Die Kleinstadt Natchitoches ist ein Juwel im Süden der Vereinigten Staaten, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Die älteste Stadt Louisianas lockt mit einem reichen kulturellen Erbe jedes Jahr mehr als eine Million Besucher an. Dass die meisten den Namen nicht korrekt aussprechen können, ist übrigens Nebensache, zumal die Schönheit von Natchitoches ohnehin die Sprache verschlägt.
Schon allein die aufwendig restaurierte Innenstadt lohnt einen Ausflug in den Ort, dessen Anfänge zurück in das Jahr 1714 reichen. Die gepflasterten Straßen säumen hübsche Häuser, von denen so manches mit aufwendigen schmiedeeisernen Balustraden versehen ist, die reich geschmückte Balkone einfassen. Darunter verbergen sich Läden, Cafés und Restaurants, die einen ohnehin schon erlebnisreichen Spaziergang formidabel abrunden. Eine noch bessere Möglichkeit, die Straßenzüge zu erleben, ist an Bord einer Pferdekutsche.
Besonders malerisch ist die Front Street. Die Szenerie wirkt wie eine verkleinerte Version des berühmten French Quarters in New Orleans. Das Kleinod wurde für seine gelungene Restaurierung und Revitalisierung im Jahr 2006 mit dem Great American Main Street Award ausgezeichnet. Ein Muss ist der Besuch im Kaffie-Frederick General Mercantile Store. Der 1863 eröffnete Gemischtwarenladen ist das älteste Geschäft seiner Art in ganz Louisiana.
Ist die Front Street entlang des Ufers das ganze Jahr über schon die gute Stube der Stadt, erweist sie sich in der Weihnachtszeit als besonderer Anziehungspunkt für Besucher aus aller Welt. In der Weihnachtszeit ist sie zentraler Schauplatz des Natchitoches Christmas Festivals. Seit 1927 eine feste Institution im Veranstaltungskalender der Stadt, ist es das älteste und größte Event seiner Art in den USA. Die Feierlichkeiten dauern ganze sechs Wochen, vom Sonntag vor Thanksgiving bis zum Dreikönigstag.
Jede Nacht tauchen dann Hunderttausende Lichter und mehr als einhundert Szenenbilder das weihnachtliche Natchitoches in einen zauberhaften Glanz. Samstagabends erleuchtet zusätzlich ein aufwendiges Feuerwerk den Nachthimmel, während die traditionelle Christmas Festival Parade ein weiterer populärer Höhepunkt ist. Unter den kulinarischen Genüssen, ohne die ein solches Fest undenkbar wäre, sticht der berühmte Natchitoches Meat Pie hervor. Die traditionelle Fleischpastete ist eines der Nationalgerichte Louisianas und wird hier immer und überall serviert. Sie zu probieren, ist ein Muss – Vegetarier sind selbstverständlich entschuldigt.
Weitere Sehenswürdigkeiten in Natchitoches sind die Louisiana Sports Hall of Fame und das Fort St. Jean Baptiste. Letzteres erinnert mit der originalgetreuen Rekonstruktion einer französischen Befestigungsanlage an die Anfänge der Stadt um Ufer des Cane River. Auf dem Fluss lädt übrigens die Cane River Queen im Sommer zu einer entspannten Rundfahrt ein.
Nicht nur Natchitoches selbst, sondern auch seine Umgebung ist für ein vielfältiges Kulturerbe berühmt. Die Gegend entlang des Cane River ist daher als Cane River National Heritage Area geschützt und wartet mit zahlreichen Kulturschätzen auf. Einer davon ist der Cane River Creole National Historical Park, der die historischen Baumwollplantagen Oakland Plantation und Magnolia Plantation umfasst. Beide Plantagen sind in ihrem ursprünglichen Zustand aus dem 18. Jahrhundert erhalten und gehören zu den besten Zeugnissen der französisch-kreolischen Kultur in den USA.
Einen Besuch wert ist nicht zuletzt die Melrose Plantation, die ihren außerordentlichen historischen Wert auf die Tatsache stützt, dass sie von einer befreiten Sklavin gegründet wurde. Marie Thérèse Coincoin errichtete nicht nur die Plantage, sondern gründete mit ihren Nachkommen die Gemeinde Isle Brevelle und die dortige Kirche St. Augustine Catholic Church. Diese und Dutzende weitere Örtlichkeiten sind zum Louisiana African American Heritage Trail zusammengefasst, der anhand authentischer Schauplätze die afroamerikanische Geschichte des Staates nachzeichnet.
Im Gator Country Louisiana erlebt man die einheimische Tierwelt aus erster Hand. Die beliebtesten Protagonisten sind Schildkröten und natürlich Alligatoren. In einem Streichelzoo kommen Kinder auf ihre Kosten, und beim hautnahen Kontakt mit Alligatoren-Nachwuchs lassen sich etwa vorhandene Ängste vor den urzeitlichen Wesen ablegen.
Bleibt noch die Frage zu klären, wie der Name Natchitoches korrekt ausgesprochen wird. Die richtige Aussprache lautet in etwa „Necketesch“, wobei die erste Silbe des Wortes betont ist.