Maryland

Maryland ist mit seiner geringen Größe und dem bizarren Verlauf seiner Grenzen auf Landkarten kaum auszumachen. In der Realität bietet der Bundesstaat in der Hauptstadtregion mit Geschichte, Kultur und Natur eine Mischung, die einige der besten Attribute der USA in sich vereint. Nicht ohne Grund führt Maryland den stolzen Beinamen Little America.

Marylands Hauptstadt Annapolis war sogar von 1783–1784 vorübergehend die Hauptstadt der USA. Vor diesem Hintergrund besonders interessant ist das Kapitol. Es war unter anderem der Sitz des Konföderationskongresses. Seit 1772 in Gebrauch, ist das Maryland State House das älteste ununterbrochen von Organen der Gesetzgebung genutzte Kapitol der Vereinigten Staaten. Das vergleichsweise kleine und schlichte Bauwerk mit seiner Kuppel, die eher an die Spitze eines Kirchturms erinnert, hat damit eine historische Bedeutung, die weit über Annapolis hinausreicht.

Und dennoch steht Marylands überaus sehenswerte Hauptstadt im Schatten der bedeutendsten Metropole des Staates Baltimore. Baltimore ist nicht nur die mit Abstand größte Stadt Marylands, sondern lässt mit seiner umfassenden Kulturszene und einem profunden Nachtleben selbst bei einem mehrtägigen Aufenthalt keine Langeweile aufkommen. Allein am inneren Hafen könnte man stundenlang flanieren, einkehren und staunen angesichts der gelungenen Umwandlung von heruntergewirtschafteten Hafen- und Industrieanlagen zu einer pulsierenden guten Stube der Stadt. Mit dem National Aquarium und dem Maryland Science Center sind hier zudem zwei touristische Höhepunkte angesiedelt, die sich landesweiter Beachtung erfreuen.

Über den Hafen ist Baltimore mit der Chesapeake Bay verbunden, die einen Großteil der Küsten Marylands ausmacht. Die Bucht ist ein Paradies zum Segeln, Surfen, Bootfahren und all den anderen Aktivitäten, die am oder auf dem Wasser Freude machen. Das Hinterland der Delmarva-Halbinsel, die sich zwischen der Bucht und dem Atlantik erstreckt, erkundet man am besten auf dem Chesapeake Country Scenic Byway. Das nördliche Teilstück der Panoramastraße zwischen Chesapeake City und Stephensville ist sogar als National Scenic Byway ausgezeichnet. Die Route führt durch hübsche Ortschaften mit Häusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

Mit der Historic National Road zieht sich eine weitere Panoramastraße von Baltimore aus durch den gesamten Norden des Staates. Ihre Bedeutung verdankt sie nicht der schönen Landschaft im Bergland Marylands, sondern der enormen historischen Bedeutung. Die Strecke zwischen Potomomac und dem Ohio River war der erste ausgebaute Highway der USA. Zwischen 1811 und 1837 errichtet, bahnte er tausenden Siedlern den Weg von der Ostküste in die Regionen im Mittleren Westen. Der Historic National Trail wird daher als All-American Road in der Liste der besten Straßen des Landes geführt.

Unweit dieser historischen Verbindung liegt mit dem Antietam National Battlefield einer der bedeutendsten Orte Marylands zum Erinnern. Die Schlacht am Antietam am 17. September 1862 ging als eine der bedeutendsten des amerikanischen Bürgerkriegs in die Geschichte des Landes ein.

Am Rande dieses Kriegsschauplatzes, der einen bis heute noch erschaudern lässt, verläuft mit dem Chesapeake & Ohio Canal ein weiterer historischer Meilenstein. Der rund 300 Kilometer lange Kanal ist als National Historical Park geschützt und zieht jedes Jahr mehrere Millionen Besucher an. Einst aufwendig errichtet, um Kohle, Holz und landwirtschaftliche Erzeugnisse aus den Appalachen in die Küstenregion zu bringen, war der Kanal zwischen Cumberland im Westen Marylands und der Hauptstadt Washington fast einhundert Jahre lang in Betrieb.

Zahlreiche Schleusen, Aquädukte und sogar ein fast ein Kilometer langer Tunnel zeugen von der hohen Ingenieurskunst bei der Errichtung dieses Wasserweges entlang des Potomac River. Teile des Kanals sind noch heute befahrbar, an seiner Seite kann man auf dem parallel verlaufenden Treidelpfad wandern oder radfahren. Das macht diesen langgestreckten Park zu einem spannenden Ziel für Leute mit den unterschiedlichsten Interessen.

Ein malerischer Aussichtspunkt sind die Maryland Heights. Oberhalb vom historischen Harpers Ferry gelegen, blickt man von hier über die Mündung des Shenandoah River in den Potomac im Dreiländereck von Maryland, Virginia und West Virginia.

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