Der Name Gettysburg ist wohl den meisten geläufig. Die kleine Stadt im ländlichen Pennsylvania ist für ihre Geschichte und vor allem die Rolle im amerikanischen Bürgerkrieg über die Grenzen der USA hinaus bekannt. Vor ihren Toren tobte in den ersten Julitagen des Jahres 1863 die blutigste Schlacht des Sezessionskrieges. Und so dreht sich im Hier und Jetzt vieles – aber längst nicht alles – um die denkwürdigen Ereignisse von damals.
Der zur Erinnerung an die Kämpfe angelegte Gettysburg National Military Park ist heute die bedeutendste Sehenswürdigkeit der Stadt. Sie lockt Besucher aus allen Teilen der USA, darunter viele Schulklassen, aber auch Touristen aus anderen Ländern in die ländliche Idylle im Süden Pennsylvanias. Vor allem wegen des historischen Schlachtfeldes kommen mehrere Millionen Besucher. Doch bekommen sie auch in Gettysburg selbst Dinge geboten, die in einer noch so charmanten Kleinstadt alles andere als selbstverständlich sind.
So macht die Geschichte keineswegs vor den Toren der Stadt Halt, sondern findet sich buchstäblich in jedem Winkel des 1780 gegründeten Ortes wieder. Die Stadt ist übersät mit historischen Bauwerken, die viel zu erzählen haben. So ist das David Wills House am Lincoln Square der Ort, an dem der damalige Präsident Abraham Lincoln seiner Gettysburg Address den letzten Schliff verlieh. Die 271 Worte umfassende Rede, die Lincoln am 19. November 1863 anlässlich der Einweihung des Soldier’s National Cemetery hielt, ging als eine der bedeutendsten in die Geschichte der USA ein.
Auf dem Friedhof, der inzwischen Gettysburg National Cemetery heißt, und überall in der Stadt erinnert man an das denkwürdige Ereignis alljährlich am 19. November mit dem Remembrance Day. Anlässlich der Parade und historischer Nachstellungen platzt die kleine Stadt dann buchstäblich aus allen Nähten.
Neben dem David Wills House gehört das Shriver House zu den Gebäuden mit bemerkenswerter Historie. Es zeigt auf authentische Weise, wie das zivile Leben seiner Bewohner während der vier Jahre andauernden Kriegswirren vonstatten ging. Ein weiteres Schmuckstück, in dem die Zeit zu stehen scheint, ist das Jenny Wade House. Das Wohnhaus des einzigen zivilen Opfers der dreitägigen Schlacht erkundet man am besten im Rahmen einer geführten Besichtigungstour.
Die Schmucker Hall aus dem Jahr 1832 ist ein weiterer geschichtsträchtiger Ort. Zunächst als Jungeninternat genutzt, diente das Bauwerk während der Schlacht von Gettysburg als Hospital und Wachposten und beherbergt heute ein Museum zur Geschichte der Stadt und des Bürgerkriegs, wobei naturgemäß besonderes Augenmerk auf den örtlichen Kampfhandlungen liegt. Das gilt auch für das Gettysburg Beyond the Battle Museum. Mittels neuester Technologie werden Besucher in die Zeit der Kriegshandlungen versetzt und erleben aus der Perspektive einer zeitgenössischen Familie, wie es sich anfühlte, zwischen den Fronten gefangen zu sein.
Wem der Sinn nach noch mehr Geschichte steht, sollte sich schließlich das Gettysburg Museum of History nicht entgehen lassen. Es gilt als eine der umfassendsten Privatsammlungen zum Sezessionskrieg und den beiden Weltkriegen, widmet sich aber auch der Popkultur und Präsidentschaften.
Vor den Toren der Stadt liegt mit der Eisenhower National Historic Site schließlich ein weiterer touristischer Magnet, der sich gut mit einer Tour über den weitläufigen Battlefield Park verbinden lässt. Das Anwesen war Wohnhaus und Rückzugsort des 34. US-Präsidenten Dwight David Eisenhower. Das Eisenhower Home und die umgebende Farm stehen mit Ausnahme einiger Feiertage ganzjährig der Öffentlichkeit zur Verfügung. Der unweit gelegenen Sachs Covered Bridge sollte man bei der Gelegenheit gleich ebenfalls einen Besuch abstatten. Das Mitte des 19. Jahrhunderts errichtete Bauwerk gilt als Pennsylvanias besterhaltene überdachte Brücke.
Neben all den historischen Attraktionen, die mitunter schwer zu fassen sind, bietet Gettysburg so manchen heiteren Kontrast. Das Majestic Theater ist als kultureller Mittelpunkt der Stadt genau der richtige Ort für schöngeistige Ablenkung. Oder man findet sich in Lord Nelson’s Gallery und anderen Kunstgalerien wieder, die die Straßen in der hübschen Innenstadt ebenso flankieren wie Läden und Restaurants. Bei einer Food-Tour lernt man einige der lohnenswertesten Orte kennen, um sich zu stärken. Naschkatzen kommen bestimmt am Gettysburg Chocolate Market nicht vorbei, während im Christmas Haus nebenan das ganze Jahr über weihnachtliche Stimmung herrscht.
Ein liebenswürdiges Kleinod ist die Dobbin House Tavern in der Steinwehr Avenue. Im Jahr 1776 erbaut, ist die Taverne das älteste erhaltene Bauwerk innerhalb der Grenzen Gettysburgs. Die Stadt selbst wurde übrigens erst zehn Jahre später gegründet. Seiner ursprünglichen Bedeutung entsprechend, kann man heute gutbürgerlich speisen und in einem der Gästezimmer auch formidabel die Nacht verbringen.
Auch für einen Tagesausflug ist die Stadt hervorragend geeignet, wobei ein Tag kaum ausreicht, um tiefer in die Historie einzutauchen. Pennsylvanias Hauptstadt Harrisburg ist nur eine Dreiviertelstunde entfernt, von der nächstgelegenen Großstadt Baltimore gelangt man in etwas mehr als einer Stunde nach Gettysburg.