Indiana

Indiana hat ein Problem – seine Lage. Der zum Mittleren Westen zugehörige Staat, der von Illinois, Michigan, Ohio und Kentucky eingerahmt wird, liegt sprichwörtlich in der Mitte von Nirgendwo und ist als Reiseziel eher unbekannt. Dabei verspricht der Landstrich zwischen Michigansee und Ohio River nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht blühende Landschaften und außergewöhnliche Attraktionen.

Seit 2019 kann sich Indiana sogar eines Nationalparks berühmen. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Indiana Dunes National Lakeshore zum Indiana Dunes National Park aufgewertet. Der Park schützt die Küstenlinie einschließlich der namensgebenden Dünenlandschaft und des angrenzenden Marschlandes. Die Gegend ist ein wertvoller Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Der Nationalpark umschließt den gleichnamigen State Park. Bei klarer Sicht lässt sich am Horizont die Skyline der Metropole Chicago ausmachen, die aus den Fluten des Michigansees emporzuwachsen scheint.

Etwas weiter östlich versprechen die Wellfield Botanic Gardens eine wahre Augenweide. Der Botanische Garten in der Gemeinde Elkhart besteht aus mehreren individuell gestalteten Gartenanlagen, darunter einem Englischen Garten, einem Japanischen Garten und dem so genannten Quilt Garden. In letzterer sind reichlich mit Blumen bepflanzte Beete so arrangiert, dass sich ein großer blühender Quilt ergibt. Dieser Garten ist übrigens ein Teil des Heritage Trail, an dem sich insgesamt 17 dieser Quilt-Gärten befinden.

Der Heritage Trail führt durch den auch als Indiana Amish Country bekannten Norden des Staates. Es ist der perfekte Ort, um in die Kultur der Amish People einzutauchen, die je nach Untergruppe auf viele Segnungen der Zivilisation bis heute verzichten und althergebrachte Traditionen leben. Auf dem Shipshewana Trading Place Flea Market, dem größten Bauern- und Flohmarkt im Mittleren Westen, bieten 700 Verkäufer ihre handgemachten Erzeugnisse an, von Gebrauchsgegenständen über Kunst bis hin zu allem, was auf den Feldern ihrer Farmen wächst. Der Menno-Hof in Shipshewana erzählt die Geschichte von Amishen, Mennoniten und Hutterern. Mit ihren Pferdewagen auf dem Highway wirken die stolzen und demütigen Amischen, die in Indiana immerhin noch zu Zehntausenden leben, wie Relikte aus der guten alten Zeit.

Liebenswürdige Relikte, die die Zeiten ebenfalls überdauert haben, sind auch die annähernd einhundert überdachten Brücken Indianas. Allein 31 dieser Covered Bridges befinden sich im Parke County im Westen des Staates. Diesen einzigartigen Bauwerken hat man mit dem Parke County Covered Bridge Festival ein eigenes Fest gewidmet. Alljährlich im Oktober veranstaltet, ist es mit zwei Millionen Besuchern das größte Festival in ganz Indiana. Wer einmal hier ist, sollte den Turkey Run State Park nicht verpassen. Bereits 1916 gegründet, kann man durch beeindruckende Schluchten wandern, die der Turkey Run in den Sandstein geschnitten hat.

Landeinwärts zieht Indianapolis Besucher in seinen Bann, wenn man es denn auf dem Schirm hat. Die wenigsten kämen auf die Idee, an Indianapolis zu denken, wenn es um die bedeutendsten Städte der USA geht. Dabei ist Indianas Hauptstadt mit ihren rund 900.000 Einwohnern wesentlich größer als bekannte Metropolen wie San Francisco, Denver oder Miami. Und sie hat auch so manches zu bieten, das einen Aufenthalt lohnt, einige Superlative inklusive. So beherbergt die Stadt mit dem Children’s Museum of Indianapolis das weltgrößte Museum dieser Art. Mit zahlreichen interaktiven Ausstellungen und Exponaten zählt das 1925 gegründete Haus jedes Jahr mehr als eine Million Besucher. Der angestammte Motor Speedway ist Austragungsort des alljährlichen Indy 500, des ältesten Rundstrecken-Autorennens der Welt.

Ebenfalls weniger bekannt, dafür als Destination vielleicht umso interessanter, ist die zweitgrößte Stadt Fort Wayne. Als aufstrebendes Kunst- und Kulturzentrum mit einem der schönsten Zoos der USA und zahlreichen populären Volksfesten ist die Stadt definit einen Besuch wert. Zumal sich andere bedeutende Metropolen der Region wie Indianapolis, Toledo oder Detroit durchaus in Reichweite befinden. Die Universitätsstadt Bloomington bietet sich dagegen an, um nach einer Besichtigungstour in den Süden des Staates aufzubrechen.

Indianas Süden prägt schließlich bewaldetes Bergland. Im vorherrschenden Kalkstein haben sich im Laufe der Erdgeschichte zahlreiche Höhlen gebildet. Das größte Höhlensystem des Staates befindet sich mit der Blinky Cave ganz im Süden unweit der Stadt Corydon. Rund 70 Kilometer sind bisher erforscht. Ein Teilstück, die Indiana Caverns, sind touristisch erschlossen. Das vielleicht beste Erlebnis ist eine unterirdische Bootsfahrt, die Bestandteil der rund 75-minütigen Entdeckungstour ist.

Das Städtchen Corydon ist geschichtlich übrigens interessant, war es doch kurzzeitig die Hauptstadt des seinerzeitigen Indiana Territory. Das erste State Capitol Indianas aus dem Jahr 1816 in Downtown Corydon ist eines der bedeutendsten Zeitzeugnisse der Region und die wichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt. Hier trug sich zudem am 9. Juli 1863 mit dem Battle of Corydon die einzige offiziell in Indiana ausgetragene Schlacht während des amerikanischen Bürgerkriegs zu.

Sehenswert ist auch die Stadt Madison im Südosten des Staates. Im Jahr 2006 wurden weite Teile der Innenstadt als National Historic Landmark unter Denkmalschutz gestellt.

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