrecherisch turnen. Im Frühjahr und Frühsommer erfreuen die dornigen Ocotillo-Sträucher das Auge. Genaugenommen sind es die rot leuchtenden Blüten, an denen sich eifrige Kolibris laben.
Der Park ist berühmt für die Superblüte, wenn eine besonders feuchte Regenzeit dazu führt, dass unzählige im Wüstenboden verborgene Samen gleichzeitig keinen und kurz darauf zu endlosen Blütenteppichen heranwachsen. Das Phänomen ist von verschiedenen Witterungsbedingungen abhängig, die gemeinsam erfüllt sein müssen und tritt eher selten auf, was der Blüte dann natürlich einen ungleich größeren Reiz verleiht.
Jederzeit lohnt sich dagegen der Blick vom Anza-Borrego Desert State Park in den nächtlichen Himmel. Dank der großen Entfernung von künstlichen Lichtquellen ist der hier besonders dunkel und verheißt ein funkelndes Meer aus Sternen, von dem man in den Städten nur träumen kann. Hierfür wurde Anza-Borrego als International Dark-Sky Park ausgezeichnet. Auf dem Borrego Palm Canyon Campground schlägt man dann am besten gleich sein Nachtlager auf. Einige Unterkünfte im Herzen des weitläufigen Parks finden sich auch in der Ortschaft Borrego Springs.
Nur wenige Meilen vom Anza-Borrego Desert State Park entfernt befindet sich die Salton Sea. Der flächenmäßig größte See Kaliforniens ist ein mindestens bizarres Ziel.