Virginia ist gelebte Geschichte, verbunden mit einer traumhaften Naturkulisse. Koloniales Erbe trifft auf südstaatlichen Charme. Endlose Sandstrände auf der einen Seite, idyllische Berglandschaft mit urwüchsigem Wald auf der anderen und dazwischen gepflegte Städte und Dörfer, vornehme Landhäuser und eine unglaubliche kulturelle Vielfalt, und das alles vor den Toren der Bundeshauptstadt Washington – Virginia bietet für jeden Erlebnisse und Abenteuer im Überfluss.
Angesichts dieser unermesslichen Fülle fällt es schwer, sich zu entscheiden, womit man in Virginia am besten anfängt. Vielleicht ist es seine herrliche Landschaft. Der Westen des Commonwealth, wie sich Virginia offiziell bezeichnet, wird von den Appalachen geprägt, die hier als Blue Ridge Mountains in einem immerwährenden bläulichen Dunst zu liegen scheinen.
Einer besonders reizvollen Gegend ist der Shenandoah National Park gewidmet. Die Fahrt auf dem Skyline Drive, der Panoramastraße, die den ganzen Park durchquert, ist vor allem im Herbst während der Laubfärbung ein unvergessliches Erlebnis, das sich mit dem Blue Ridge Parkway, der sich in südwestlicher Richtung nahtlos anschließt, fortsetzen lässt. Letzterer verläuft quer durch den Westteil des Staates, umrundet dabei die größte Stadt der Region Roanoke und führt weiter durch North Carolina bis zu den Great Smoky Mountains. Überhaupt lassen sich Virginia und sein südlicher Nachbarstaat hervorragend auf einer Reise miteinander kombinieren.
Östlich des Berglandes erstrecken sich die rollenden Hügel Virginias. Die als Piedmont bekannte Region ist das ländliche Herz des Staates. Hier befinden sich nicht nur zahllose Weingüter, die Virginia den landesweit anerkannten Ruf als Weinregion einbrachten, sondern auch fesselnde Schauplätze der amerikanischen Geschichte.
Von zentraler Bedeutung sind die Geschehnisse des amerikanischen Bürgerkriegs. In Virginia tobten zahllose Schlachten, mehr als in jedem anderen Staat. Friedlich liegen deren Austragungsorte heute da, doch in eigens ausgewiesenen Parks halten sie die Erinnerung an die blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Unionsstaaten und der Konföderation zum Gedenken und zur Mahnung wach.
Zu den wichtigsten Schauplätzen jener Epoche zählen der Manassas National Battlefield Park unweit der Bundeshauptstadt Washington und die Schlachtfelder rings um die strategisch wichtige Stadt Fredericksburg. Beachtung verdient nicht zuletzt das Fort Monroe. Die an der Südspitze der Virginia-Halbinsel gelegene Wehranlage ist nicht nur die größte, die jemals in den USA erbaut wurde, sondern historisch bedeutsam, da sie zwei Jahrhunderte amerikanischer Militärgeschichte repräsentiert.
Ein weiterer bedeutender Erinnerungsort ist der Richmond National Battlefield Park vor den Toren Richmonds. Die Hauptstadt des Staates platzt förmlich vor Museen und Denkmälern. Einen Besuch abstatten sollte man auf jeden Fall dem American Civil War Museum, das an drei verschiedenen Standorten die dramatischen Ereignisse des Bürgerkriegs nachzeichnet und Schauplätze wie das Weiße Haus der Konföderation umfasst.
Über die Geschehnisse des Bürgerkriegs hinaus spielte Virgina in der entfernteren Vergangenheit eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung der Neuen Welt. Die Colony of Virginia war die erste dauerhafte englische Kolonie auf dem amerikanischen Kontinent. Virginias Beiname Old Dominion erinnert bis heute daran. Eine der Wegmarken war die Errichtung der Virginia General Assembly im Jahr 1619 als House of Burgesses. Die Generalversammlung ist damit das älteste Gesetzgebungsorgan der westlichen Welt. Schon allein deshalb ist eine Visite des State Capitol in Richmond, wo sie ihren Sitz hat, ein denkwürdiges Erlebnis.
Das Freilichtmuseum Colonial Williamsburg umfasst Dutzende Bauwerke in der Innenstadt von Williamsburg aus dem 18. Jahrhundert, als es die Hauptstadt der damaligen Kolonie Virginia war. Kostümierte Mitarbeiter des Museums, die die Szenerie mit Leben füllen, lassen den Besuch hier zu einer Reise in die Zeit vor der Gründung der Vereinigten Staaten werden. Diesen historischen Ausflug vervollständigt man am besten mit einem Besuch des Colonial National Historical Parks. Der Park zeichnet die Kolonialgeschichte nach, von ihren Anfängen in Jamestown, der ersten dauerhaften englischen Siedlung Nordamerikas, bis zu ihrem Ende in Yorktown.
Virginia ist aber auch eine Region, die später die Geschicke der USA maßgeblich prägte. Und zwar nicht nur wegen ihrer Nähe zur Bundeshauptstadt oder der Ereignisse während des Bürgerkrieges, sondern weil acht Präsidenten aus dem herrlichen Landstrich zwischen Chesapeake Bay und Appalachen stammten. Die wohl berühmtesten Söhne Virginias sind George Washington und Thomas Jefferson. Vor allem Jefferson als einer der Gründerväter und späterer Präsident hinterließ Eindrucksvolles, das schon für sich genommen eine Reise nach Virginia rechtfertigt.
So ist das Academical Village in Charlottesville, der Sitz der University of Virginia, Teil des Weltkulturerbes. Der Lawn und die umgebenden Bauwerke wurden von Thomas Jefferson entworfen, ebenso wie sein unweit von Charlottesville gelegener Landsitz Monticello, der ebenfalls zum Welterbe gehört. Dem Anwesen südöstlich der Stadt sollte man unbedingt einen Besuch widmen. Und anschließend die gewonnenen Erkenntnisse auf dem Gut Highland des Präsidenten James Monroe direkt nebenan oder dem Landsitz von James Madison namens Montpelier in nur 40 Kilometern Entfernung vertiefen.
Wer dann noch immer durstig nach präsidialen Landsitzen ist, sollte sich Mount Vernon nicht entgehen lassen, in dem niemand Geringeres als George Washington einst residierte. Es ist nur einen Katzensprung von Washington entfernt und lässt sich mit einem Besuch der sehenswerten Stadt Alexandria verbinden.
Die Atlantikküste bietet sich schließlich an, eine Reise durch diesen facettenreichen Bundesstaat zu krönen. Die Chesapeake Bay ist ein Paradies zum Segeln und Surfen. Entlang der riesigen Bucht, die sich von Virginia Beach bis weit ins Inland erstreckt, lockt so mancher abgelegener Strand für eine erholsame Auszeit, bevor man sich in der größten Stadt des Staates mit ihrer kilometerlangen Strandpromenade nochmals ins pulsierende Getümmel stürzt.