Die Kleinstadt Burlington im ländlichen Herzen der USA ist nicht einfach irgendeiner dieser vielen Orte, die den Mississippi River in seinem mehrere Tausend Kilometer langen Verlauf säumen. Im Südosten Iowas am Westufer des mächtigen Stroms gelegen, gibt es hier Dinge zu entdecken, die eine Stippvisite durchaus lohnen. Bei einem Roadtrip auf der Great River Road sollte man einen Stopp daher auf jeden Fall einplanen.
Ein absolutes Muss ist die Fahrt die Snake Alley hinunter. Die steile, mit roten Ziegelsteinen gepflasterte Gasse gilt als kurvigste Straße der USA und ist die bedeutendste Attraktion Burlingtons. Zwischen den Jahren 1894 und 1898 von drei deutschen Einwanderern als Abkürzung zwischen Washington Street und Columbia Street geplant und angelegt, besteht die Snake Alley aus sieben Kurven und überwindet auf einer Strecke von 84 Metern fast 18 Meter Höhenunterschied. Die Kurvenradien sind nochmals enger als jene der berühmten Lombard Street in San Francisco, worauf die Einheimischen nicht ganz ohne Stolz verweisen. Der Slogan „The Crookedest Street in the World“ (wörtlich „Die krummste Straße der Welt“) begegnet einem auf Schritt und Tritt.
Die Straße, gleichzeitig Höhepunkt eines jährlich ausgetragenen Radrennens, des Snake Alley Criteriums – ist der Mittelpunkt des denkmalgeschützten Heritage Hill Districts mit zahlreichen historischen Bauwerken. Eines davon ist das direkt in der Snake Alley befindliche viktorianische Garrett-Phelps House, das heute ein Hausmuseum beherbergt. Am oberen Endstück der Straße thront die First United Church of Christ, deren Kirchturm sich selbstbewusst aus dem Blätterdach der Bäume erhebt, die die Straßen des Viertels säumen. Burlingtons Skyline ist bekannt für seine Kirchtürme. Für ein vollständiges Panorama fährt man auf der Great River Bridge kurzerhand über den Mississippi hinüber nach Illinois, wo man vom Deich aus einen Blick riskieren kann.
Die Straßen der Innenstadt rahmen viele historische Bauwerke aus der Anfangszeit des 20. Jahrhunderts ein, die Burlington mit ihrer Höhe und Ausstrahlung ein beinahe großstädtisches Flair verleihen. Dies dürfte zweifellos der historischen Bedeutung der Stadt als Verkehrsknotenpunkt geschuldet sein. Seit jeher war sie eine Eisenbahnstadt; ihr Name ist sogar im Namen der führenden Frachteisenbahn der USA enthalten, der BSNF Railway Company, wobei der erste Buchstabe für Burlington steht. In der heute verwendeten Abkürzung findet sich die ursprüngliche Bezeichnung Burlington Northern and Santa Fe Railway wieder.
Auf der historischen Bahnlinie fahren nach wie vor viele Züge mitten durch das Zentrum der Stadt, darunter im Personenverkehr der traditionsreiche California Zephyr, der Chicago und die Bucht von San Francisco einmal täglich miteinander verbindet. Die Schnellzüge halten an der Burlington Station, einem modernen Zweckbau aus den 1940-er Jahren, der mittlerweile aber im nationalen Denkmalschutzregister eingetragen ist.. Nicht weit davon befindet sich in der Elm Street der historische Bahnhofsgebäude aus dem Jahr 1856, das heute als Wohnhaus dient. Das unscheinbare, denkmalgeschützte Haus ist nichts weniger als das älteste heute noch erhaltene Bahnhofsbauwerk westlich des Mississippi.
Zu den Anziehungspunkten in der Innenstadt gehört neben der Feuerwache, in der ein kleines Museum zur Geschichte der örtlichen Feuerwehr untergebracht ist, die frühere Bibliothek aus dem Jahr 1898. Sie beherbergt heute mit dem Des Moines County Heritage Center ein Museum zur Geschichte von Burlington und seiner Umgebung. Im historischen Capitol Theatre aus dem Jahr 1937 werden nach aufwendiger Restaurierung wieder Filme gezeigt.
Viele weitere Gebäude in Downtown stehen unter Denkmalschutz. In den Straßen darf man sich schließlich von einem vielfältigen und hochwertigen gastronomischen Angebot überraschen lassen. Das und die gute touristische Infrastruktur allgemein machen die Kreisstadt des Des Moines County mit ihren immerhin 20.000 Einwohnern zu einem interessanten Etappenziel an der Great River Road.
Wer sich vor der Weiterreise noch mit Proviant oder anderen Kleinigkeiten eindecken möchte, kann dies in der örtlichen Aldi-Filiale tun. In Burlington eröffnete der Discounter im Jahr 1976 sein erstes Geschäft in den USA.