Kansas ist ein Bundesstaat, der amerikanischer kaum sein könnte. Hier schlägt das ländliche Herz der USA, wirkt die Geschichte der Expansion nach Westen besonders lebendig und sind die einfachen Leute besonders herzlich. Auch wenn das rurale Amerika nicht mit Attraktionen aufwarten kann, mit denen man landläufig die USA assoziiert, lohnt sich Kansas allein schon aufgrund seines authentischen Charakters. Und dann gibt es auch noch eine Menge Entdeckungen, mit denen sich so manches Fotoalbum füllen lässt.
Und sei es für den Anfang mit Bildern endloser Weizenfelder voller wogender Ähren, die den weiten Himmel zu küssen scheinen. Sie dominieren den Osten des Staates und machen Kansas zu einem der bedeutendsten Weizenproduzenten der USA. Nicht ohne Grund ist es als Kornkammer des Landes bekannt. Wobei Kansas sich den offiziellen Beinamen Sunflower State verlieh, was mit den riesigen Sonnenblumenfeldern zu tun haben dürfte, die es im Staate ebenfalls gibt. Auch wenn der ökologische Nutzen derartiger Monokulturen fraglich ist, für ein herrliches Fotomotiv taugen die freundlichen Blumen allemal.
Jenseits der riesigen Anbauflächen, die die Weiten bestimmen, findet man aber auch kleine Bauernhöfe, von denen sich nicht wenige darauf eingestellt haben, Besucher zu empfangen. Nach dem Motto Farm-to-Table kann man so manche Köstlichkeit am Ort ihres Ursprungs genießen und feststellen, dass Amerika so viel mehr zu bieten hat als Burger und Pommes. Kansas ist berühmt für seine Grill-Spezialitäten.
Wer noch ein bisschen tiefer ins Landleben eintauchen möchte, kann dies auf einer Gäste-Ranch tun. Quer über den Bundesstaat verstreut, bieten diese Ranches Gelegenheit, abseits vom modernen Alltag einfach mal abzuschalten oder sich aktiv zu erholen. Zum Beispiel kann man lernen, mit dem Lasso umzugehen, ausreiten oder den einheimischen Cowboys zur Hand gehen.
Cowboys gibt es in Kansas noch heute zuhauf. Es ist eine der vielen Traditionen, die sie ins Hier und Jetzt mitgenommen haben. Das gleiche gilt für Rodeos, die überall in dem ländlichen Staat zelebriert werden. Am eindrucksvollsten lässt sich dies bei den Dodge City Days erleben. Das mehrtägige Event in Dodge City mit Rodeos, Paraden und rustikalen Feierlichkeiten ist eines der größten Volksfeste in Kansas. Auch sonst ist die in der südwestlichen Mitte des Staates gelegene Kleinstadt für Cowboyfans schon allein wegen des berühmten Boot Hill Museums ein Muss.
Derweil lebt das reiche Kulturerbe der Ureinwohner in Museen fort und mischt sich an symbolträchtigen Orten mit der Geschichte der Besiedlung des Westens. Einer dieser Orte ist Council Grove in den Flint Hills, wo im Jahr 1825 die Stammesführer der Great und Little Osage mit der Bundesregierung einen Vertrag zur Nutzung des Santa Fe Trails schlossen. Von der Eiche, in deren Schatten man die Vereinbarung traf, steht heute nur noch der Stumpf. Geschützt von einer Überdachung, ist die Council Oak eine der Sehenswürdigkeiten am Santa Fe Trail. Diese Route hatte einen wesentlicher Anteil an der Erschließung der Gebiete im Westen der heutigen USA. Stellenweise sind noch die Spuren, die die Wagenräder im Untergrund hinterließen, erkennbar.
Eine der besten Möglichkeiten, der historischen Strecke zu folgen, ist der Flint Hills Nature Trail. Der Fernwanderweg ist zugleich wie gemacht für ein Naturerlebnis. Denn die Flint Hills beherbergen mit einer der weltgrößten Hochgrasprärien eine äußerst wertvolle Landschaft und erbringen den Beweis, dass Prärie durchaus bergig und abwechslungsreich sein kann. Mit Glück trifft man auf hier freilebende Bisons.
Ganz bequem entdecken lässt sich die hügelige Landschaft auch auf dem Flint Hills National Scenic Byway, einer von zwei Panoramastraßen nationaler Bedeutung des Staates. Insgesamt gibt es in Kansas neun Scenic Byways. Jede Menge Gelegenheit also, die malerischen Ecken des Staates auszukundschaften. Dabei durchquert man unweigerlich beschauliche Orte.
So ein Road Trip führt fast zwangsläufig auch in die bedeutendsten Städte Kansas‘, Topeka und Wichita. Hinter den klangvollen Namen, die wohl jeder zumindest aus einem alten Western kennt, verbergen sich die Hauptstadt und die größte Stadt des Staates. Auch hier weht der Hauch der Geschichte an jeder Ecke, ohne jedoch zu verhehlen, dass Moderne und Zukunft hier präsenter sind, als viele wahrscheinlich glauben.
Übrigens liegt in Kansas der geografische Mittelpunkt der kontinentalen USA. Vermesser verorteten ihn im Jahr 1918 nahe des Städtchens Lebanon. 2,5 Meilen nordwestlich des Ortes hat man ein kleines Denkmal errichtet.