Die Shoshone Falls in Idaho sind als eine der Naturschönheiten im Nordwesten der USA einer Stippvisite mehr als würdig. Ohne Weiteres als einer der imposantesten Wasserfälle des Landes zu attribuieren, stürzen sich die Wassermassen des Snake Rivers in einem lauten Rauschen auf fast 300 Metern Länge über 65 stattliche Meter in die Tiefe. Das beeindruckende Erscheinungsbild brachte dem Wasserfall den Beinamen als Niagara Falls of the West ein. Mit mehreren Hunderttausend Besuchern jedes Jahr ist das Wunderwerk natürlicher Kräfte die populärste Attraktion im Süden Idahos.
Wenngleich der Vergleich mit den einzigartigen Niagarafällen dann doch etwas übertrieben erscheint, übertreffen die Shoshone Falls die berühmtesten Wasserfälle der USA und Kanadas in der Fallhöhe immerhin um mehrere Meter. Die Shoshone Falls beziehen ihren bestechenden Reiz aus der Tatsache, dass sich die Fluten in zahlreichen Kaskaden über eine Stufe aus zerklüftetem Vulkangestein ergießen. Vor allem im Frühjahr, wenn die Schneeschmelze in den Rocky Mountains den Snake River hat anschwellen lassen, ist das Naturschauspiel besonders eindrucksvoll anzusehen. Normalerweise ist der Durchfluss im Juni am höchsten und beträgt nach schneereichen Wintern durchaus 600 Kubikmeter pro Sekunde.
In trockenen Jahren kann es dagegen vorkommen, dass die Wassermenge nur einen Bruchteil davon ausmacht. Die intensive Landwirtschaft in der Region, die auf künstliche Bewässerung angewiesen ist, und das Wasserkraftwerk, das zur Stromerzeugung weiteres Wasser aus dem Fluss ableitet, tun ihr Übriges, dass vor allem im Sommer und Herbst mitunter nur kümmerliche 8,5 Kubikmeter Wasser pro Sekunde über die Shoshone Falls fließen. Dies ist die Menge, die der Kraftwerksbetreiber Idaho Power während der touristischen Hauptsaison im Sommer aus seinem Staudamm direkt oberhalb des Wasserfalls wenigstens abgeben muss, damit Besucher nicht einem trockenen Wasserfall gegenüberstehen müssen. In diesem Fall wird das Kernstück der Shoshone Falls, das als Bridal Veil Falls bekannt ist, immer noch von Wasser überspült.
Vom Shoshone Falls Park, den die Stadt Twin Falls am Rand des bis zu 150 Meter tiefen Snake River Canyons eingerichtet hat, genießt man in jedem Fall einen eindrucksvollen Panoramablick auf die Wasserfälle und in die Schlucht, durch die sich der Snake River den Weg in Richtung der nahegelegenen Hagerman Fossil Beds bahnt. An der Abbruchkante sind mehrere Aussichtsplattformen angelegt.
Bei der Gelegenheit sollte man eine Wanderung auf dem Canyon Rim Trail nicht auslassen. Der Wanderweg folgt der Abbruchkante in westlicher Richtung und erlaubt Blicke auf die Shoshone Falls und in Schlucht flussaufwärts, die für viele Betrachter noch imposanter sind. Der Trail führt zu dem Ort, an dem der berühmte Stuntman Evel Knievel am 8. September 1974 – allerdings erfolglos – versuchte, mit einem Raketenfahrzeug die Schlucht zu überspringen. Die Startrampe des waghalsigen Unterfangens, das für Knievel mit einer gebrochenen Nase, ansonsten aber glimpflich endete, ist noch heute gut erkennbar.