Einst ein verträumtes Fischerdorf, ist die kleine Hafenstadt Bar Harbor heute der touristische Dreh- und Angelpunkt auf Mount Desert Island an der felsigen Atlantikküste des nordöstlichsten Bundesstaates Maine. Die meisten Besucher haben natürlich den berühmten Acadia National Park im Sinn, wenn sie nach Bar Harbor kommen. Der außerordentlich populäre Nationalpark umschließt das hübsche Städtchen an der Nordostküste der Insel und macht es zu einem idealen Ort, um Entdeckungstouren zu beginnen, zu beschließen oder zwischendurch eine Pause einzulegen.
Kein Wunder, dass viele der 5.000 Einwohner des Ortes auf die eine oder andere Weise mit dem Tourismus verbunden sind. Die Straßen sind gesäumt von Lokalen und Läden. Und natürlich gibt es Herbergen im Überfluss. Bereits im 19. Jahrhundert war Bar Harbor ein beliebtes Ausflugsziel: 1880 gab es bereits 30 Hotels. Darunter war das 1864 erbaute Mira Monte Inn, eines der stolzen Gebäude, die ein verheerendes Feuer im Jahr 1947 unbeschadet überstanden und heute eines der Juwelen der Stadt ist. Im ebenfalls verschont geblieben historischen Stadtkern sind viele frühere Sommerresidenzen ebenfalls zu Unterkünften für Feriengäste umfunktioniert.
Trotz der riesigen Auswahl wird das Angebot zur Hauptreisezeit im Sommer und Herbst der enormen Nachfrage kaum gerecht; entsprechend hoch sind die Preise selbst in einfachen Unterkünften. Wer in Bar Harbor nächtigen möchte, sollte daher rechtzeitig seinen Schlafplatz reservieren.
Am Hafen erwartet Besucher nicht nur das typische maritime Treiben. Hier startet man auch zu Bootsausflügen, zum Beispiel an Bord des imposanten viermastigen Schoners Margaret Todd. Oft sind das Ziel dieser gefragten Touren aufs Meer hinaus Delfine und Wale, die sich in den Gewässern vor des Küste tummeln. In umgekehrter Richtung haben in der Hochsaison Tausende Kreuzfahrttouristen den Hafen und Bar Harbor im Sinn. Die Stadt ist ein beliebtes Ziel von Kreuzfahrten. Da die riesigen Schiffe den kleinen Hafen nicht direkt ansteuern können, steigen die Besucher in kleine Boote um, um kurz darauf die Straßen des Städtchens zu bevölkern.
Eine gute Möglichkeit, um dem bunten Gewimmel zu entfliehen, ist ein Spaziergang auf der Bar Island Land Bridge, die zur vorgelagerten Insel Bar Island führt. Von der Insel bietet sich ein schönes Panorama des Städtchens. Doch Vorsicht – wer angesichts der malerischen Kulisse die Zeit vertrödelt und nicht vor der nächsten Flut wieder zurück auf dem Festland ist, wird für mehrere Stunden auf dem kleinen Eiland gestrandet sein. Die Bar Island Land Bridge ist nämlich nur bei Niedrigwasser begehbar.
Keine Gedanken um die Gezeiten machen muss man sich indes auf dem Shore Path, der der mit Felsen übersäten Küste der Frenchman Bay vom Ells Pier in südlicher Richtung folgt. Beschaulich geht es auch im Abbe Museum in der Mount Desert Street zu. Es ist der Ort der Wahl, um mehr über die Ureinwohner von Maine, das Volk der Wabanaki, zu erfahren. Der Weg dorthin führt (vom Hafen aus gesehen) vorbei am Village Green, dem traditionellen Mittelpunkt des Ortes in Form einer einladenden Grünfläche. Der nahezu rechteckige Park ist noch dazu mit Sehenswürdigkeiten wie der Fisherman’s Fountain oder der gusseisernen Stadtuhr bestückt. Auf einer kleinen Bühne spielen an lauen Sommerabenden einheimische Künstler zu Konzerten auf.
Bar Harbor blickt auf eine recht lange Geschichte zurück. Der Ort wurde 1763 gegründet und ist seit 1796 eine Stadt. Ihren heutigen Namen trägt sie aber erst seit dem Jahr 1918. Vorher war sie als Eden bekannt, was angesichts der malerischen Kulisse zu Land und zu Wasser absolut Sinn macht. An dem Gerücht, dass Bar Harbor in der Winterzeit seine Bürgersteige hochklappen würde, ist übrigens nichts dran. Zwar geht es dann hier spürbar ruhiger zu als während der trubeligen Hauptsaison, was tatsächlich einige Einschränkungen im touristischen Angebot mit sich bringt. Dafür lässt sich dieses traumhafte Stück Neuengland in aller Ruhe und dank eines weißen Winterkleides mit völlig anderen Augen auskosten.