Great River Road

Die Great River Road ist eine der besten Arten, das Herz Amerikas bei einem unvergesslichen Road Trip zu erleben. Die Tourismusroute folgt dem mehr als 3.700 Kilometer langen Verlauf des Mississippi River von der Quelle in Minnesota bis zu seiner Mündung in den Golf von Mexiko. Auf den zugehörigen Straßen links und rechts des mächtigen Flusses durchquert man insgesamt zehn Bundesstaaten, entdeckt pittoreske Städte, beeindruckende Landschaften und trifft auf herzliche Gastgeber.

Möchte man dem mächtigen Strom von der Quelle bis zu seinem gewaltigen Delta in Louisiana vollständig folgen, geht es zunächst zum Lake Itasca im Norden Minnesotas (bei dieser Gelegenheit sollte man gleich die Erkundung des entlegenen Voyageurs National Park und der Nordwestküste des Oberen Sees in Betracht ziehen). Der See, in dem der Mississippi entspringt, ist eines von unzähligen Gewässern, denen Minnesota seinen Beinamen als Land der zehntausend Seen verdankt.

Die erste bedeutende Metropole am Mississippi ist Minneapolis. Die größte Stadt in Minnesota und ihre Zwillingsstadt Saint Paul am östlichen Flussufer locken mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Damit und dank der guten Erreichbarkeit bieten sich die Twin Cities als Startpunkt für den Trip auf der Great River Road an, wenn man nicht ohnehin den Norden des Bundesstaates erkunden will. Auf dem Weg gen Süden geht es durch hübsche Orte wie Winona und einen der malerischsten Abschnitte entlang des gewaltigen Stroms. Herrliche Panoramen und jede Menge kulturhistorischen Hintergrund verheißt das Effigy Mounds National Monument, das sich über die Klippen am Westufer des Mississippi ausbreitet.

Am Dreiländereck von Wisconsin, Illinois und Iowa wartet mit dem hübschen Dubuque eine der schönsten Städte entlang des Flusses. Ein Spaziergang am Ufer lässt sich mit dem historischen Dubuque Shot Tower und dem National Mississippi River Museum & Aquarium verbinden, bevor man im Fenelon Place Elevator, einer der wenigen heute noch existierenden Standseilbahnen in den USA, einen Höhenzug mit herrlichem Panoramablick über Dubuque und den Mississippi erklimmt.

Malerische Aussichten erwarten einen auch wenige Minuten südlich der Stadt im Mines of Spain State Park. Das dortige Julien Dubuque Monument und den Horseshoe Bluff Lookout sollte man ebenso wenig verpassen wie den Mississippi Palisades State Park am anderen Flussufer. Danach kann man sich in Fulton durch eine historische Windmühle holländischer Einwanderer führen lassen, die noch heute Mehl produziert.

Für einen interessanten Stopp flussabwärts empfiehlt sich Davenport. Die größte Stadt zwischen Minneapolis und Saint Louis lockt nicht nur mit Attraktionen wie dem Figge Art Museum, dem Deutsch-Amerikanischen Kulturzentrum oder dem sehenswerten Rock Island Arsenal Museum, einem traditionsreichen Militärmuseum auf der gleichnamigen Insel mitten im Mississippi. Davenport ist vor allem berühmt für seine fehlenden Hochwasserschutzanlagen. Um das Stadtbild offen zum Fluss zu halten, verzichtete man außer der Ufereinfassung bewusst auf Mauern, Deiche und dergleichen.

In Hannibal erwartet Besucher mit dem Mark Twain Boyhood Home das Haus, in dem der berühmte Schriftsteller seine Kindheit verbrachte. Der Museumskomplex rings um das Bauwerk umfasst mehrere Nachbauten historischer Gebäude, darunter das Huckleberry Finn House und das Becky Thatcher House. Das Anwesen ist gleichsam gute Stube und ganzer Stolz der auch ansonsten hübsch anzusehenden Kleinstadt und weckt spätestens dann Erinnerungen an die legendären Geschichten des Tom Sawyer, wenn man den weißen Gartenzaun erblickt.

Zwischen Grafton und Alton, diesmal wieder auf der zu Illinois gehörenden Seite des Flusses, befährt man einen der schönsten Abschnitte im Mittellauf des Mississippi. Am östlichen Ufer erheben sich weiße Klippen, bevor man mit Alton eine weitere traditionsreiche Kleinstadt erreicht. Wenige Kilometer flussabwärts kündet schon aus der Ferne der berühmte Gateway Arch von einer der bedeutendsten Attraktionen der USA. Das legendäre Monument und Wahrzeichen von Saint Louis erhebt sich direkt am Flussufer 192 Meter hoch und ist ein Muss bei einer Reise auf der Great River Road.

Spätestens im Memphis macht sich das unverkennbare Südstaatenflair breit. Die Straßen der Stadt vibrieren förmlich vor Lebensfreude und Temperament. Es könnte zum Teil aber auch an den alten Straßenbahnen liegen, die durch die baumgesäumten Straßen rumpeln. Auf Mud Island kann man dem Flusslauf des Mississippi komplett folgen; er ist in Miniaturform hier nachgebaut. Dabei erhält man gleich einen Ausblick auf die nächsten Stationen, das Mississippi Delta, Natchez, New Orleans und das weit verzweigte Mündungsdelta. Auf dem Weg dorthin darf – wenn man etwas für Elvis Presley übrig hat – ein Stopp in seinem legendären Anwesen Graceland im Süden von Memphis natürlich nicht fehlen.

Das Mississippi Delta eine reichliche Autostunde weiter südlich gilt als die Wiege des Blues. In Kleinstädten rings um Clarksdale lässt sich auf dem Mississippi Blues Trail auf den Spuren dieser unvergleichlichen Musikrichtung wandeln. Die Dockery Farms bei Cleveland sind der vermutete Geburtsort des Blues. Aus der Region stammen einige der einflussreichsten Blues-Musiker, darunter B. B. King, Son House oder John Lee Hooker. Wer sich für Blues interessiert, sollte die Reise auf der Great River Road unbedingt um einen Ausflug auf dem Mississippi Blues Trail ergänzen.

Noch mehr Historie hält Natchez bereit, die älteste Stadt des Bundesstaates Mississippi. Berühmt für seine prachtvollen und gut erhaltenen Herrenhäuser aus dem 19. Jahrhundert, ist Natchez ein einzigartiges architektonisches Schmuckstück. Ähnliches, wenn auch nicht in so verschwenderischer Pracht, findet sich im Gartenbezirk von New Orleans. Auf dem Weg zu der Südstaatenmetropole lohnt sich eine Stippvisite in Louisianas Hauptstadt Baton Rouge. Von der Aussichtsplattform eines der höchsten Kapitole der USA bietet sich ein ausschweifendes Panorama über das flache Land zu beiden Seiten des inzwischen mächtigen Stroms.

Südlich von Baton Rouge finden sich historische Plantagen, die zu den touristischen Aushängeschildern der Region gehören. Direkt hinter den Deichen des Mississippi verbirgt sich mit der Oak Alley Plantation eines der berühmtesten Anwesen dieser Art. Führungen durch die Anlage sind sehr gefragt, und allein der Blick durch die Allee altehrwürdiger Eichen hin zum Haupthaus ist unbezahlbar.

Das quirlige New Orleans verheißt schließlich ein packendes Finale eines Road Trips, auf der Great River Road, der gut und gerne vier Wochen dauern kann, ohne dass man jemals nur annähernd alles erlebt hätte, was das Herz der USA zu beiden Seiten des Flusses zu bieten hat. Die traditionelle Architektur im French Quarter, unzählige Sehenswürdigkeiten und Events machen die Stadt zu einem bemerkenswerten Zielort. Krönen lässt sich das Ganze mit einer Dampfertour auf dem Mississippi, wenn man nicht schon eine der vielen Gelegenheiten hierfür auf der tausende Kilometer langen Fahrt genutzt hat.

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