Nebraska

Für die einen ist Nebraska nichts weiter als ein riesiges Stück Land mitten im Nirgendwo, für die anderen einer der schönsten Flecken im Wilden Westen voller rustikaler Geschichte, die man im Hier und Jetzt konsequent lebt. Tatsächlich ist der Bundesstaat in der nördlichen Mitte der USA nicht gerade mit dramatischen Attraktionen gesegnet. Doch das einfache und ehrliche Lebensgefühl der Einheimischen zu spüren, ist Grund genug, Nebraska einen Besuch zu widmen.

Und wenn man dabei etwas genauer hinschaut, entdeckt man schnell reizvolle Landschaften und imposante Orte, die einem doch das eine oder andere Staunen abnötigen. Und erkennt recht schnell, dass Nebraska ein Ort ist, den man nicht voreilig abschreiben sollte.

Da ist zunächst die endlose Weite der Prärie in der Mitte der USA, die natürlich auch die Landschaft Nebraskas dominiert. Das Grasland wird immer wieder von Orten durchbrochen, die aus einer anderen Welt zu stammen scheinen. Ein beeindruckendes Beispiel hierfür ist der Toadstool Geologic Park bei Crawford im Nordwesten des Staates. Die dortigen Badlands bestechen nicht nur mit einem enormen Farbenreichtum. Die Kräfte der Erosion brachten zudem surreal anmutende Gebilde hervor, deren Aussehen an Pilze erinnert.

Nicht weit davon stößt man vor den Toren der Ortschaft Alliance auf eine der Skurrilitäten, mit der man in den Vereingten Staaten in tatsächlicher oder eingebildeter Ermangelung von Attraktionen auf sich aufmerksam macht. Es ist eine Kunstinstallation namens Carhenge, die in Form von aufgestellten und übereinandergestapelten Autos den berühmten Steinkreis im englischen Stonehenge maßstabsgetreu nachbildet. Bestehend aus 39 grau angemalten amerikanischen Oldtimern und ergänzt um einige automobile Kunstarrangements, zieht das Werk mittlerweile zehntausende Schaulustige jedes Jahr in seinen Bann.

Weiter südlich verspricht das Scotts Bluff National Monument bleibende Eindrücke. Kernstück des Monuments sind zwei mächtige Sandsteinklippen am Ufer des North Platte River, die aus der Ferne gut zu erkennen sind und seit jeher als Wegmarke dienten. So orientierten sich auch Siedler auf ihren Trecks nach Westen an dem markanten Felsen. Hier entlang führten der Oregon Trail, California Trail und Mormon Trail. Daher kommt dem Monument auch eine enorme geschichtliche Bedeutung zu.

Apropos Trail – es gibt heute auch einen Cowboy Trail. Diese Tourismusroute ist ein beeindruckendes Beispiel für die gelungene Nachnutzung einer ehemaligen Eisenbahnlinie. Wo früher Züge der Chicago and North Western Railway fuhren, kann man jetzt die 192 Meilen zwischen Norfolk und Valentine im Norden Nebraskas mit dem Rad oder zu Fuß zurücklegen. Da der Weg niemals steil ist, lässt sich die Strecke gut bewältigen. Wem die Gesamtstrecke zu lang ist, darf gern auch nur auf einem Teilstück den einen oder anderen Eindruck sammeln. Reichhaltige Einblicke in Nebraskas vielfältige Landschaften sind einem in jedem Fall sicher.

Unweit von Valentine erlebt man im Smith Falls State Park ein weiteres Beispiel dafür, dass Nebraska oft unterschätzt wird. Die Smith Falls am Niobrara River sind mit etwa 21 Metern der höchste Wasserfall des Staates und schön anzusehen. So wie übrigens der Fluss selbst. Dank seines landschaftlichen Reizes erfährt er eine bundesweite Würdigung als Niobrara National Scenic River. Grund genug, sich ein Kajak zu mieten und den malerischen Wasserlauf zu erkunden.

Nach all den Erlebnissen laden kleine Gasthöfe, die man buchstäblich an jedem Ort des Staates findet, Köstliches zu probieren, das die fruchtbaren Böden Nebraskas hervorgebracht haben. Der Trend namens Farm-to-Table hat längst auch im letzten Winkel der Prärie Einzug gehalten. Und wo immer man einkehrt, kommt man als Fremder und geht als Freund. Eine Erfahrung, die man auch auf einer Gästeranch machen kann, während man sich im rustikalen Landleben übt. Letzteres gibt es in einer Gegend wie Nebraska natürlich im Überfluss.

Das darf natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie in Nebraska auch Städte bauen können, in denen es sich auch noch gut aushalten lässt. Zum Beispiel die Hauptstadt Lincoln oder die größte Stadt Omaha, die mit einer halben Million Einwohnern fast schon eine Metropole ist. Damit nennt immerhin rund jeder vierte Bürger Nebraskas Omaha sein Zuhause. Die Stadt bietet ein unerwartet großes Kulturangebot mit Museen, Theatern und Opernhäusern. Sie spielt auch eine bedeutende Rolle in der Geschichte von Jazz, Hip-Hop und anderen Stilrichtungen. Der örtliche Henry Doorly Zoo wird als einer der besten Tiergärten der Welt gefeiert.

Nebraska ist eben für so manche Überraschung gut.

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