Der Overseas Highway in Florida lässt sich ohne Übertreibung als modernes Wunder bezeichnen. Die 113 Meilen lange Straße führt vom Festland über die Florida Keys bis nach Key West, der südlichsten Stadt der kontinentalen USA, und überquert das Meer dabei auf sage und schreibe 42 Brücken. Die All-American Road wird daher auch als Highway ins Meer bezeichnet. Eine Reise in den Süden Floridas ist ohne einen Ausflug auf dieser einzigartigen Strecke nicht vollständig.
Der Overseas Highway ist die einzige Straßenverbindung nach Key West. Unterwegs gilt es so viel zu sehen und erleben, dass man die Inselmetropole fast aus den Augen verlieren könnte. Der Weg ist das Ziel, diese Redensart passt wie maßgeschneidert auf diese erstklassige Straße, die treffend als U.S. Highway 1 beschildert ist.
Wenige Kilometer südlich von Florida City verlässt der Highway das Festland und erreicht mit Key Largo die erste der Florida Keys, wertvoller Koralleninseln, die sich wie an einer Perlenschnur aufgereiht bis nach Key West und darüber hinaus erstrecken. Während die größeren Inseln bewohnt sind, haben sich auf den kleineren und teils nur vom Wasser aus erreichbaren Keys einmalige Naturparadiese erhalten. Abenteurern und Naturliebhabern gleichermaßen verspricht die tropische Landschaft, in der Meer und Land gleichsam verschmelzen, unzählige Möglichkeiten.
Dem Anne’s Beach auf dem Lower Matecumbe Key sagt man nach, er sei der schönste Strand am Overseas Highway. Ob das stimmt, findet man am besten selbst heraus. Ein Stopp lohnt sich allemal, falls man denn einen freien Parkplatz an diesem populären Ausflugsziel findet. Wie typisch für die Keys, ist am Anne’s Beach das ganzjährig warme Wasser sehr flach, so dass man weit in den Atlantischen Ozean gehen kann. Dank einer meist frischen Brise ist der Strand bei Kitesurfern sehr beliebt. Auch um Vögel zu beobachten, ist der Strand wie geschaffen. Reichlich Gelegenheit hierfür gibt es aber auch auf all den anderen kleineren und größeren Inseln.
Als Bindeglied fungiert dabei der Overseas Highway, der auch in geschichtlicher Hinsicht beachtlich ist. Seine Anfänge reichen zurück in das Jahr 1912. Damals eröffnet als Eisenbahnlinie der Florida East Coast Railway, die den Zugverkehr nach Key West nach einem schweren Hurricane 1935 einstellen musste, wurde die Bahnlinie in einen Highway umgewandelt. Noch heute verlaufen Teile der Strecke auf der einstigen Bahntrasse. So manche der Brücken, die seinerzeit als so etwas wie ein Weltwunder gefeiert wurden, ist längst ersetzt, um heutigen Bedürfnissen gerecht zu werden. Ein Erlebnis ist die Überquerung des offenen Meers allemal.
Von den 42 Brücken ist die Seven Mile Bridge die längste. Das fast schnurgerade Verbindungsstück zwischen Knight’s Key und Little Duck Key ist knapp sieben Meilen bzw. elf Kilometer lang. Zwar fast niemals besonders hoch über der Oberfläche des azurblauen Wassers, ist das langgestreckte Bauwerk beeindruckend und für ängstlichere Naturen eine Herausforderung. Doch keine Bange. Die Fahrbahn ist recht breit, so dass ein Gefühl der Beklemmung nicht unbedingt aufkommen dürfte.
Das war bei der vorherigen Seven Mile Bridge noch anders. Sie verläuft in Sichtweite parallel und ist heute Fußgängern und Radfahrern vorbehalten. Auch Angler tummeln sich hier gern. Um den Schiffsverkehr nicht zu behindern, wurden der ehemaligen Brücke einige Segmente entnommen, so dass sie nicht mehr durchgängig benutzbar ist. Für einen Spaziergang oder eine Radtour eignet sie sich aber auf jeden Fall. Hierzu parkt man am besten am 7 Mile Bridge Vista Point auf Knight’s Key. Von dort bis zum Pigeon Key sind es drei Kilometer.
Nach 113 traumhaften Meilen findet der Overseas Highway in bzw. auf Key West schließlich einen würdigen Abschluss. Die Insel mit der gleichnamigen Stadt markiert nicht nur den südlichsten Punkt der kontinentalen USA, wo ein Fotostopp zum Pflichtprogramm gehört. Die Wahlheimat des Schriftstellers Ernest Hemingway verspricht ein reiches koloniales Erbe und viele Attraktionen. Die Stadt ist schließlich berühmt für die wunderbaren Sonnenuntergänge.