Die einstige Walfanghochburg Nantucket befindet sich zwar schon ein gutes Stück von der Küste Massachusetts‘ entfernt im Atlantischen Ozean. Doch um die idyllische Insel zu bewundern, ist kein Weg zu weit. Eineinhalb Stunden mit der Fähre von der ebenfalls lohnenswerten Halbinsel Cape Cod entfernt, erwartet Besucher eine andere Welt mit einer traumhaften Mischung aus Natur, Geschichte und Tradition.
Ein absolutes Muss ist das wohl berühmteste Museum auf Nantucket, das sich dem Walfang widmet, der der Insel einst Wohlstand und internationale Bekanntheit bescherte. Das Nantucket Whaling Museum befindet sich am Hafen und ist für die meisten Besucher, die mit der Fähre eintreffen, der erste Anlaufpunkt.
Die denkmalgeschützte Umgebung verzaubert mit Kleinstadtidylle wie aus dem Bilderbuch. Die schmalen Straßen mit backsteingepflasterten Gehwegen säumen liebevoll gepflegte Holzhäuser. Das Ensemble mit Dutzenden Gebäuden aus der Zeit vor dem amerikanischen Bürgerkrieg gilt als eines der schönsten Beispiele für eine Hafenstadt Neuenglands. Hier und da findet sich ein historisch bedeutendes Bauwerk wie das Greater Light, das Hadwen House oder das Old Gaol, das einstige Gefängnis Nantuckets. Das Oldest House (auch bekannt als Jethro Coffin House) auf dem Sunset Hill stammt aus dem Jahr 1686 und ist das älteste Bauwerk der Insel, das sich an seinem ursprünglichen Standort befindet.
Bei einem geführten Stadtrundgang ist sichergestellt, dass man keine wichtige Sehenswürdigkeit auslässt, und erfährt zugleich alles über die wohl berühmteste Persönlichkeit, die die Insel hervorbrachte, Maria Mitchell. Die vielseitig interessierte Wissenschaftlerin des 19. Jahrhunderts war die erste Astronomin der USA. Nach ihr benannt ist nicht nur das Maria Mitchell Observatory, eine von zwei Sternwarten in Nantucket, sondern auch das Naturkundemuseum gleich um die Ecke und das Maria Mitchell Aquarium. Letzteres zeigt während der Sommermonate einheimische Wasserbewohner, die am Ende der Saison wieder in die Freiheit entlassen werden.
Wer bei einem Bummel durch die südlichste Stadt in Massachusetts und von Neuengland hungrig geworden ist, was dank der frischen Seeluft schnell passieren dürfte, findet in den Restaurants rings um den Hafen jede Menge Auswahl. Hier wird spätestens beim ersten Bissen klar, weshalb Nantucket in dem Ruf steht, eine ausgewiesene Destination für Foodies zu sein. An Köstlichkeiten aus dem Meer führt kaum ein Weg vorbei. Die Austern stammen frisch von Austernbänken vor den Küsten Nantuckets.
Wer sich für derlei Delikatessen nicht erwärmen mag, sollte sich die Bartlett’s Farm im Südwesten der 270 Quadratkilometer großen Insel nicht entgehen lassen. Der älteste und größte Bauernhof Nantuckets ist nicht nur eine Touristenattraktion, weil man bei einer Tour erfährt, wie auf dem seit 1843 in Familienbesitz befindlichen Anwesen gewirtschaftet wird. All die schmackhaften Erzeugnisse kann man sich vor Ort zu einem unvergesslichen Frühstück, Lunch oder Dinner zusammenstellen lassen. Leckeres Backwerk gibt es natürlich auch.
Gut gestärkt, wartet auf Nantucket jede Menge mehr darauf, entdeckt zu werden. Um mobil zu sein, mietet man sich am besten ein Fahrrad oder greift auf das öffentliche Bussystem zurück, das auf verschiedenen Routen fast jeden Ort der Insel ansteuert. Oder man verbindet beide Möglichkeiten, denn alle Busse sind mit entsprechenden Fahrradständern ausgestattet. Ein paar Kilometer östlich des Hauptortes beleuchtet das Nantucket Shipwreck and Life Saving Museum eine spannende Facette der lokalen Küstengeschichte.
Lohnenswerte Ziele sind natürlich auch die Strände, die die Insel ringsum einrahmen, darunter der Madaket Beach oder der Cisco Beach im Westen oder der Quidnet Beach an der Ostküste Nantuckets. Hier befindet sich mit dem Sankaty Head Lighthouse eines der Wahrzeichen des Eilands und lohnendes Ziel eines Strandspaziergangs.
Der rot-weiß gestreifte Leuchtturm oberhalb der Steilküste verheißt einen schönen Blick hinaus auf das Meer. Verspürt man bei diesem Anblick Lust auf eine Bootstour, wendet man sich am besten an einen der einheimischen Anbieter. Das Angebot reicht von Hafenrundfahrten über Segelausflüge bis hin zum Hochseeangeln. Mit Glück und dem richtigen Timing bekommt man unterwegs sogar Wale zu Gesicht.
Nantucket befindet sich rund 40 Kilometer südlich von Cape Cod. Von dort sowie von Martha’s Vineyard und New Bedford verkehren regelmäßig Fähren auf die Insel. Wem die Überfahrt mit dem Schiff zu lange dauert, kommt auch ganz bequem mit dem Flugzeug hierher. Der Flughafen der Insel wird in der Hauptsaison von mehreren Fluglinien angesteuert, die Besucher aus Boston, aber auch von entfernteren Städten wie New York, Philadelphia oder Washington einfliegen. Wenngleich es im Sommer hier außerordentlich schön ist, hat Nantucket auch außerhalb der Hochsaison seinen Reiz. Wenn sich die Gäste rar machen und Ruhe einkehrt, ist die Verlockung ungleich größer, dem einzigartigen Charme dieses Ortes zu erliegen.