Der Capitol Reef National Park erstreckt sich entlang einer gigantischen Verwerfung der Erdoberfläche. Die Waterpocket Fold erhebt sich wie ein felsiges Riff aus der Wüstenlandschaft Utahs und fesselt mit beeindruckenden Formationen und Farben. Mit unzähligen Canyons, Klippen, Steinbögen ist der Nationalpark in der südlichen Mitte des Bundesstaates ein ausgemachtes Paradies zum Wandern und Entdecken.
Dank seiner dramatischen Landschaft, die aus einer anderen Welt entstammen könnte, würde sich das Capitol Reef sehr gut in einer Bestenliste machen. Tatsächlich ist der Nationalpark trotz seiner zentralen Lage zwischen Bryce Canyon auf der einen sowie Arches sowie Canyonlands auf der anderen Seite bis heute ein von vielen unterschätzter Ort. Die meisten Besucher beschränken sich auf ein vergleichsweise kleines Areal in der Mitte, das der Highway 24 durchquert.
In diesem Bereich gibt es durchaus Spannendes zu erleben, das allein einen ganzen Tag mit Entdeckungen zu füllen vermag. Nähert man sich von Westen dem Park, präsentiert sich die Landschaft in all ihrer Pracht direkt vor einem. Der Panorama Point und der benachbarte Sunset Point sind ideal, um die Dramatik in aller Ruhe in sich aufzunehmen. Oder man erklimmt den Chimney Rock Trail und lässt den Blick aus luftiger Höhe über die farbenprächtigen Klippen schweifen.
An dem Highway beginnen weitere beliebte Wanderstrecken wie der Grand Wash Trail oder der Weg zur Hickman Natural Bridge. Andere vielbesuchte Attraktionen sind prähistorische Petroglyphen, das winzige Schulhaus der einstigen Ortschaft Fruita oder das Besucherzentrum. Direkt nebenan beginnen die historischen Obstplantagen, die mormonische Siedler im fruchtbaren Schwemmland des wasserreichen Virgin River anlegten.
Bis heute vom Team des Nationalparks nach historischem Vorbild gepflegt, gedeihen hier Obstbäume, deren Früchte sich Besucher zur Erntezeit für ein kleines Entgelt pflücken können. Äpfel, Pfirsiche oder Kirschen versprechen eine schmackhafte Stärkung. Im Haus der einstigen Gifford Farm kann man Apfelkuchen probieren, bevor es auf dem Scenic Drive ins Herz des Nationalparks geht. Eine Fahrt durch die Capitol Gorge mit turmhohen Felswänden ist ebenso ein Erlebnis wie die Wanderung beispielsweise zum Cassidy Arch.
Richtig eintauchen in die Wunderwelt wird man, wenn man die üblichen Touristenpfade verlässt und die Regionen im Süden und Norden des Capitol Reef erkundet. Über den landschaftlichen äußerst schönen Burr Trail sowie die Notom Road erreicht man die südlichen Bereiche voller Klippen und Canyons. Häufig menschenleer, findet hier jeder sein persönliches Capitol-Reef-Abenteuer. In Slot Canyons wie dem Burro Wash oder dem Cottonwood Wash wartet bei einer durchaus anstrengenden Wandertour so mancher Augenschmaus.
Das abgelegene Cathedral Valley im Norden besticht mit seinen aus der Wüste emporragenden Felsen, die an gewaltige Kathedralen erinnern. Wer die bizarre Landschaft erkunden möchte, braucht allerdings ein geländegängiges Fahrzeug. Die Piste, die das Cathedral Valley erschließt, ist nämlich unbefestigt. Vor allem jedoch führt die Zufahrt durch eine Furt des Fremont River, deren Querung bei hohem Wasserstand und hoher Fließgeschwindigkeit für sich genommen bereits ein kleines Abenteuer beinhaltet.
Es gibt so viel zu entdecken, dass man dem Capitol Reef National Park ausreichend Zeit widmen muss. Wer sie sich nimmt und in die entlegenen Gebiete vorstößt, wird mit unvergesslichen Eindrücken und Erlebnissen belohnt und sich vielleicht sogar in diesen facettenreichen Park verlieben.