Wilmington ist mit seinen gerade einmal 70.000 Einwohnern die mit Abstand größte Stadt des kleinen Staates Delaware. Für einen Ort dieser Größe kann sich Wilmington einer enormen Anzahl an Museen, historischen Bauwerken und anderen Sehenswürdigkeiten rühmen. Verkehrsgünstig auf halbem Weg zwischen New York City und Washington und quasi direkt vor den Toren Philadelphias gelegen, lässt sich die Stadt quasi im Vorbeigehen mitnehmen.
Wobei auch ein paar Tage mehr nicht schaden können. Wilmington unterbreitet nämlich jedem Interesse ein breitgefächertes Angebot. Das beginnt bereits bei den vielen Einkaufsmöglichkeiten, mit denen die Stadt aufwartet. Wer es liebt, shoppen zu gehen, wird hier voll auf seine Kosten kommen, zumal Einkäufe in Delaware steuerfrei sind. Von dem gesparten Geld kann man gleich ausgiebig schlemmen gehen, denn an kulinarischen Gelegenheiten herrscht ebenfalls kein Mangel. Nicht weit von der Atlantikküste gelegen, bestimmen Spezialitäten aus dem Meer die einheimische Küche. Es findet sich aber auch das europäische Kulturerbe auf mancher Speisekarte wieder.
Das heutige Delaware geht zurück auf eine schwedische Kolonie. Zurück in die Zeit der Ursprünge reist man am besten bei einem Besuch der Old Swedes Church in der Church Street. Das Gotteshaus wurde von 1698 bis 1699 von der schwedischen Gemeinde errichtet, die nach dem Ende der skandinavischen Kolonie im Jahr 1655 fortbestand. Die Kirche ist nicht nur eines der wenigen erhaltenen Beispiele des schwedischen Einflusses auf die Neue Welt. Sie zählt auch zu den ältesten Bauwerken in Delaware. Vor allem aber ist Old Swedes die älteste Kirche der USA, die ohne Unterbrechung gemäß ihrer ursprünglichen Bestimmung genutzt wird.
Ein bedeutendes Zeitzeugnis ist der Friedhof, der das Gotteshaus umgibt. Er wurde bereits im Jahr 1638 angelegt und gehörte zum Fort Christina, der ersten schwedischen Siedlung auf amerikanischem Boden und des Hauptortes der Kolonie New Sweden.
Das zum Anwesen gehörende Hendrickson House ist nur unwesentlich jünger. Das Farmhaus, das Anfang des 18. Jahrhunderts aus Feldsteinen wenige Meilen entfernt erbaut wurde, zog im Jahr 1960 an seinen heutigen Standort um und beherbergt ein Hausmuseum, das die Geschichte schwedischer Einwanderer erzählt.
Am Christina River lässt sich ein originalgetreuer Nachbau des Kalmar Nyckel bewundern oder gleich zu einer eineinhalbstündigen Ausflugsfahrt auf dem Fluss besteigen – wenn das Schiff nicht gerade auf einem Segeltörn zwischen Virginia und New England kreuzt. Das berühmte Original brachte einst die schwedischen Einwanderer über den Atlantischen Ozean. Im Delaware History Museum in Downtown taucht man weiter in die Geschichte der Stadt und ihrer Umgebung ein, während altehrwürdige Bauwerke wie die Old Town Hall direkt um die Ecke Jahrhunderte währende Historie fühlbar machen.
Wer statt der reichen Geschichte eher Kunst und Schöngeistiges im Sinn hat, wird nicht enttäuscht sein. Denn mit diesen Dingen ist Wilmington reich gesegnet. Zu verdanken ist dies nicht zuletzt der Familie Du Pont, die bis heute als eine der einflussreichsten und vermögenden Dynastien der vereinigten Staaten bekannt sind.
Der erste Familiensitz der Du Ponts am Brandywine Creek ist eine der bedeutendsten Attraktionen Wilmingtons. Das fast hundert Hektar große Anwesen umfasst unter anderem eine Villa und Gärten. Gleich jenseits des Flusses liegt mit dem Nemours Estate ein Landsitz der Unternehmerfamilie, der an Prunk kaum zu übertreffen ist. Inmitten des größten französischen Gartens in Nordamerika thront ein Herrenhaus, das einem französischen Schluss nachempfunden ist. Etwas außerhalb verheißt das Anwesen Winterthur mit einem Botanischen Garten, einer Bibliothek und einer riesigen Antiquitätensammlung gewissermaßen die Krönung.
Auf dem Rückweg in die Stadt lohnt sich ein Abstecher in das Delaware Art Museum, für Kunstfreunde eine der ersten Adressen. Das 1912 gegründete Haus beherbergt mehr als 12.000 Kunstgegenstände. Eine mindestens interessante Ergänzung ist das Delaware Contemporary. Das einzige Museum für zeitgenössische Kunst des kleinen Bundesstaates führt keine eigene Kunstsammlung, sondern bietet Kunstschaffenden aus aller Welt eine Plattform, sich und ihr Wirken zu inszenieren. Sogar kaufen kann man die Werke gleich.
Ein Leckerbissen für Liebhaber der darstellenden Künste ist das Grand Opera House. Hinter seiner imposanten Fassade im Stil des Second Empires verbirgt sich ein Konzertsaal mit mehr als 1.200 Plätzen. Vor allem das Ensemble der Opera Delaware sowie das Sinfonieorchester der Staates geben ihr Können hier zum Besten. Abendlicher Kulturgenuss ist also gesichert. Alternativ bietet sich hierfür auch eine Aufführung der Delaware Theatre Company an. Wessen Durst nach Kultur auch dort nicht gestillt wird, begibt sich einfach zum Hauptbahnhof direkt nebenan. Von dort fahren in großer Frequenz Züge ins benachbarte Philadelphia, das für seinen Kulturreichtum bekannt ist.
Dank der hervorragenden Einbindung Wilmingtons in das Hochgeschwindigkeitsnetz der Bahn im Nordosten der USA sind darüber hinaus auch die Metropolen New York City und Boston sowie Baltimore und Washington in kurzer Zeit erreichbar.