Die Kleinstadt Charlottesville im malerischen Herzen Virginias ist einer der besonderen Leckerbissen, denen man etwas mehr Aufmerksamkeit schenken sollte. Sitz der renommierten Universität von Virginia, Heimat von zwei Präsidenten und mit einer langen, wechselvollen Geschichte, begegnet man hier auf Schritt und Tritt denk- und sehenswürdigen Höhepunkten in einer für eine Stadt dieser überschaubaren Größe einzigartigen Fülle.
Als eine der wenigen Städte der USA kann sich Charlottesville rühmen, Orte zu beherbergen, die zum Weltkulturerbe der Menschheit gehören. Die zentralen Bauwerke der Universität, entstanden nach Entwürfen des Verfassers der Unabhängigkeitserklärung Thomas Jefferson, sowie dessen Landgut Monticello direkt vor den Toren der Stadt stehen seit 1987 auf der Welterbeliste und sind die beiden Hauptattraktionen – und das völlig zu recht.
Das so genannte akademische Dorf der Universität, das maßgeblich auf die Pläne Jeffersons zurückgeht, ist ein historisches wie architektonisches Juwel. Sein Herz bildet der so genannte Lawn, eine in drei Terrassen angelegte Freifläche, gesäumt von Kolonnaden und dahinter befindlichen Studentenzimmern. Am Kopfende des Lawn thront die imposante Rotunda, ursprünglich ein zentraler Versammlungsraum der Universität, als Wahrzeichen der Universität.
Das Ensemble mit seinem beeindruckenden Farbkontrast aus rotem Backstein und weißen Zierelementen ist seit seiner Entstehungszeit in den 1820-er Jahren nahezu unverändert. Es bietet nicht nur eine unvergleichliche Freude für das Auge, sondern ist wie ein weit geöffnetes Fenster in die Vergangenheit. Gleiches lässt sich dem malerischen Anwesen Monticello zuschreiben. Der Landsitz Thomas Jeffersons liegt in den Bergen südöstlich von Charlottesville. Das wie ein kleines Schloss wirkende Herrenhaus entstand in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nach Jeffersons eigenen Plänen. Es zählt zu den bedeutendsten Bauwerken aus der Entstehungszeit der Vereinigten Staaten.
Monticello gilt nicht ohne Grund als Jeffersons Meisterwerk. Eine geführte Tour durch das historische Bauwerk ist wie ein Streifzug durch das Leben des dritten Präsidenten der USA, fast schon eine persönliche Begegnung. Auch die Gärten des Anwesens sind ein botanisches Meisterstück. Seinerzeit auch zu dem Zweck angelegt, das Landgut mit Essbarem zu versorgen, wird gleichzeitig die zwiespältige Haltung Jeffersons zur Sklaverei deutlich. Während sich Jefferson gegen diese Institution bekannte, beschäftigte er auf Monticello selbst Sklaven. Auch dieser Facette des ansonsten verehrten Bürgers, der sich um Charlottesville so verdient gemacht hat, widmet man sich hier. Am besten macht man sich selbst ein Bild.
Während sich etwas südlich mit Highland der frühere Landsitz des fünften US-Präsidenten John Monroe beinahe nahtlos anschließt, befindet sich mit dem Gut Montpelier ein weiteres präsidiales Herrenhaus nur 40 Kilometer entfernt. Dort residierte James Madison, der vierte Präsident der Vereinigten Staaten. Diese Anwesen können ebenfalls besichtigt werden. Die lohnenswerten Ausflüge in die Welt von Jefferson, Monroe und Madison kosten einiges an Geld und Zeit, und dabei hat man noch gar nichts vom eigentlichen Charlottesville gesehen. Doch es lohnt sich, dafür ein paar zusätzliche Stunden einzuplanen.
Denn die rund 50.000 Einwohner zählende Kreisstadt des Albemarle County hat, beeinflusst von der enormen Historie und dem universitären Geist, einiges mehr zu bieten. Da ist zum Beispiel der Court Square im Herzen der Stadt und so etwas wie ihre gute Stube. Von hier aus entwickelte sich Charlottesville. Einige der roten Backsteinhäuser stammen aus der Zeit der Stadtgründung im Jahr. Die Gegend verspricht klassisches Südstaatenflair vom Feinsten.
Ein paar Schritte weiter lädt die gemütliche Downtown Mall mit ihren Geschäften, Galerien, Cafés und Restaurants nicht nur zu einem ausgedehnten Bummel ein. Eine der längsten Fußgängerzonen der USA, ist die Flaniermeile auch ein kultureller Höhepunkt. Hier sind das Jefferson Theater und schräg gegenüber das Paramount Theatre angesiedelt, ebenso das Virginia Discovery Museum. Am Ende der Straße ist der Ting Pavilion oft Schauplatz von Konzerten. Eine Institution ist das :sommerliche Fridays After Five, wenn einheimische Talente jeden Freitag zwischen 17:30 Uhr und 20:30 Uhr kostenlos vor einem großen Publikum aufspielen.
Überhaupt ist abends einiges los in den Straßen von Downtown wie auf dem weitläufigen Campus, was nicht verwundert. Ist Charlottesville doch dank seiner berühmten Universität eine sehr junge Stadt. Die Hochschule zählt rund 20.000 Studenten. Beliebt zum Ausgehen ist das Viertel namens The Corner an der Nahtstelle zwischen Universität und Stadt. Manches Event mit Anziehungskraft über die Grenzen der Gegend hinaus entstammt überdies der Universität, zum Beispiel das alljährliche Lichtspektakel Lighting of the Lawn im Dezember. Im Sommer steigt alljährlich das Virginia Theatre Festival der Kunstfakultät. Das Virginia Film Festival im Herbst jedes Jahres, veranstaltet vom College and Graduate School of Arts & Sciences der Universität, ist ein renommiertes Filmfestival.
Die University of Virginia prägt auch in anderer Hinsicht die Kulturlandschaft Charlottesvilles. So beherbergt die Hochschule mit dem Fralin Museum of Art ein umfassendes Kunstmuseum, das allein in seiner permanenten Ausstellung rund 14.000 Kunstwerke von mehreren Kontinenten zeigt. Mit Werken europäischer alter Meister, indianischer Kunst oder Werken australischer Ureinwohner bildet das Museum ein weites Spektrum ab.
Das Umland von Charlottesville passt zu seinem erlesenen Charakter. Zwei landschaftliche Höhepunkte befinden sich quasi vor den Toren der Stadt. Bis zum Shenandoah National Park und dem Blue Ridge Parkway sind es nur rund 20 Minuten mit dem Auto.