Uniontown ist ein bemerkenswerter Ort. Die Kleinstadt am Fuße des Laurel Mountain im Südwesten von Pennsylvania macht einiges her und erweckt trotz ihrer nur zehntausend Einwohner den Eindruck, wesentlich bedeutender zu sein. Zu tun hat dies zweifellos mit ihrer günstigen Lage nur eine Autostunde südlich von Pittsburgh, vor allem aber mit der reichen Historie.
Die Anfänge von Uniontown fallen ausgerechnet auf den Tag der Unabhängigkeitserklärung. An jenem 4. Juli 1776 veröffentlichte ein gewisser Henry Beeson, der hier ein Sägewerk betrieb, einen Plan mit Parzellen, die er für den Bau von Häusern zum Verkauf anbot und somit den Grundstein für die spätere Stadt legte. Ein schöner Zufall, auf den man hier nicht ohne Stolz verweist, zumal Uniontown als einziger Ort in den USA gilt, dessen Gründungstag auf den Geburtstag der Nation fällt. Zu eigentlicher Bedeutung gelangte Uniontown einige Jahre später mit dem Bau der National Road.
Die erste Fernstraße der Vereinigten Staaten verlief mitten durch die Stadt, wo sich heute der U.S. Highway 40 seinen Weg in Form der Main Street durch das Zentrum bahnt, und bescherte ihr ein enormes Wachstum. So manche Durchreise erfolgte allerdings heimlich. Uniontown spielte eine wichtige Rolle in der so genannten Underground Railroad, einem geheimen Netzwerk verschiedenster Akteure, das schwarzen Sklaven den Weg aus der Gefangenschaft in die Freiheit bahnte. An die Rolle erinnert eine Gedenktafel auf Höhe der Baker Alley.
Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert profitierte die Stadt vom Kohleabbau und der Stahlindustrie. Reiche Fabrikanten nannten die Stadt ihr Zuhause, und es gab hier pro Einwohner mehr Millionäre als irgendwo sonst in den Vereinigten Staaten. Dies erklärt den Glanz, den die Stadt trotz des Niedergangs der Industrie im Rust Belt im 20. Jahrhundert, der auch Uniontown nicht verschonte, bis heute für sich bewahrt hat.
Ersichtlich ist dies nicht nur an mondänen Villen wie dem Adam Clarke Nutt Mansion, dem John S. Douglas House oder dem John P. Conn House. Vor allem das Stadtzentrum, das als Downtown Historic District unter Denkmalschutz steht, versetzt seine Besucher in Erstaunen. Da sind beachtliche Hochhäuser wie das Fayette Bank Building, das Thompson-Ruby Building, das wie eine Festung wirkende Fayette County Courthouse und natürlich das State Theatre.
Letzteres beherbergt heute ein Center for the Arts und präsentiert seinem Publikum die ganze Bandbreite darstellender Kunst, von Konzerten über Theaterdarbietungen und die Vorführung klassischer Filme bis hin zum Ballett. Sogar tourende Broadway-Musicals sind im State Theatre zu Gast. Schon die opulente Fassade im Stil des Beaux Arts und erst recht der Blick hinter die Kulissen versetzen in Staunen.
Wer für derart Schöngeistiges eher weniger zu begeistern ist, findet vor den Toren der Stadt reichlich Abwechslung. Schließlich lockt die nähere Umgebung mit weitere Sehenswürdigkeiten von Rang. Wer auf der historischen National Road unterwegs ist, kommt zwangsläufig am Fort Necessity National Battlefield vorbei. Wenige Autominuten östlich verheißt der Ohiopyle State Park reichlich Natur mit Wasserfällen, Bächen, Bergen und Aussichtspunkten.
In unmittelbarer Nähe können Architekturfreunde auf den Spuren des berühmten Architekten Frank Lloyd Wright wandeln. Direkt westlich des State Parks befindet sich das Anwesen Kentuck Knob, während im Norden das Wohnhaus Fallingwater Aufsehen erregt. Es ist gemeinsam mit verschiedenen weiteren Bauwerken unter dem Titel Frank Lloyd Wright Architecture Teil des Weltkulturerbes.