Montgomery ist die Hauptstadt des Bundesstaates Alabama. Sie gilt als einer der zentralen Orte der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Entsprechend groß und verzweigt sind die Spuren dieser Ereignisse, die sich heute an zahlreichen Originalschauplätzen und in Museen nachvollziehen lassen.
Einer der schicksalhaften Orte ist der Goat Hill im Herzen der Stadt, auf dem das altehrwürdige Alabama State Capitol thront. Es ist einiges mehr als eine der für eine Hauptstadt üblichen Top-Attraktionen. 1849 bis 1851 im Stil des griechisch inspirierten Klassizismus erbaut, ist es nämlich nicht nur in architektonischer Hinsicht bemerkenswert, sondern vor allem im Hinblick auf seine bewegte Geschichte. So diente das Bauwerk von Februar bis Mai 1861 als erstes Kapitol der neugegründeten Konföderierten Staaten von Amerika, deren Hauptstadt Montgomery bis zur Verlegung nach Richmond war. Auf den Stufen des Kapitols wurde Jefferson Davis als erster und einziger Präsident der Konföderation am 18. Februar 1861 vereidigt.
Direkt in Sichtweite befindet sich das erste Weiße Haus der konföderierten Staaten. Das pittoreske Bauwerk, in dem Jefferson Davis residierte, stammt aus dem Jahr 1834. Es kann, ebenso wie das State Capitol, kostenfrei besichtigt werden. Die wichtigen Eckpfeiler in Montgomerys Geschichte stehen sinnbildlich für die seinerzeit verfolgte Beibehaltung der Sklaverei und die später fortbestehende Vereitelung der Bürgerrechte.
Am 25. März 1965 fand der dritte Protestmarsch von Selma nach Montgomery mit einer Rede von Martin Luther King, Jr. von den Stufen des Kapitols zu einer Menschenmenge seinen Abschluss und die Bürgerrechtsbewegung einen Höhepunkt. Den Ereignissen ist der Selma To Montgomery National Historic Trail gewidmet, der am Alabama State Capitol endet.
Bereits zuvor war die Stadt wiederholt Schauplatz von Protesten gegen die Benachteiligung der schwarzen Bevölkerung. Eines der bekanntesten Ereignisse ist der Montgomery Bus Boycott 1955/56, bei dem Bürgerrechtler gegen die Beibehaltung der Rassentrennung in den Bussen Montgomerys protestierten. An die Ereignisse erinnert das Rosa Parks Museum. Benannt ist es nach der couragierten Rosa Parks, die sich weigerte, ihren Sitzplatz für einen weißen Mann freizugeben und dafür inhaftiert wurde, was den Boykott auslöste. Der Bus ist übrigens im Henry Ford Museum in Dearborn bei Detroit ausgestellt.
Die historische Greyhound-Busstation in der Court Street, an der ein weißer Mob am 20. Mai 1961 Teilnehmer eines Freedom Rides brutal angriff, beherbergt heute das Freedom Rides Museum zur Erinnerung an dieses Ereignis. Ebenfalls in der Court Street widmet sich das Legacy Museum der Geschichte von Sklaverei und Rassismus. Ein weiterer Gedenkort ist das National Memorial for Peace and Justice. 805 hängende Metallquader stehen für jeden Landkreis in den USA, wo nachweislich Lynchmorde begangen wurden. Zu den zahlreichen weiteren Orten in Erinnerung an Sklaverei, Unterdrückung, Rassismus und den Kampf um Gleichberechtigung gehört das Civil Rights Memorial in der Washington Avenue ebenso wie die Dexter Avenue King Memorial Baptist Church unweit des Kapitols, in der Martin Luther King, Jr. predigte.
Nicht zuletzt finden sich zahlreiche Spuren dieses bedeutenden Teils der Geschichte des Staates hinter den Mauern des Alabama Department of Archives & History. Das imposante Bauwerk in Sichtweite des Kapitols beherbergt neben dem Staatsarchiv das Museum of Alabama, das offizielle Geschichtsmuseum des Südstaates.
Im Kontrast zu all den Gedenkstätten und Erinnerungsorten geht es in Montgomery heute zum Glück auch unterhaltsam, heiter und erlebnisreich zu. Ob bei einem öffentlichen Konzert im Riverfront Park oder einem der vielen Events, die nicht selten auch mit Musik zu tun haben, kommt die pure südliche Lebensfreude zum Ausdruck.
Nicht selten begleitet von Live-Musik, beweisen die Bars und Restaurants in der fußgängerfreundlichen Innenstadt, dass die hiesige Lebensart auch reich an genussvollen Momenten ist. Eine der vielleicht besten Gelegenheiten, ein unvergessliches Dinner zu genießen, ist an Bord der Harriet II bei einer Dinnerkreuzfahrt auf dem Alabama River.
Das Montgomery Museum of Fine Arts zeigt in seiner permanenten Ausstellung vorwiegend Werke amerikanischer Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts. Ein Museumsbesuch lässt sich gleich mit ausgezeichnetem Theater verbinden. Das direkt nebenan befindliche Carolyn Blount Theatre ist nicht nur ganzjährig Bühne für Aufführungen. Es hat sich als Schauplatz des alljährlichen Alabama Shakespeare Festivals einen Namen gemacht. Es ist eines der größten Shakespeare-Festivals der Welt und lockt allein mehrere Hunderttausend Besucher nach Montgomery.
Als kulturelle Ergänzung empfiehlt sich natürlich auch das Montgomery Performing Arts Centre mit Darbietungen von Broadway-Shows bis hin zu Konzerten. Nicht zu vergessen das historische Davis Theatre for the Performing Arts, das als Heimat mehrerer Ensembles einen stets vollen Veranstaltungskalender garantiert.