Vermont ist der einzige Staat in Neuengland ohne einen direkten Zugang zum Meer. Ein verschmerzbarer Makel, den der kleine Bundesstaat mit herrlicher Natur mehr als wettmacht. Etwa drei Viertel des Staatsgebietes sind mit Wald bedeckt, was die bergreiche Region in ein sattes Grün taucht. Grund genug, diesen Landstrich als Green Mountains – französisch monts verts – zu nennen und den ganzen Staat somit gleich auch.
Die Green Mountains prägen Vermonts Landschaft. Sie verlaufen von Nord nach Süd durch den ganzen Staat. Mit Höhen um die eintausend Meter sind die sanften Berge vornehmlich mit Ahorn bewaldet, die alljährlich im Herbst die Gegend in ein leuchtendes Rot und Gelb tauchen. Das macht Vermont zu einem der vielleicht besten Orte, um den berühmten Indian Summer zu erleben.
Und als wäre das nicht schon genug des Guten, liefert auch der Winter überzeugende Argumente für Vermont. Denn als eine der schneereichsten Regionen der USA erstrahlen die Berge und Täler in einem unschuldigen Weiß, das im Frühjahr weiten Blumenwiesen und dem neuen zarten Grün der Natur weicht. Mit anderen Worten: Vermont ist ein wunderbares Reiseziel zu jeder Jahreszeit.
Ein Ziel, das auch jede Menge Abstand vom Alltag verspricht. Im Gegensatz dazu, dass in den USA landläufig alles eine Nummer größer ist, geht es in Vermont etwas kleiner zu. Die Hauptstadt Montpelier ist mit ihren gerade einmal 8.000 Bewohnern die kleinste des ganzen Landes. Selbst die größte Stadt Burlington bringt es nur auf 50.000 Einwohner. Das State House mit der vergoldeten Kuppel und den mächtigen Säulen wirkt vor diesem Hintergrund ungleich imposanter.
Was in Vermont dagegen groß ist, ist die Anzahl der Möglichkeiten, die Zeit zu genießen. Auf den schmalen Highways geht es durch die stets malerische Landschaft zu Ausflugszielen in der Natur, beschaulichen Ortschaften oder den typischen überdachten Brücken. Derer gibt es in Vermont mehr als einhundert, und damit die größte Dichte dieser traditionellen Bauwerke im Vergleich aller Staaten.
Einige dieser Kleinode wie die Quechee Covered Bridge, die Taftsville Covered Bridge oder die Middle Covered Bridge in Woodstock überspannen den Ottauquechee River in der Mitte des Staates. In dieser Gegend sollte man den Marsh-Billings-Rockefeller National Historical Park, Vermonts einzigen Nationalpark, ebenso wenig verpassen wie den Quechee State Park einige Kilometer flussaufwärts. Letzterer umfasst mit der Quechee Gorge die tiefste Schlucht des Staates.
In den beiden Schutzgebieten erhalten Besucher einen Vorgeschmack darauf, dass Vermont auch zum Wandern eine ideale Destination ist – im Sommer mit Wanderschuhen, im Winter auf Skiern. Ein beliebtes und lohnendes Ziel ist Mount Mansfield, der mit 1.340 Metern höchste Berg Vermonts. Auf dem Sunset Ridge Trail gelangt man auf den Gipfel – ein anstrengendes Abenteuer, das mit einem unvergesslichen Panoramablick gekrönt wird.
In dem bergreichen Bundesstaat versteht es sich von selbst, dass man niemals weit entfernt von Bächen und Seen ist, die wie geschaffen sind zum Kanu fahren oder Angeln. Traumhafte Gelegenheiten bietet etwa der Lake Champlain, der im Nordwesten die Grenze zum Nachbarstaat New York bildet. Der See ist der neuntgrößte der USA und ein fast schon maritimes Paradies.
Zwischen dem See und den Bergen liegt das fruchtbare Champlain Valley. Hier erzeugen Vermonts bodenständige Farmer, was in vielen Gasthäusern der Region frisch auf die Tische kommt. Der Trend zu Regionalität ist in Vermont ausgeprägter als anderswo, und auch beim biologischen Anbau nimmt der Staat eine Vorreiterrolle ein. Genießer kommen hier somit voll auf ihre Kosten. Kleine, aber feine Weingüter und Brauereien liefern das passende flüssige Beiwerk dazu.
Eine besondere Spezialität Vermonts ist Ahornsirup. Der Staat ist für mehr als ein Drittel der gesamten Ahornsirupherstellung der USA verantwortlich. Die Leckerei begegnet einem hier allerorten. Sie wird als Beigabe oder einfach zum Süßen gereicht und natürlich in den verschiedensten Lebensmitteln verarbeitet.