Die Salton Sea ist vielleicht einer der bizarrsten Orte in Kalifornien. Der riesige See inmitten der kargen Wüste im Süden des Bundesstaates lässt sich durchaus als Wasser gewordene Geisterstadt umschreiben, die ein morbider Charme umweht. Das riesige Gewässer zeigt sich malerisch und einladend, doch sind die Dinge hier mit Vorsicht zu genießen.
Der mit mehr als 800 Quadratkilometern flächenmäßig größte See Kaliforniens befindet sich in einer Senke weit unterhalb des Meeresspiegels. Er entstand durch Wassermassen des Colorado River, die sich über Dutzende Meilen ihren Weg westwärts bahnten, bis sie sich am tiefsten Punkt zur heutigen Salton Sea stauten. Das war im Jahr 1905, als man den mächtigen Fluss anzapfte, um Wasser für die Landwirtschaft in Kalifornien abzuzweigen. Doch statt der kontrollierten Entnahme machten sich die Fluten selbständig und strömten zwei Jahre lang ungehindert in das weite Wüstenbecken in Südkalifornien.
In der Folgezeit trocknete der See nicht wie erwartet aus, sondern konnte sich dank der Einleitung überschüssigen Wassers aus der Landwirtschaft halten, so dass er sich zu einer beliebten Tourismusdestination entwickelte. Mitte des 20. Jahrhunderts entstanden Seebäder mit klangvollen Namen wie Desert Shores oder Bombay Beach, die heute nicht einmal ein Schatten ihrer selbst sind. Wo seinerzeit der Tourismus blühte und der Salton Sea eine glückvolle Zukunft verhieß, weht heute zwischen verfallenen Ruinen ein Geruch von Schwefeldioxid, der stellenweise die Luft nimmt und manchmal sogar im 200 Kilometer entfernten Los Angeles noch zu vernehmen ist.
Schuld daran war wiederum der Mensch, denn die mit Düngemitteln belasteten Zuflüsse des Sees aus der Landwirtschaft führten dazu, dass die ohnehin schon salzhaltige Salton Sea umkippte, was eine Kettenreaktion an ökologischen Desastern nach sich zog. Das Gewässer steht daher in dem Ruf als eine der größten Umweltkatastrophen, die Kalifornien jemals erlebte. Und doch übt die Salton Sea für manchen magische Anziehungskraft aus. Der Anblick eines riesigen Meeres in der trockenen Wüste ist schließlich alles andere als gewöhnlich. An der Nordostküste ist mit der Salton Sea State Recreation Area sogar ein Erholungsgebiet eingerichtet. Nach wie vor ist der See, dessen Salzgehalt den des Pazifischen Ozeans deutlich übersteigt, ein wichtiger Brut- und Rastplatz für Vögel.
Die Salton Sea ist ein Ort, der wie ein Sinnbild für die häufig zu beobachtende Widersprüchlichkeit Amerikas steht. Besucher werden ihn lieben, nicht mögen oder beides gleichzeitig. Um sich ein eigenes Bild zu machen, verbindet man die Salton Sea am besten mit einem Ausflug nach Palm Springs, zum Joshua Tree National Park oder dem Anza-Borrego Desert State Park.