Die mittelgroße Stadt Terre Haute im Westen Indianas ist international nicht allzu bekannt. Vielleicht ein Grund mehr, ihr einen Besuch zu widmen. Eine gute Stunde westlich der Hauptstadt Indianapolis und nicht weit von der Grenze zu Illinois gelegen, wartet sie mit einem Angebot an Sehenswürdigkeiten auf, das für die eine oder andere Überraschung sorgen dürfte.
Östlich des markanten Gerichtsgebäudes des Vigo County mit seiner goldenen Kuppel erstreckt sich zu beiden Seiten der Wabash Avenue eine auffallend gepflegte und aufgeräumte Innenstadt. Mit einem Mix aus Wohn- und Geschäftshäusern, Büros, Parks und Kirchen, Läden sowie Gastronomie herrscht hier eine für den Mittleren Westen typische, einladende Kleinstadtatmosphäre.
Wer in die Versuchung gelangt, sich angesichts dieses charmanten Ambientes für die Stadtgeschichte zu interessieren, sollte gleich im Vigo County History Center vorbeischauen. Terre Haute blickt nämlich auf eine reiche Historie zurück. Die 1816 gegründete Stadt profitierte von Anfang an von ihrer günstigen Lage am Wabash River, der als Transportweg diente, bis der Bau der National Road ihr einen wirtschaftlichen Boost bescherte, der bis weit in das 20. Jahrhundert andauerte.
Aus der Blütezeit der Stadt stammt das 1922 eröffnete Indiana Theatre mit 1.600 Sitzplätzen, das heute als Indiana Theatre Event Center einen repräsentativen Rahmen für verschiedenste Veranstaltungen bietet und zweifellos einer der architektonischen wie historischen Höhepunkte ist. Meilensteine, mit denen sich Terre Haute bis heute außerdem gern und auch zu Recht schmückt, sind die Erschaffung des einzigartigen Designs von Coca-Coca-Flaschen und die Begründung der bekannten Backpulvermarke Clabber Girl, einer der ältesten Marken des Landes.
Für Besucher der Stadt vor allem interessant sind die beiden wichtigsten örtlichen Museen, das Swope Art Museum und nur einen Straßenblock weiter das Terre Haute Children’s Museum. Das Swope Art Museum, zu dem der Eintritt seit seiner Eröffnung im Jahr 1942 übrigens kostenlos ist, zeigt Werke amerikanischer Künstler und präsentiert in Sonderschauen auch das Schaffen einheimischer Talente. Die Zeitung USA Today würdigte das Museum im Jahr 2010 als eines der besten Kunstmuseen in kleineren amerikanischen Städten.
Kunstliebhaber sollten sich den Campus der Indiana State University nördlich des Stadtzentrums vormerken. Mit der Turman Gallery, der Bare-Montgomery Gallery und der Yang Family University Art Gallery beherbergt das Universitätsgelände gleich drei Kunstausstellungen, die kostenlos besichtigt werden können. In der Tilson Music Hall der Universität spielt das Terre Haute Symphony Orchestra regelmäßig auf. Es ist das älteste Sinfonieorhester in ganz Indiana.
Auf dem Campus ist nicht zuletzt das historische Eugene V. Debs House angestammt, das als Museum dient. 1890 errichtet, war das Bauwerk das Wohnhaus des einflussreichen Gewerkschaftsführers Eugene Victor Debs. Es steht heute als National Historic Landmark unter Denkmalschutz. Terre Haute ist übersät mit weiteren historisch bedeutsamen Gebäuden. Darunter ist etwa der Paul Dresser Birthplace aus dem Jahr 1850, das Geburtshaus des Sängers und Verlegers Paul Dresser.
Mit dem Candles Holocaust Museum ist in Terre Haute das einzige Museum in Indiana ansässig, das sich den Verbrechen der Nazi-Diktatur widmet. Es schildert die Gräueltaten aus der persönlichen Sicht der Überlebenden Eve Moses Cor, die es im Jahr 1995 gründete. Auch wenn sich mancher auf Reisen nicht mit diesem dunklen Thema befassen mag, so unterstreicht das Museum doch die Bedeutung Terre Hautes als Kulturstandort.
Mit einer guten Infrastruktur und günstigen Preisen empfiehlt sich die Stadt ohnehin für einen Zwischenstopp auf der Durchreise.