Für den Grand Canyon Superlative zu bemühen, ist keine Übertreibung. Das gigantische Schluchtensystem im Norden Arizonas ist so atemberaubend, dass Worte es kaum beschreiben können. Den Grand Canon muss man einfach gesehen und gefühlt haben, um ihn zu begreifen. Der Grand Canyon National Park, der einen großen Teil dieser imposanten Naturlandschaft unter Schutz stellt, bietet jede Menge Gelegenheit hierfür.
Allein die Zahlen sind überwältigend: Mehr als 1.600 Meter tief, durchschnittlich 16 Kilometer breit und 446 Kilometer lang, zeigen sich am Grand Canyon Jahrmillionen Erdgeschichte, die wie ein offenes Buch vor einem liegen. Zu verdanken ist dieses Weltwunder den unbändigen Kräften der Elemente. Der Colorado River grub sich in Millionen Jahren tiefer und tiefer in die Gesteinsschichten und schuf gemeinsam mit Regen, Frost und Wind ein einzigartiges Labyrinth aus bizarr geformten Schluchten. Von wo man den Blick über diese einzigartige Landschaft auch schweifen lässt, die Aussicht lässt einem immer wieder den Atem stocken.
Nähern kann man sich dem Grand Canyon von Süden und Norden. Auf beiden Seiten der Schlucht gibt es unzählige Aussichtspunkte. Die meisten der Millionen Besucher, die der 1919 eingerichtete Nationalpark alljährlich verzeichnet, erkunden den South Rim. Mit all ihren spektakulären Aussichtspunkten und dem zentral gelegenen Grand Canyon Village ist der südliche Rand der Schlucht sehr gut touristisch erschlossen und auch leicht erreichbar. Sogar mit dem Zug kann man anreisen – der South Rim hat den einzigen Bahnhof eines Nationalparks in den USA.
Am abgelegenen North Rim ist es dagegen merklich ruhiger. Die wesentlich höhergelegene nördliche Abbruchkante liegt abseits der üblichen Tourismusrouten und bringt eine lange Anfahrt mit sich. Doch der Umweg lohnt sich. Denn der Ausblick von dieser Seite ist nicht minder beeindruckend. Gelegenheit, sich selbst ein Bild zu machen, bietet sich aber nur von Mai bis Oktober. Wenn Schnee liegt, ist die Zufahrt zum North Rim für Autos gesperrt.
Von beiden Seiten führen einige Trails in steilen Kehren an den schroffen Wänden entlang in die Tiefen des Canyons. Eine Wanderung hinunter zum mächtigen Colorado River und der anstrengende Aufstieg gehören zu den ultimativen Abenteuern. Wem das zu beschwerlich ist, kann die Tour auch auf einem Maultier absolvieren. Maultier-Karawanen sind regelmäßig auf den steilen Pfaden unterwegs. Spektakuläre Erlebnisse versprechen überdies Rundflüge über den Grand Canyon oder ein Rafting-Trip auf dem Colorado River. In beiden Fällen erlebt man dieses einzigartige Schluchtensystem aus völlig anderer Perspektive. Doch selbst ein Ausflug mit einem Mietfahrrad auf dem Rim Trail ist eine beeindruckende Erfahrung.
Aber auch wer sich nur darauf beschränkt, dieses Wahrzeichen der USA von einigen Aussichtspunkten wie dem Mather Point aus zu bewundern, wird sich an diese Momente immer wieder erinnern. Besonders dann, wenn man noch den Sonnenuntergang abgewartet hat. Wenn das Abendlicht die Canyonwände in ein warmes Rot taucht, geht ein unvergesslicher Tag zu Ende.