Der historische Columbia River Highway ist eines der touristischen Highlights in Oregon. Wie sein Name schon erahnen lässt, führt er durch die beeindruckende Columbia River Gorge, die an landschaftlicher Schönheit kaum zu übertreffen ist. Vor diesem Hintergrund wurde der Highway ab dem Jahr 1913 etappenweise als Panoramastraße erbaut. Auch wenn von der einst rund 120 Kilometer langen Strecke heute nur noch Teilstücke vorhanden sind, ist der Highway historisch wie landschaftlich ein Leckerbissen und genießt daher den Status einer All-American Road. Am besten befährt man sie von Westen nach Osten.
Die heutige Route beginnt in Troutdale östlich von Portland, die den Übergang von dem urbanen Großraum in die Columbia River Gorge markiert. Sind die Durchfahrten der ländlich geprägten Ortschaften Springdale und Corbett noch unspektakulär, verheißt der Chanticleer Point nahe Corbett einen der spektakulärsten Blicke auf die Schlucht. Der Aussichtspunkt ist einer der populärsten Fotospots der Region. Gut zu erkennen ist mit dem historischen Vista House eine der berühmtesten Attraktionen am Columbia River Highway.
Auf dem Weg dorthin wendet sich die Straße auf ihrer ursprünglichen Route der Schlucht zu. Dabei schmiegt sich das schmale Asphaltband an einen steilen Abhang. Hinter den historischen steinernen Leitplanken blitzt zwischen den Bäumen immer wieder das Blau des Columbia River hervor, der sich in der Tiefe ausbreitet.
Das Vista House bietet sich dann für eine Rast an. Eigens zu diesem Zweck wurde es im Jahr 1918 auf einem Felsvorsprung errichtet. Der touristischen Rechnung des ersten Scenic Byway der USA Rechnung tragend, wurde es aufwendig im Art Nouveau gestaltet. Von hier ist die Aussicht abermals phänomenal, bevor sich der Columbia River Highway in engen Haarnadelkurven in die Tiefe schlängelt, wo er mit den Latourell Falls den ersten imposanten Wasserfall erreicht. Dutzende weitere sollen noch folgen, einer bemerkenswerter als der andere.
Das berühmteste dieser Kunstwerke der Natur sind die Multnomah Falls. Mit fast 190 Metern der höchste Wasserfall Oregons, sind die aus zwei Kaskaden bestehenden Multnomah Falls auch besonders schön anzusehen. Dabei kann man den Wasserfall von einer Bühne aus von unten und von einer Brücke oberhalb der tieferliegenden Kaskade bestaunen. Auf einem steilen Trail gelangt man sogar zu der Stelle, von der sich die Wassermassen immerfort in die Tiefe stürzen. Rund zwei Millionen Besucher bewundern das Naturschauspiel jedes Jahr.
Weitere Wasserfälle, die einen Stopp lohnen, sind unter anderem die Bridal Veil Falls, die Wahkeena Falls und die Horsetail Falls mit den etwas oberhalb gelegenen Ponytail Falls. Wer mehr Zeit mitbringt, ist auch auf einem der vielen Wanderwege bestens aufgehoben. Auf den oft steilen Trails bekommt man so manchen weiteren Wasserfall zu Gesicht.
Unweit der Horsetail Falls ist der nach der Onenota-Schlucht benannte Tunnel nicht nur ein Beispiel für die ursprünglich aufwendige Konstruktion der Tourismusroute, sondern auch für die Wiederinbetriebnahme längst aufgegebener Abschnitte. Während der historische Highway in den 1940-er Jahren auf einen aufgelassenen Bahndamm außerhalb des Felsvorsprungs verlegt wurde, schlummerte der Onenota-Tunnel jahrzehntelang in einem Dornröschenschlaf. Heute erstrahlt er wieder in historischem Glanz, ist allerdings Fußgängern und Radfahrern vorbehalten.
Doch nicht überall kann die ursprüngliche Route wiederauferstehen. Östlich der Horsetail Falls wichen weite Abschnitte dem Bau der Interstate 84, die heute als Verbindung zwischen Portland und Salt Lake City ein Rückgrat des Fernverkehrs im Nordwesten der USA ist. Einige Relikte nutzt auch die Autobahn, zum Beispiel den 1936 erbauten Toothrock Tunnel, durch den die Richtungsfahrbahn nach Osten verläuft. Doch oder so bleibt der Columbia River Highway eine Traumstraße.
Wo immer möglich, wurde und wird die einstige Streckenführung wiederhergestellt und als Historic Columbia River Highway State Trail als Wander- und Radweg hergerichtet. Hier lohnt sich vor allem ein Spaziergang von Mosier nach Westen zu den Mosier Twin Tunnels. Die restaurierte Tunnelanlage ist nach gut einem Kilometer erreicht, ein herrliches Panorama auf dem Weg dorthin gibt es obendrein.
In Höhe der Kleinstadt Hood River und schließlich zwischen den Ortschaften Mosier und The Dalles gibt es weitere intakte Abschnitte. In Hood River lohnt sich für Eisenbahnfans ein Ausflug mit der Mount Hood Railroad, während auf dem letzten Teilstück der historische Highway nochmals alle Register zieht. Der Rowena Crest Viewpoint verheißt einen letzten beeindruckendem Ausblick, bevor sich der Historic Columbia River Highway in engen Kehren seinem Endpunkt in The Dalles zuwendet.