Die Big Cypress National Preserve umfasst die subtropische Wildnis eines riesigen Sumpfes im Süden Floridas. Das im Jahr 1974 eingerichtete Schutzgebiet ist das erste seiner Art in den USA und ein Kompromiss zur nachhaltigen Bewahrung des wertvollen Naturraums ohne die Beschränkungen eines Nationalparks. Besucher dürfen sich hier somit auf Unternehmungen freuen, die im unmittelbar angrenzenden Everglades National Park nicht möglich sind. Auch wer sich nur darauf beschränkt, die artenreiche Tier- und Pflanzenwelt zu erkunden, kommt voll auf seine Kosten.
Selbst wenn man nur auf der Durchreise ist, lohnt es sich, anzuhalten und in den enormen Reichtum einzutauchen. Statt auf der Interstate 75 einfach vorbeizurauschen, nimmt man dazu den U.S. Highway 41. Die Route, auch bekannt als Tamiami Trail, durchquert die Big Cypress National Preserve von West nach Ost. Bereits entlang der Straße gibt es reichlich Gelegenheit, die vielfältige Flora und Fauna kennenzulernen.
Am besten beginnt man im Big Cypress Oasis Visitor Center, das sich ungefähr auf halbem Weg zwischen Naples im Westen und Miami im Osten befindet. Das Besucherzentrum, übrigens der südliche Start- und Endpunkt des Florida National Scenic Trails, ist nicht nur ideal, um sich Ausflugstipps zu holen, sondern auch Bekanntschaft mit Alligatoren zu machen. Die urzeitlichen Reptilien tummeln sich in einem Wassergraben und können von einem Steg ganz aus der Nähe beobachtet werden.
Wem die Zahl der Zuschauer hier zu groß ist, findet sich auf zahlreichen Wanderwegen und Bike Trails, die das Schutzgebiet durchziehen, schon nach wenigen Metern in einsamer und unberührter Wildnis wieder. Laut Rangern einer der besten Wanderwege ist der Gator Hook Trail. Allerdings sollte man sich während der Regenzeit darauf gefasst machen, durch Wasser zu waten. Stets trockenen Fußes kommt man indes auf den Holzstegen voran, die – wie etwa im Kirby Storter Roadside Park oder in der HP Williams Picnic Area – am Tamiami Trail zu finden sind.
Angst vor den omnipräsenten Alligatoren braucht man übrigens nicht zu haben. Die Tiere meiden normalerweise den Kontakt zu Menschen. Dennoch sollte man ausreichenden Abstand wahren, um sie nicht zu erschrecken und ein möglicherweise aggressives Verhalten zu provozieren.
Wer jedoch auf Nummer sicher gehen möchte, kann die Big Cypress National Preserve auch ganz bequem vom Auto aus erkunden. Die beste Möglichkeit hierfür bietet der Loop Road Scenic Drive südlich des Highway 41. Auf rund 25 Meilen (40 km) unbefestigter Piste geht es durch die typische Sumpflandschaft. Wenngleich die Piste bei Trockenheit staubig und nach Regen matschig sein kann, ist die Fahrt ein Erlebnis, das Begegnungen mit Alligatoren und vielen weiteren Tieren garantiert. So trifft man zwangsläufig auf Störche, Silberreiher und unzählige andere Vögel. Landschaftlich weniger reizvoll, aber ein Paradies für Vogelbeobachtung ist der zweite Scenic Drive, ein 17 Meilen (27 km) langer Rundkurs aus Turner River Road, Wagon Wheel Road und Birdon Road.
Weite Bereiche in dem mit fast 3.000 Quadratkilometern riesigen Sumpfgebiet sind unerreichbar. Es sei denn, man schwingt sich auf ein Air Boat, mit dem sich selbst in den entlegensten Winkel vordringen lässt. Am Tamiami Trail haben sich verschiedene Anbieter solcher Ausflüge niedergelassen. Von dort starten regelmäßig Touren mit den für Florida so charakteristischen Booten durch die Wildnis. Die vielen Wasserwege, die die Big Cypress National Preserve durchziehen, sind für Kajakfahrer interessant. Zwei der besten Routen sind Turner River und Halfway Creek im Westen des Schutzgebietes. Entsprechende Ausrüstung kann man praktischerweise direkt am Tamiami Trail mieten.
In der Big Cypress National Preserve gibt es insgesamt acht Campingplätze – von gut erreichbar und komfortabel ausgestattet bis zum einfachen wie ursprünglichen Zeltplatz im entlegenen Hinterland ist alles dabei. Im Dunkeln lohnt sich ein Blick in den Himmel. Denn das Schutzgebiet ist so weit von der Zivilisation entfernt, dass die Sterne am Firmament besonders gut zu erkennen sind. Das brachte Big Cypress nicht zuletzt die Würdigung als International Dark-Sky Reserve ein.