Gegründet von europäischen Einwanderern und benannt nach dem ersten deutschen Kanzler Otto von Bismarck, ist die Hauptstadt von North Dakota immer eine Reise wert. Die zweitgrößte Stadt des Bundesstaates befindet sich zwar abseits klassischer touristischer Ziele, doch zumindest wenn man im Norden der kontinentalen USA unterwegs ist, lohnt sich der eine oder andere nähere Blick hinter die Kulissen der beschaulichen, aber stetig wachsenden Stadt.
Dreh- und Angelpunkt sind das State Capitol und das benachbarte North Dakota Heritage Center & State Museum im Herzen der Stadt. Der Komplex gilt als Bismarcks Hauptattraktion. Das Kapitol macht mit seiner ungewöhnlichen Architektur von sich reden. Im Gegensatz zu den meisten Regierungsgebäuden der USA, entschied man sich in Bismarck seinerzeit für den Bau eines Hochhauses. Das 19-stöckige Bauwerk im Art-Deco-Stil ist mit mehr als 73 Metern das höchste Gebäude in North Dakota. An Werktagen lässt es sich stündlich bei einer der geführten Touren erkunden.
In direkter Nachbarschaft kann man der lokalen Geschichte im North Dakota Heritage Center & State Museum auf den Grund gehen. Das Museum widmet sich in zahlreichen Ausstellungen der Vorgeschichte North Dakotas und beleuchtet dabei insbesondere die Kultur und das Schicksal der indigenen Völker der Region.
Auch sonst begegnet man der reichen Tradition einheimischer Urvölker buchstäblich auf Schritt und Tritt. Zum Beispiel in der Kunstgalerie des United Tribes Technical College am University Drive, in der Kunst der indigenen Stämme ausgestellt ist. Noch authentischer erlebt man die indianische Kultur beim traditionellen United Tribes International Powwow. Angehörige Dutzender Stämme aus allen Teilen der USA kommen alljährlich auf dem Campus des United Tribes Technical College zusammen, um ihre althergebrachten Rituale zu zelebrieren.
Wer sich für Geschichte interessiert, sollte vielleicht auch einen Blick in das Freilichtmuseum namens Buckstop Junction im Osten Bismarcks riskieren. Hier haben sie historische Bauwerke aus der Umgebung zusammengetragen und damit eine kleine Westernstadt geschaffen, die es so nie gab, aber trotzdem authentisch wirkt.
Zurück in Downtown, und zwar im Belle Mehus Auditorium in der 6th Street, kommen Freunde der darstellenden Kunst auf ihre Kosten. Untergebracht in einem der ältesten heute noch erhaltenen Bauwerke der Stadt, ist die Konzerthalle unter anderem Spielort des Bismarck-Mandan Symphony Orchestra.
Von einem Stadtbummel ausspannen lässt es sich trefflich am Ufer des mächtigen Missouri River. Wie geschaffen hierfür ist etwa der Sertoma Park mit seinen gemütlichen Spazierwegen. Der Park beherbergt zugleich den Dakota Zoo. Ebenfalls am Flussufer gelegen ist North Dakota’s Gateway to Science. Das Wissenschaftsmuseum bietet Ausstellungen und Aktivitäten für jedes Alter. Nicht verpassen darf man dabei den Blick auf den Missouri River. Die Aussicht von dem Museum gilt als eine der besten in der Stadt.
Vielleicht holt man sich bei diesem Anblick gleich Appetit auf eine Ausflugsfahrt auf dem Missouri, bei der man trefflich die Seele baumeln lassen kann. Die im Sommer angebotenen Touren mit dem Lewis and Clark Riverboat sind regelmäßig gut nachgefragt. Der Name des Schiffes erinnert an die Protagonisten der berühmten Lewis and Clark Expedition, die just an der Stelle des heutigen Bismarck den Missouri querte. Wer es aktiver angehen lassen möchte, mietet sich kurzerhand selbst ein Boot oder Kajak, um den längsten Fluss der USA etwas näher zu erkunden.
Wenige Kilometer flussabwärts, direkt vor den Toren Bismarcks, lädt das Fort Abraham Lincoln zu einer kleinen Geschichtslektion ein. Der State Park umfasst das nachgebaute Fort Lincoln mit dem Custer House und anderen rekonstruierten Bauwerken.
Wem nicht unbedingt der Sinn nach Kultur und Historie steht, sollte sich Bismarck als ausgewiesenes Shoppingparadies vormerken. Für eine Stadt dieser Größe gibt es eine überraschend große Anzahl an Malls, allen voran die Kirkwood Mall. Bismarcks größtes Einkaufszentrum befindet sich direkt im Herzen der Stadt. In den baumgesäumten Straßen, deren Flair eher an eine charmante Kleinstadt erinnert, findet sich so manches Fachgeschäft. Dank einer breiten Palette an Restaurants, Bars und Cafés lässt sich ein Bummel in kulinarischer Hinsicht vollmundig abrunden.
Bismarck geht zurück auf eine Ansiedlung aus dem Jahr 1872, die europäische Siedler zunächst unter dem Namen Missouri Crossing gründeten. Im Folgejahr benannte die Northern Pacific Railway die noch junge Stadt zu Ehren des deutschen Reichskanzlers um, in der Hoffnung, deutsche Einwanderer anzulocken. Der Plan ging auf, und dank der zunehmenden Bedeutung und zentralen Lage erkor man Bismarck 1883 zur Hauptstadt des Dakota-Territoriums und sechs Jahre darauf zur Kapitale des Staates North Dakota.