Wer die im Westen von Montana gelegene Stadt Missoula auf dem Weg vom oder zum Glacier National Park durchquert, sollte vielleicht nicht nur eine Rast oder eine Übernachtung auf der Durchreise in Betracht ziehen, sondern dem liebenswürdigen Ort gleich auch selbst etwas Aufmerksamkeit schenken. Die mit immerhin 80.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt des Staates hat nämlich weit mehr zu bieten, als man wahrscheinlich vermutet.
Gleich mehrere Museen wie das Fort Missoula befassen sich mit dem rustikalen Erbe der Stadt und ihres Umlandes, deren Ursprünge in der im Jahr 1860 gegründeten Hellgate Trading Post liegen. Heute erinnert wenig an die erste Zeit, in der Missoula vor allem von der Holzindustrie und Papierherstellung lebte. Stattdessen finden sich in der führenden Universitätsstadt Montanas zahlreiche kulturelle Höhepunkte. Dazu zählt das Montana Museum of Art & Culture, eines von drei staatlichen Museen und eine der ältesten Kultureinrichtungen in Montana. Mit Wurzeln, die bis in das Jahr 1895 zurückreichen, präsentiert das Museum eine 11.000 Stücke umfassende Sammlung von Kunst- und Kulturgegenständen, darunter viele Werke aus dem amerikanischen Westen.
Das Missoula Art Museum präsentiert Werke einheimischer Kunstschaffender. Es ist bekannt für seine Contemporary American Indian Art Collection, die zeitgenössische indianische Kunst in den Mittelpunkt stellt. Diese und einige weitere Museen zeigen ebenso wie die Kunstgalerien, die sich in der Higgins Avenue aneinanderreihen, dass man selbst im rauen Norden der USA schöngeistigen Dingen offen gegenüber steht. Wer trotzdem noch zweifelt, sollte sich in der darstellenden Kulturszene umschauen, die ebenfalls keine Wünsche offenlässt und dann vielleicht doch überrascht.
Aber es muss ja einen Grund haben, wenn Missoula immer wieder mit dem Beinamen als Kulturhauptstadt Montanas bedacht wird. Dazu trägt zweifellos der Campus der Universität von Montana bei, der mit dem Montana Theatre regelmäßig Schauplatz von Theater, Konzerten und anderen Darbietungen ist. Auch das Missoula Community Theatre mit dem angeschlossenen Children’s Theatre hat viele Freunde. Dass sich beide ausgerechnet an der Straße namens Broadway befinden, ist mindestens ein netter Zufall.
Nicht zuletzt haben die vielen Events bei, die es hier gibt, ihren Anteil an dem guten Ruf, der Missoula vorauseilt. Darunter ist etwa das Big Sky Documentary Film Festival im Februar mit dem historischen Wilma Theatre als Schauplatz. Mit unzähligen Dokumentationen aus aller Welt ist es gar das bedeutendste Kinoereignis in ganz Montana. Und das ist noch nicht alles. Im Roxy Theater findet mit dem International Wildlife Film Festival im April ein weiteres vielbeachtetes Filmfestival statt. Zudem wird in Missoula gern gefeiert. Beim River City Roots mit kostenloser Livemusik ist buchstäblich die ganze Stadt auf den Beinen.
Feuchtfröhlich her geht es beim Garden City Brewfest und dem Montana Brewers Festival, die unmissverständlich darauf hinweisen, dass Bier in Missoula eine außerordentliche Bedeutung hat. In der Stadt sind die drei größten Brauereien des Bundesstaates ansässig, darunter die von deutschen Einwanderern gegründete Bayern Brewing. Probieren kann man die Spezialitäten und dazu passende deutsche Küche im zugehörigen Edelweiss Bistro. Auch sonst lässt die gastronomische Landschaft der Stadt kaum Wünsche offen, weshalb Missoula neben seinen anderen Attribuierungen auch noch als Mekka für Feinschmecker umschrieben wird.
Wenn es ein bisschen Outdoor-Feeling sein soll, ist die Blue Mountain Recreation Area im Südwesten der Stadt die erste Wahl. Das Erholungsgebiet ist mit 40 Meilen (64 km) Trails ein Paradies für Wanderer und Mountainbiker und hält schöne Ausblicke bereit. Da nicht weniger als fünf Gebirgsketten die Stadt einrahmen, ist für Naturliebhaber und Outdoor-Enthusiasten der Tisch an Optionen reich gedeckt. Der Clark Fork, der Missoula durchfließt, und seine Nebenflüsse Bitterroot River und Blackfoot River, die unweit der Stadt einmünden, bieten sehr gute Möglichkeiten für Wildwasserabenteuer und Angelausflüge. Direkt in Downtown stürzen sich Wagemutige an der künstlich geschaffenen Welle Brennan’s Wave im den Sommermonaten auf ihren Surfboards oder mit Kajaks in die Fluten.
Mit dem Fluss zu tun hat übrigens auch der Name der Stadt, den sie dem indigenen Stamm der Salish verdankt. In dessen Sprache wurde die Umgebung als „Nemissoolatakoo“ bezeichnet, was so viel wie „Fluss des Hinterhalts“ bedeutet und auf kriegerische Auseinandersetzungen hinweist.