Richmond ist die Hauptstadt von Virginia und einer der Orte der Vereinigten Staaten, an denen der Hauch der Geschichte buchstäblich an jeder Ecke zu spüren ist. 1737 gegründet, spielte Richmond eine wichtige Rolle auf dem Weg zur amerikanischen Unabhängigkeit und war später während des Sezessionskriegs die Hauptstadt der Konföderation. Heute ist die Stadt ein wichtiges Finanz-, Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum und einer der touristischen Höhepunkte Virginias.
Der Reigen an Sehenswürdigkeiten ist so groß, dass es schwerfällt, sich all den Kulturschätzen zu nähern. Ein guter Ort ist für den Anfang vielleicht das Virginia State Capitol. Es ist das zweitälteste Kapitol der Vereinigten Staaten. Errichtet im neoklassizistischen Stil, diente es als architektonische Vorlage für die Gestaltung des Weißen Hauses und des Kapitols in der Bundeshauptstadt Washington.
Direkt nebenan befindet sich das Virginia Executive Mansion. Der historische Gouverneurssitz muss sich im Gegensatz zum Kapitol nicht mit einem zweiten Platz begnügen. Seit 1813 vom jeweiligen Gouverneur und seiner Familie bewohnt, ist es das älteste Anwesen dieser Art in den Vereinigten Staaten. Nur zwei Straßenblocks weiter verbirgt sich mit dem White House of the Confederacy ein weiteres historisch bedeutsames Schmuckstück. Der einstige Regierungssitz der Konföderation im Davis Mansion war der Ort, an dem zeitweise Geschichte geschrieben wurde.
Diese Orte sind Stationen auf dem Richmond Liberty Trail, der auf zehn Kilometern Länge zahlreiche markante Örtlichkeiten miteinander verbindet. Darunter befinden mit insgesamt 15 National Historic Landmarks Wahrzeichen, deren Bedeutung weit über die Grenzen Richmonds hinaus reicht. Eine davon ist auch die Maggie L. Walker National Historic Site im Viertel Jackson Ward. Der Ort würdigt die Verdienste der Einwohnerin Maggie Lena Walker als erster afroamerikanischer Frau, die eine eigene Bank gründete und leitete. Der Richmond Slave Trail, der sich mit dem Liberty Trail teilweise überschneidet, widmet sich einem der düsteren Kapitel der Stadt.
Daneben gibt es zahlreiche weitere Schauplätze, an denen sich die lange Historie der Stadt ablesen lässt, die bereits seit dem Jahr 1780 als Hauptstadt Virginias fungiert. So ist sie reichlich gesegnet mit historischen Bauwerken in den unterschiedlichsten Stilrichtungen. Berühmt ist Richmond vor allem für seine vielen Gebäude, die aufwendig mit Balkonen, Veranden, Zäunen und Dachabschlüssen aus Gusseisen verziert sind. Mehr von diesen Bauwerken als hier gibt es nur in New Orleans. Kurzum: Wer sich für Architektur interessiert, findet in Richmond geradezu den Himmel auf Erden.
Hinter vielen altehrwürdigen Fassaden verbirgt sich dann noch so mancher Leckerbissen, um tiefer in die wechselvolle Geschichte dieser besonderen Stadt einzutauchen. Einer der vielleicht besten Orte hierfür ist das The Valentine. 1898 gegründet, war es das erste Museum der Stadt. Unter dem Titel „This is Richmond, Virginia“ zeichnet das Haus Richmonds Entwicklung von seinen Anfängen bis in die Neuzeit nach.
Nordwestlich der Innenstadt befindet sich im Museum District eine ausgesprochene Museumsmeile. Mit dem Virginia Museum of History and Culture und dem Virginia Museum of Fine Arts beherbergt der Komplex zwei der wichtigsten Museen des Staates. In der Umgebung des Boulevard sind mit dem Science Museum, dem Children’s Museum und dem Branch Museum of Architecture weitere ausgesprochene Kulturtempel ansässig.
Zwar nicht im Museum District gelegen, aber in Touristenführern zurecht immer an vorderer Stelle erwähnt, sind das Virginia Holocaust Museum und das Old Dominion Railway Museum zwei weitere Orte, die man bei einer Entdeckungstour durch Richmond in Betracht ziehen sollte.
Erholung nach einem kraftzehrenden Stadtbummel verspricht der Kanal, der die Innenstadt vom James River trennt. Ob bei einem Spaziergang auf den Promenaden, die die schmale Wasserstraße begleiten, oder einer Bootstour im Sommer, bleibt einem selbst überlassen. Ein ganz anderes urbanes Highlight findet sich mit den Canal Walk Murals am Haxall Point. Die hiesigen Wandgemälde sind ein Beispiel der Straßenkunst, für die Richmond ebenfalls bekannt ist.
Spätestens an Orten wie diesen wird einem bewusst, wie es Richmond gelang, den Bogen vom Damals ins Heute zu spannen. Denn trotz der omnipräsenten historischen Schauplätze einschließlich mehrerer Schlachtfelder des Bürgerkriegs in der Umgebung, denen der Richmond National Battlefield Park gewidmet ist, pulsiert hier die Moderne. Die Stadt ist nicht nur ein wichtiger Wirtschafts- und Forschungsstandort einschließlich zukunftsgewandter Zweige wie der Biotechnologie, sondern auch in gastronomischer Hinsicht auf der Höhe der Zeit.
Dutzende neu entstandene Mikrobrauereien sowie Destillerien produzieren Spezialitäten für die einheimische Gastronomie, aber auch Abnehmer jenseits der Stadtgrenzen. Allein in dem beliebten Szeneviertel Scott’s Addition finden sich zehn Brauereien. Damit ist Richmond eine der Bierstädte des Landes schlechthin. Auf dem Beer Trail kann man der Spur des süffigen Gebräus folgen und sich der Versuchung der einen oder anderen Verkostung hingeben.
Gut besuchte Restaurants und Kneipen in angesagten Vierteln zeigen dabei eindrucksvoll, dass Richmonds Bewohner es verstehen, das Leben zu genießen. Bei schönem Wetter trifft man sich auch gern am Ufer des James River.