Mit dem Poverty Point beherbergt der äußerste Nordosten von Louisiana eines der archäologischen Juwelen der Vereinigten Staaten. Es ist das größte und umfassendste kulturelle Zeugnis der amerikanischen Vorgeschichte, das man bisher entdeckt hat. Der herausragenden Bedeutung der mehr als 3.000 Jahre alten Strukturen trägt nicht nur die Einrichtung des Poverty Point National Monuments Rechnung. Der Ort gehört seit dem Jahr 2014 sogar zum Weltkulturerbe der Unesco.
Zu den monumentalen Erdwerken des Poverty Point National Monuments gehören neben imposanten Erdhügeln (so genannten Mounds) und anderen Strukturen parallel in einer ungefähren Halbkreisform verlaufende Erdwälle. Sehr gut zu erkennen sind die sechs Mounds innerhalb und außerhalb dieser Anlage. Markant ist vor allem der als Mound A bezeichnete Erdhügel, der sich über mehr als vier Hektar erstreckt und mehr als 20 Meter hoch ist.
Die sechs Wälle sind das vielleicht imposanteste Merkmal des Poverty Points. Das äußere Bauwerk hat einen Durchmesser von etwa 1,2 Kilometern. Der Errichtung liegt eine gigantische technische und logistische Leistung zugrunde. In Handarbeit wurden Millionen Kubikmeter Erdreich bewegt und zu den geometrisch perfekten Formen angeordnet.
Leider sind die ursprünglichen Ausmaße der Anlage nur noch zu erahnen. Im 19. Jahrhundert befand sich hier eine Plantage namens Poverty Point, nach der die Örtlichkeit benannt ist. Aufgrund der landwirtschaftlichen Nutzung des Areals über mehrere Jahrzehnte hinweg wurden die Wälle deutlich eingeebnet. Vor allem auf Luftbildern ist die beeindruckende Leistung ihrer Erbauer gut erkennbar. Der von der Wallanlage umschlossene Bereich zum Bayou Macon hin, einem Altarm des Mississippi, wirkt wie eine Bühne. Man geht davon aus, dass dieser als Plaza bezeichnete Ort für besondere Zeremonien genutzt wurde.
An dieser Stelle befindet sich heute das zum Poverty Point gehörige Museum. Es stellt viele Relikte aus, die Archäologen bei umfangreichen Ausgrabungen im 20. Jahrhundert entdeckten. Zu den unzähligen Fundstücken, die man am Poverty Point machte, gehören gebrannte Formen aus Löß, von denen Archäologen vermuten, dass sie zum Kochen verwendet wurden. Zu sehen sind auch dekorative Gegenstände in Würfel- oder Kugelform. Bei einer audiovisuellen Präsentation lernt man mehr über die Erkenntnisse, die Archäologen über den Ausgrabungsort gewonnen haben und wie das Leben der Menschen hier zur Zeit der Archaischen Periode ausgesehen haben könnte.
Obwohl die Welterbestätte ein Nationalmonument ist, hat der Staat Louisiana, am Poverty Point die Regie. Der Staat betreibt den Ort als State Historic Park, weshalb hier übrigens ausnahmsweise der Nationalpark-Pass nicht gilt, bietet spezielle Informationsprogramme und Führungen an. Auf den Trails der Anlage kann man den Poverty Point aber auch in aller Ruhe selbst erkunden und diesen einzigartigen Schauplatz der Vorgeschichte auf eigene Weise interpretieren. Das entsprechende Kartenmaterial erhält man im Museum, das gleichzeitig als Besucherzentrum fungiert.
Rund drei Kilometer südlich des Poverty Points befindet sich mit dem Lower Jackson Mound ein weiteres Erdbauwerk, das nochmals wesentlich älter ist. Moderne Radiokarbon-Analysen ergaben, dass dieser Hügel rund 1.500 Jahre vor den Anlagen des Poverty Points entstand. Gute zwei Kilometer nördlich gibt es mit dem Motley Mound schließlich ein weiteres Bauwerk aus der Vorzeit.