Baltimore hat ein Problem. Auf halbem Weg zwischen den glanzvollen Metropolen Washington und Philadelphia gelegen, gerät die größte Stadt Marylands etwas aus dem Blickfeld. Dabei hat sie eine ganze Menge zu bieten, das nicht nur einen näheren Blick lohnt, sondern sie zu einem ausgewiesenen Reiseziel macht. Dabei erweist sich Baltimores Lage dann wiederum als Glücksfall, denn die Nähe zu seinen namhaften Nachbarn beschert eine ausgesprochen gute Verkehrsanbindung.
Kernstück des modernen Baltimore und touristischer Dreh- und Angelpunkt der Binnenhafen. Wo im 18. Jahrhundert Schiffe ablegten, um dann durch die Chesapeake Bay in die weite Welt zu fahren, geben sich heute Besucher und Einheimische die Klinke in die Hand. Die einst heruntergekommene Gegend voller Lagerhäuser gilt als eines der gelungensten Beispiele für die Umwandlung in ein angesagtes Viertel.
Einen guten Überblick verschafft man sich am besten vom Federal Hill Park, bevor man auf den Hafenpromenaden ins pulsierende Leben eintaucht. Mit dem National Aquarium und dem Maryland Science Center sind zwei Attraktionen der Stadt im Binnenhafen angesiedelt, die wie Magneten wirken. Das gleiche gilt auch für das Segelschiff Constitution. Das Museumsschiff wurde 1853 gebaut und ist das letzte noch erhaltene seetüchtige Schiff aus der Zeit des Bürgerkriegs.
Die angrenzenden Hafenviertel Fells Point und Little Italy verströmen noch heute den authentischen Charme des historischen Baltimore. Einst Unterhaltungsviertel für Seeleute, kann man durch die kopfsteingepflasterten Gassen schlendern, in Läden und Galerien stöbern und sich den kulinarischen Genüssen der Stadt hingeben.
Für Foodies ist Baltimore der Himmel auf Erden. Auf den Speisekarten ganz oben stehen Köstlichkeiten aus der Chesapeake Bay wie die für Maryland typischen Blaukrabben oder Austern. Wer mit Meeresfrüchten weniger am Hut hat, kann aus einer fast beispiellosen Gastronomie das Passende auswählen. Das Angebot ist – wie für amerikanische Großstädte üblich – äußerst vielseitig, was für Baltimore im Besonderen gilt. War die Stadt doch nach Ellis Island der wichtigste Hafen für Einwanderer, was der Stadt einen bunten Mix an Ethnien bescherte. Von den rund 600.000 Einwohnern sind allein sieben Prozent von deutscher Abstammung.
Von einiger Anziehungskraft ist sicher auch der Ruf Baltimores als Geburtsort der Nationalhymne der Vereinigten Staaten. Die Abwehr eines Angriffs der britischen Marine auf Baltimore im Jahr 1812 inspirierte den Text der amerikanischen Hymne. Wohl auch deshalb ist das Fort McHenry am Außenhafen, das heute als National Monument unter Denkmalschutz steht, eine regelrechte Pilgerstätte. Aus der Innenstadt kommt man bequem und schnell mit dem Wassertaxi zum Fort McHenry und wieder zurück.
Baltimore kann aber noch mit weiteren Attraktionen punkten. Die Anfang des 19. Jahrhunderts errichtete Baltimore Basilica ist die erste bedeutende Kirche und sogar die erste römische Kathedrale, die nach der Gründung der USA gebaut wurde. Schon allein ihre Front, die an einen griechischen Tempel erinnert, ist mehr als imposant. Konzipiert wurde das Bauwerk von niemand geringerem als dem Architekten Benjamin Latrobe, der auch das Kapitol der USA entwarf. Die Kirche ist heute ein Nationalheiligtum und nicht nur eine Pilgerstätte für Katholiken.
Dem Schriftsteller Edgar Allan Poe ist das gleichnamige Museum gewidmet. Es ist in dem kleinen Wohnhaus in der Amity Street eingerichtet, in dem der Begründer der modernen Dichtung vier Jahre lang lebte. Poe ist auf dem Westminster Hall and Burying Ground beigesetzt. Das Baltimore Museum of Art beherbergt eine der größten Sammlungen von Werken des französischen Malers Henri Matisse. Einst Sitz der Baltimore and Ohio Railroad, beherbergt Baltimore ein Museum zu Ehren der ersten öffentlichen Eisenbahngesellschaft der USA. Das B&O Railroad Museum ist ein Leckerbissen für Eisenbahnfans.
Auch wenn die B&O Railroad längst Geschichte ist, die Eisenbahn ist noch immer sehr präsent. Baltimores Penn Station ist einer der wichtigsten Personenbahnhöfe der USA. Die Fernzüge auf dem stark frequentierten Korridor zwischen Washington und Boston halten hier und bescheren der Stadt eine exzellente Anbindung. Dank eines guten städtischen Nahverkehrssystems eignet sich Baltimore hervorragend als Station einer Städtereise durch den Nordosten der USA, die sogar ohne Auto möglich ist.