Im Norden New Mexicos verbirgt sich mit dem Chaco Culture National Historical Park einer der bedeutendsten Teile des Kulturerbes Nordamerikas. Der Chaco Canyon im Nordwesten des geschichtsträchtigen Bundesstaates war vom 9. bis zum 13. Jahrhundert der Mittelpunkt der Pueblo-Kultur. Noch heute lassen die monumentalen Ruinen die enorme Bedeutung dieses Ortes erkennen. Grund genug für die Unesco, dem Chaco Canyon den Status eines Weltkulturerbes zuzuerkennen.
Hat man erst die etwas beschwerliche Anfahrt über viele Kilometer unbefestigte Pisten bewältigt, steht man vor einer beeindruckenden Ansammlung von Ruinen, eingebettet in einem weitläufigen Tal, das ebenso karg wie malerisch ist. Die enormen Ausmaße der Bauwerke, die die Anasazi zwischen 850 bis 1250 hier errichteten, werfen einen regelrecht um. Nirgends sonst ist in den USA Ähnliches zu finden. Sogar berühmten Relikte, wie man sie im Mesa Verde National Park oder im Canyon de Chelly National Monument vorfindet, sind nichts im Vergleich zu den Monumentalbauten im Chaco Culture National Historical Park.
Dabei sind die Ausmaße der Ruinen nur ein Aspekt, der immer wieder in Erstaunen versetzt. Müssen ihre Erbauer doch beachtliche technische Fertigkeiten verfügt haben, um die mehrgeschossigen Strukturen so zu errichten, dass auch Hunderte Jahre später noch erstaunlich viel Substanz erhalten geblieben ist. Vielleicht noch verblüffender ist die Tatsache, dass die Gebäude gezielt nach den Himmelskörpern ausgerichtet wurden. Sichtachsen zwischen den einzelnen Komplexen und angelegte Straßenverbindungen zeugen zudem davon, welchen Stellenwert Interaktion und Austausch bei den damaligen Bewohnern gehabt haben mussten.
Auf den historischen Spuren lässt sich heute vergleichsweise komfortabel wandeln. Eine Rundstraße, die erfreulicherweise asphaltiert ist, erschließt die wichtigsten Siedlungskomplexe für Besucher des Parks, von denen es nicht allzu viele in die entlegene Wüstenregion verschlägt.
Zu den beeindruckendsten Pueblos im Chaco Canyon gehören Chetro Ketl, Casa Rinconada, Pueblo del Arroyo und das Pueblo Bonito. Letzteres ist besonders imposant, wenn man seine Ausmaße aus der Vogelperspektive betrachtet. Dies erlaubt der Pueblo Alto Trail, der unweit des Pueblo Bonito die schroffe Felswand erklimmt und einen wunderbaren Blick über den Chaco Canyon ermöglicht. Schon wegen dieses Panoramas zählt dieser Trail zu den lohnendsten Möglichkeiten zum Wandern weit und breit.
Der Chaco Canyon wurde bereits im Jahr 1907 als National Monument unter Schutz gestellt und 1980 zum National Historical Park aufgewertet, vergleichbar mit einem Nationalpark. Seinen 1987 zuerkannten Welterbetitel teilt sich der Park mit dem nicht weit entfernten Aztec Ruins National Monument. Er umfasst außerdem fünf archäologische Fundstellen in der Umgebung des Chaco Canyon.