Malerisch eingebettet zwischen bewaldeten Hügeln im Herzen von Vermont, mag man Montpelier kaum abnehmen, eine Hauptstadt zu sein. Und doch ist es so, wie man nicht zuletzt an dem Kapitol ablesen kann, das sich im Herzen des Städtchens erhebt. Mit seinen nur rund 8.000 Einwohnern fast schon ein Dorf, kann sich Montpelier mit dem Titel schmücken, die kleinste Hauptstadt eines Bundesstaates der USA zu sein.
Das hat seine Vorzüge, denn die Sehenswürdigkeiten kann man bequem zu Fuß erkunden und sich dabei der gemütlichen Atmosphäre hingeben, die man in einer Hauptstadt so nicht erwarten würde. Der Bummel durch das liebenswerte Stadtzentrum, den denkmalgeschützten Historic District, führt zwangsläufig durch die beiden Hauptstraßen Main Street und State Street mit ihren hübschen dreistöckigen Backsteinhäusern. Hinter den Fassaden verbergen sich Schmuckstücke von Läden und Galerien. Das war der Tageszeitung USA Today eine Würdigung Montpeliers als beste Kleinstadt der Vereinigten Staaten zum Shoppen wert.
Passend dazu finden sich unzählige Möglichkeiten zum Einkehren. Dabei darf man sich auf eine kulinarische Vielfalt freuen, die dem Wettstreit mit größeren Städten durchaus standhalten kann. Ob internationale Küche mit mexikanischen, thailändischen oder vietnamesischen Restaurants, allseits beliebter Pizza, amerikanischer Küche mit den fast schon obligatorischen Steaks, Fries und Hamburgern – hier kommt jeder auf seinen Geschmack. Ganz zu schweigen von leckeren Kaffeespezialitäten, fluffigem Backwerk oder so mancher hochprozentigen Flüssigkeit.
Flaniert man durch die State Street nach Westen, gelangt man unweigerlich zum Vermont History Museum, das die Geschichte des kleinen Staates nachzeichnet. Untergebracht ist es im mondän wirkenden Pavilion, dem man gar nicht ansieht, das er erst im Jahr 1971 errichtet wurde. Das liegt daran, dass die Fassade dem zuvor an dieser Stelle befindlichen Pavilion-Hotel aus dem Jahr 1876 nachempfunden wurde.
Direkt nebenan befindet sich das wohl größte architektonische Juwel Montpeliers, das Vermont State House mit seiner vergoldeten Kuppel. Es ist eines der ältesten und besterhaltenen Kapitols der USA. Das 1833 eröffnete Bauwerk scheint sich angesichts eines direkt dahinter sich erhebenden bewaldeten Hügels mitten in der Natur zu befinden, was es ebenso einzigartig wie beeindruckend macht. Vor allem im Herbst, wenn die Laubfärbung den Hang in alle nur vorstellbaren Rot- und Gelbtöne taucht, bietet sich ein faszinierender Anblick.
Nach einer Tour durch die altehrwürdigen Gemäuer lohnt sich ein Spaziergang den Hügel hinauf, wo der Hubbard Park nicht nur zu einem Picknick einlädt, sondern der Hubbard Tower einen Panoramablick über die Umgebung verheißt. Allzu viel Aussicht sollte man angesichts der hohen Bäume, die teilweise die Sicht versperren, nicht erwarten. Dafür ist der 1930 nach 15 Jahren Bauzeit fertiggestellte Turm selbst eine historische Sehenswürdigkeit.
Interessant ist auch das Rathaus in der Stadt. Nicht nur weil es mit seinem 41,5 Meter hohen Uhrturm bereits zu den höchsten Bauwerken Vermonts zählt und auch sonst eine stattliche Erscheinung im Stadtbild ist. Es beherbergt zugleich das Lost Nation Theater. Richtig, in dem kleinen Montpelier gibt es ein ausgewachsenes Theater. Neben eigenen Shows des Theaterensembles tritt hier unter anderem auch das Montpelier Chamber Orchestra auf.
Eines ihrer größten Assets ist zweifellos die natürliche Umgebung der Stadt. Bewachsen mit reichlich Wald, ist die Gegend vor allem im Herbst ein Traum. Ein beliebtes Ausflugsziel ist der Camel’s Hump State Park eine halbe Autostunde westlich. Wer eine weitere halbe Stunde drauflegt, gelangt zum Mount Mansfield. Er ist mit 1.340 Metern der höchste Berg Vermonts und ein Favorit bei Gipfelstürmern aus nah und fern.