Der Chesapeake and Ohio Canal im Osten der USA ist ein Juwel der Ingenieurskunst und ein Meilenstein in der Transportgeschichte des Landes. Mit dem Chesapeake and Ohio Canal National Historical Park wird das Meisterwerk erhalten und für zukünftige Generationen bewahrt. Der Park erstreckt sich über knapp 185 Meilen (298 km) entlang der historischen Wasserstraße und reicht von Washington, DC bis nach Cumberland im Westen Marylands. Damit ist er einer der längsten und mit fünf Millionen Besuchern auch einer der populärsten Nationalparks der Nation.
Der Bau des Chesapeake and Ohio Canals begann im Jahr 1828 und ist das erste große Infrastrukturprojekt in der Geschichte der USA, das den revolutionären Bau des ersten Highways (heute bekannt als Historic National Road) locker in den Schatten stellt. 1831 eröffnet, diente er bis ins Jahr 1924 vor allem als Transportweg für Kohle und Holz aus den Appalachen nach Washington. Nach der Stilllegung von mehreren Flutkatastrophen schwer beschädigt und teilweise zerstört, wurde der Kanal 1961 zum Nationalmonument erklärt und zehn Jahre darauf in den heutigen National Historical Park umgewandelt. Seither gibt es enorme Anstrengungen, den Kanal und seine Nebenanlagen zu reparieren und zu restaurieren.
Inzwischen können sich Besucher mit diesem besonderen Ort auf vielfältige Weise verbinden. In zahlreichen Biotopen findet sich eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt. Der streckenweise wieder befahrbare Kanal mit restaurierten Schleusen lädt zu einer Bootstour ein, während die parallel verlaufenden Treidelpfade, auf denen einst Pferde und Esel Lastkähne zogen, wie geschaffen sind für Wanderungen und Radpartien.
Zu den technischen Meisterwerken gehört der Paw Paw Tunnel südöstlich von Cumberland. Der fast ein Kilometer lange Schiffstunnel gilt als größte Ingenieursleistung im Verlauf des Kanals. Kaum weniger imposant sind die Aquädukte des Chesapeake and Ohio Canals, die Nebenflüsse des Potomac River überqueren. Von den ursprünglich elf Schiffsbrücken sind einige bis heute erhalten, darunter das Monocacy Aqueduct. Es ist mit 16 Bögen und 157 Metern Länge zugleich das imposanteste Aquädukt des Kanals. Andere wie das Catoctin Aqueduct wurden nach historischem Vorbild rekonstruiert.
An der historischen Great Falls Tavern, die heute eines von insgesamt sechs Besucherzentren des Parks beherbergt, besteigt man am besten die Charles Mercer, die auf althergebrachte Weise von einem Esel gezogen wird. Ranger des Parks in historischer Tracht bedienen die Schleusen und vermitteln den Teilnehmern der Tour einen authentischen Eindruck der Funktionsweise des Kanals während seiner Blütezeit. Die 45-minütigen Programme werden von Frühjahr bis Herbst angeboten und sind kostenlos.
Ein landschaftlicher Höhepunkt erwartet Besucher ein Stück südlich der Great Falls Tavern mit den Great Falls des Potomac River, den der Chesapeake and Ohio Canal in mehr oder weniger geringem Abstand begleitet. Der Wasserfall ist zwar nicht besonders hoch. Doch zu erleben, wie sich die tosenden Fluten über und zwischen mächtigen Felsbrocken ergießen, ist mehr als beeindruckend. Die Great Falls sind nicht ohne Grund ein populäres Ausflugsziel, das nach einer kurzen Wanderung erreicht ist.
Wandern gehört ohnehin zu den beliebtesten Aktivitäten im Chesapeake and Ohio Canal National Historical Park, ebenso wie Radfahren. Der durchgehend wiederhergestellte Treidelpfad, der in seinem Verlauf unter anderem am Harpers Ferry National Historical Park und dem Antietam National Battlefield vorbeiführt, bietet beste Voraussetzungen. Wobei man mit dem Rad fraglos im Vorteil ist, wenn es darum geht, eine größere Distanz zurückzulegen. Alle paar Meilen gibt es übrigens kostenlose Campingmöglichkeiten für Wanderer und Radfahrer.