Tombstone

Das historische Tombstone im Süden von Arizona ist eine der amerikanischen Westernstädte schlechthin. Die einstige Goldgräberstadt hat sich das Flair des Wilden Westens bewahrt wie kaum ein anderer Ort. Zwischen historischen und rekonstruierten Saloons und anderen Bauwerken lassen tägliche Inszenierungen den bisweilen ruppigen Alltag aus Tombstones Blütezeit wieder aufleben.

Die Allen Street wirkt geradezu so, als sei die Zeit stehengeblieben. Ungestört von Autos, die von Tombstones historischer Hauptstraße verbannt sind, ziehen Pferdefuhrwerke in gemütlichem Tempo an den bunten hölzernen Fassaden vorbei. Die Kutschfahrten sind bei Touristen sehr gefragt. Nicht minder populär sind all die Läden, Cafés und Restaurants, die sich in den Häusern verbergen. Ins Bild passen nicht zuletzt die überdachten, aus Holzbohlen bestehenden Gehwege.

Eines der Highlights in der Allen Street und bei Besuchern sehr beliebt ist der O.K. Corral. An dem historischen Ort nehmen Schauspieler täglich die Rollen von Wyatt Earp, seinen Brüdern, Doc Holliday und anderen Protagonisten ein und stellen sie einen Kampf gegen Banditen nach. Die 30 Sekunden währende Schießerei am 26. Oktober 1881 ging nicht nur in die Annalen Tombstones ein, sondern war Vorlage für zahlreiche Westernfilme.

Das gesamte Ensemble der Allan Street mitsamt der angrenzenden Straßenzüge steht heute vollständig unter Denkmalschutz. Der Tombstone Historic District zählt zu den besterhaltenen Orten, die den Städtebau im Südwesten während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts repräsentieren. Schon deswegen ist die Kleinstadt mit dem Ruf, zu standhaft zu sein, um zu sterben („Town too tough to die“), eine Reise wert.

Als äußerst widerstandsfähig erweist sich bislang mit einem Rosenstock eine Attraktion Tombstones, die nicht nur die Herzen von Botanikern womöglich höher schlagen lässt. Die Rosenpflanze – Protagonist des örtlichen Rose Tree Museums – existiert seit 1885 und ist damit eine der ältesten der Welt und auch eine der größten. Ihr Stammumfang bringt es mittlerweile auf knapp vier Meter, während die ausladenden Zweige ein dichtes Blätterdach bilden, das unzählige Blüten schmücken.

Apropos Blüten: Während seiner Blütezeit zählte Tombstone mehr als 14.000 Einwohner. Die damit einhergehende Bedeutung lässt sich an Bauwerken wie der Schieffelin Hall ablesen, in denen sich das gehobene soziale Leben abspielte. 1881 an der Kreuzung von Fremont Street und Fourth Street eröffnet, diente es als Bühne für Theater, Oper und Lesungen sowie als Versammlungsort. Man sagte dem Bau nach, das bedeutendste Opernhaus zwischen El Paso und San Francisco zu sein. Auch architektonisch interessant ist die Schieffelin Hall allemal, denn sie ist das größte in Adobe-Bauweise errichtete Haus, das im Südwesten der USA heute noch existiert. Geschichten zwielichtiger Art könnte dagegen das Bird Cage Theater erzählen, das nicht zuletzt ein Bordell war.

Auf jede Wunschliste für einen Ausflug nach Tombstone gehört schließlich eines der markantesten Bauwerke in der historischen Innenstadt, das frühere Gerichtsgebäude. Im Jahr 1822 im viktorianischen Stil errichtet, dient es heute als Museum zur Geschichte Tombstones. Es lässt erkennen, dass Tombstone einst sogar der Verwaltungssitz des Cochise County war. Das hübsche Haus ist zugleich der Mittelpunkt des Tombstone Courthouse State Historic Parks.

An die reichen Bodenschätze der Gegend, denen Tombstone seine Existenz und spätere Bekanntheit verdankt, erinnert die Good Enough Silver Mine. Bei einer Tour unter Tage erlebt man, wie die Silbervorkommen, die Tombstone seinen Wohlstand bescherten, dem Berg abgetrotzt wurden. Zwar sind all diese Schätze längst Geschichte, doch Tombstone verstand es, den Nimbus des Vergangenen zu bewahren und präsentiert sich heute als einer der touristischen Leuchttürme im Süden Arizonas.

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