Wer sich für die Anfänge der Vereinigten Staaten interessiert, kommt an Lexington nicht vorbei. Die kleine Stadt vor den Toren der Metropole Boston ist der Ort, an dem der amerikanische Unabhängigkeitskrieg begann. Und so dreht sich hier sehr viel um den denkwürdigen 19. April 1775, aber längst nicht alles. Geschichte, Kultur und Lebensart gehen in Lexington – ganz typisch für Neuengland – Hand in Hand.
Aber zunächst führt an der Amerikanischen Revolution kein Weg vorbei. Zahlreiche Besucher kommen eigens wegen der historischen Begebenheiten nach Lexington. Zentraler Schauplatz ist das Lexington Battle Green im Herzen der Stadt. Hier trafen einrückende britische Truppen am Morgen jenes schicksalhaften 19. April 1775 auf einheimische Milizen, so dass sich ein blutiges Gefecht entspann, das als Auftakt des Unabhängigkeitskrieges gilt. An die Ereignisse erinnert mit dem 1799 eingeweihten Revolutionary Monument das älteste Kriegerdenkmal der USA. Heute stellen sie jedes Jahr am Patriots‘ Day, der traditionell am dritten Montag im April begangen wird, die Kampfhandlungen nach.
Doch auch so atmet die Umgebung des Battle Green Geschichte. Stumme Zeitzeugen sind Bauwerke wie die direkt anliegende Buckman Tavern, die als Hauptquartier der örtlichen Bürgerwehr diente. Die Milizionäre um Captain John Parker versammelten sich hier am Morgen des 19. April 1775 in Erwartung der einmarschierenden britischen Truppen. Im Jahr 1710 errichtet, ist das Bauwerk aber auch in anderer Hinsicht interessant. Die Taverne war im 18. Jahrhundert einer der bedeutendsten Treffpunkte der einheimischen Bevölkerung, beherbergte den ersten Laden der Stadt und später sogar das Postamt.
Historisch nicht minder bedeutsam ist das 1737 erbaute Hancock-Clarke House, das einstige Pfarrhaus der Stadt, in dem John Hancock und Samuel Adams, zwei führende Köpfe der Unabhängigkeitsbewegung, Unterschlupf fanden. Am zeitigen Morgen des 19. April 1775 weckte der Alarmreiter Paul Revere die Bewohner mit der Kunde, dass ein britischer Angriff unmittelbar bevorstehe.
Auch an der Munroe Tavern aus dem Jahr 1735 ging der 19. April 1775 nicht spurlos vorüber. Britische Truppen besetzten die Taverne am Nachmittag auf ihrem Rückzug in Richtung Boston. Vier Jahre später pflegte niemand Geringeres als George Washington hier zu speisen. Alle drei Häuser dienen heute als Museen unter Regie der Lexington Historical Society, in denen man dank des authentischen Zustandes unmittelbar beim Betreten in der Zeit zurückreist.
Ein Besuch in Lexington ist keinesfalls vollständig ohne einen Abstecher zum Minute Man National Historical Park vor den Toren der Stadt. Er liegt auf dem Weg zur Nachbargemeinde Concord, dem eigentlichen Ziel der Briten an jenem 19. April 1775. Nach dem morgendlichen Gefecht in Lexington entspann sich hier eine Schlacht zwischen den Briten und den Unabhängigkeitskämpfern, die letztere für sich entschieden.
Kein ganz billiges Vergnügen ist die 90-minütige Liberty Ride Trolley Tour zu den bedeutendsten Schauplätzen der ersten Kriegshandlungen in Lexington und Concord. Dafür kann man sich entspannt zurücklehnen und erfährt alle Einzelheiten, auf die man hier stolz ist. Und das nicht ganz zu Unrecht, denn ohne den damaligen Widerstand gäbe es die Vereinigten Staaten jedenfalls nicht in der Form, wie man sie heute kennt. Zu Ehren des einheimischen Milizenführers John Parker steht im Battle Green die markante Minuteman Statue. Sie ist das Wahrzeichen der Stadt.
Bevor man am Ende ganz und gar glaubt, Lexington sei ein einziges Freiluftmuseum, was angesichts zahlreicher weiterer historischer Örtlichkeiten, gar nicht allzu weit hergeholt ist, vergewissert man sich am besten bei einem der ganzjährig stattfindenden Events, dass es in der Kleinstadt im Hier und Jetzt höchst lebendig zugeht. Gerade einmal zehn Meilen (16 km) von der Innenstadt Bostons entfernt, darf man sich auf ein Konzert der Lexington Symphony in der historischen Cary Hall ebenso freuen wie auf das chinesische Neujahrsfest oder die ausschweifenden Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag.
Bei der Arts & Crafts Fair im September präsentieren sich einheimische Künstler aller Couleur und ihre Kreationen. Überhaupt ist in der Stadt eine beachtliche Kunstszene etabliert, was sich schon an der beachtlichen Anzahl an Galerien ablesen lässt. Im Herbst werden anlässlich des alljährlichen ArtWalk in örtlichen Schaufenstern Kunstwerke ausgestellt. Und mit den Kreativen kommt man im Munroe Center for the Arts anlässlich der Lexington Open Studios im Frühjahr persönlich ins Gespräch.