Denver ist das unangefochtene Herz des Westens der USA. Colorados Hauptstadt ist die mit Abstand größte Metropole im Umkreis von hunderten Meilen. Als Wirtschafts- und Kulturzentrum sowie Verkehrsknoten und dank seiner Lage zu Füßen der mächtigen Rocky Mountains ist Denver heute einer der ausgewiesenen touristischen Höhepunkte der USA.
Da stellt sich die Frage, was Denver nun attraktiver macht. Ist es das Umland mit tollen Ausflugsmöglichkeiten, die quasi vor den Toren der Stadt beginnen, oder sind es die unzähligen Sehenswürdigkeiten innerhalb der Stadtgrenzen? Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus beidem, und so haben nicht wenige Touristen in Denver erst die Highlights der Stadt im Sinn, ehe sie von hier zu einem sagenhaften Road Trip durch die Rocky Mountains aufbrechen.
Das vergleichsweise überschaubare Stadtzentrum vibriert förmlich vor pulsierendem Leben. Das Herz der Metropole markiert Lower Downtown rings um die historische Union Station, die heute ebenso innerstädtischer Verkehrsknoten wie Sehenswürdigkeit ist. In dieser Gegend nahm die heutige Metropole ihre Anfänge. Die restaurierten Backsteinbauten spiegeln urbanes Flair aus dem 19. Jahrhundert und machen einen Bummel durch die Straßen zu einer kleinen Zeitreise.
Lower Downtown – oder einfach nur LoDo – und das angrenzende Viertel Ballpark sind reich gefüllt mit Cafés und Restaurants, Clubs und Läden. Fast das ganze Jahr über lässt es sich hier gut draußen aushalten. Immerhin gilt Denver mit mehr als 300 Sonnentagen als eine der sonnigsten Städte des Landes. Und sogar im Winter, von den gelegentlich auftauchenden extremen Kaltlufteinbrüchen mit reichlich Eis und Schnee, wird es nachmittags oft angenehm warm.
Wer noch mehr Gelegenheit braucht, um modernes urbanes Flair aufzusaugen, findet in der nördlich angrenzenden Gegend River North, die man hier einfach nur RiNo nennt, viel Gelegenheit. Das Viertel ist ein gelungenes Beispiel für die Umwandlung eines heruntergekommenen Industriegebiets in einen urbanen Lebensraum und gilt als eine der angesagtesten Gegenden der Stadt. In den einstigen Lagerhäusern sind heute Kunstgalerien und Mikrobrauereien untergebracht, junge Unternehmer starten hier ihre Karrieren, Pubs und Clubs laden zum Einkehren ein. Omnipräsente Straßenkunst macht dem RiNos Beinamen Art District alle Ehre.
Im Hinblick auf Kunst und Kultur ist Denver überhaupt ein Ort, der sich mit jeder anderen Stadt messen kann. Einige Museen der Stadt genießen landesweite Anerkennung, darunter das Denver Art Museum. Es zählt zu den größten Kunstmuseen im Westen des Landes. Das History Colorado Center beleuchtet die Geschichte Colorados und der Rocky Mountains und gehört zu den besten Geschichtsmuseen der USA.
Im Denver Museum of Nature & Science ist neben einem Planetarium das größte IMAX-Kino der Welt untergebracht. Von dem Museum bietet sich zudem eine der besten Aussichten auf die Skyline der Stadt. Ein kultureller Leckerbissen ist der Denver Performing Arts Complex, der zweitgrößte Veranstaltungsort dieser Art der USA. Schauplatz von Theaterstücken, Opernaufführungen oder Gastspielen berühmter Broadway-Shows aus New York, wird einem in dem zehn Veranstaltungsorte umfassenden Komplex das ganze Jahr über Kunstgenuss vom Feinsten geboten.
Die Stadt versteht darüber hinaus aber auch mit unzähligen weiteren Sehenswürdigkeiten zu fesseln. Neben vielen Museen mit den unterschiedlichsten thematischen Schwerpunkten gehören der Zoo und der Botanische Garten zu den Attraktionen der Stadt. Ganz zu schweigen von dem Kapitol im Zentrum, das eine Kuriosität aufzuweisen hat. Es befindet sich genau eine Meile über dem Meeresspiegel, was der Stadt den Beinamen als Mile High City einbrachte. Die Kuppel des Colorado State Capitol ist zur Erinnerung an den Goldrausch im Staat im 19. Jahrhundert mit feinem Blattgold überzogen. Sie erstrahlt in der Sonne und wirkt wie eine Metapher für den kulturellen und architektonischen Reichtum der Stadt.
Zu den baulichen Meilensteinen, die vor der Zeit moderner Wolkenkratzer die Silhouette Denvers prägten, gehört der Daniels & Fisher Tower aus dem Jahr 1911. Damals mit 99 Metern das höchste Gebäude zwischen Mississippi und Kalifornien, ist der Turm dem Markusturm in Venedig nachempfunden. Ein weiterer architektonischer Meilenstein ist das Brown Palace Hotel aus dem Jahr 1892.
So stolz die Bewohner der wichtigsten Metropole Colorados auf das Traditionelle sind, so aufgeschlossen stehen sie gegenüber Neuem. Auf der einen Seite spielen althergebrachte Events wie die National Western Stock Show oder die Feierlichkeiten anlässlich des Cinco de Mayo eine große Rolle im Veranstaltungskalender der Stadt, auf der anderen Seite etablierte sich schon beizeiten eine lebendige LGBTQ-Community, und Marihuana war lange toleriert, bevor man anderswo überhaupt erst über die Liberalisierung dieses durchaus umstrittenen Genussmittels zu debattieren begann.
Denver ist also für manche Überraschung gut. Und wie gesagt, jenseits der Stadt beginnen bald die Rocky Mountains mit ihren spektakulären Naturwundern und Abenteuern. Der Rocky Mountain National Park ist nur eine gute Autostunde entfernt. Und nicht viel weiter ist es bis zu international bekannten Wintersportorten wie Aspen, die ganzjährig eine Reise wert sind.