Cheyenne steht bis heute für den Wilden Westen wie wenige andere Orte. Dazu mag sein klangvoller indianischer Name beitragen. Seit jeher bekannt als Zentrum von Viehzucht und -handel, weht der Hauch von Cowboytum durch die Straßen der Stadt. Und obwohl die Hauptstadt von Wyoming den Anschluss an die Moderne nicht verpasst hat, ist das Historische allgegenwärtig, wird liebevoll bewahrt und nach Kräften demonstriert.
Am besten kommt dies bei den alljährlichen Cheyenne Frontier Days zum Ausdruck, dem jährlichen Höhepunkt, dem fast jeder in Cheyenne entgegenfiebert. Anderthalb Wochen lang feiern sie Ende Juli die Westernkultur mit Rodeos, Bullenreiten, Paraden und unzähligen weiteren Aktivitäten, und das schon seit 1897. Dass sie damit bis heute voll im Trend liegen, beweisen die Zahlen. Jedes Jahr zieht das Event mehrere Hunderttausend Besucher in seinen Bann.
Wer das Fest verpasst hat, braucht nicht allzu traurig zu sein. Den Cheyenne Frontier Days hat man nämlich das Cheyenne Frontier Days Old West Museum gewidmet. Am Rand des Festgeländes im Norden der Stadt und in direkter Nachbarschaft des sehenswerten Botanischen Gartens lädt es das ganze Jahr über zum Besuch ein. Mit einer Ruhmeshalle und Ausstellungen zur größten Rodeoveranstaltung der Welt, aber auch allgemeinen Informationen über die Westerntradition in Cheyenne ist das Museum ein Muss für Westernfans.
Wer sich dagegen für die Eisenbahn interessiert, findet in der Innenstadt einige Leckerbissen. Im Holliday Park steht mit der Union Pacific Big Boy eines der wenigen erhaltenen Exemplare der größten Dampflok der Welt. Es erinnert an die reiche Eisenbahntradition Cheyennes, in die man dann im Cheyenne Depot Museum vollständig eintaucht.
Das Eisenbahnmuseum im historischen Bahnhof der traditionellen Eisenbahnstadt beleuchtet die Geschichte der Union Pacific Railroad, in deren Netz die Bahnstation von Cheyenne eine herausragende Bedeutung spielte. Das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude ist noch heute eines der markantesten Bauwerke der Stadt. Manch einer soll sich sogar dazu hingerissen haben, das Cheyenne Depot als schönsten Bahnhof der Vereinigten Staaten zu preisen.
Welchen Stellenwert man dem Bahnhof beimaß, lässt sich an seiner Lage ablesen. Er befindet sich am Ende der Capitol Avenue mit direktem Blick auf das Wyoming State Capitol. Das Kapitol ist schließlich das imposanteste Bauwerk Cheyennes. Es ist mit seiner vergoldeten Kuppel von den wichtigsten Straßen Cheyennes sichtbar und strahlt sogar bis weit über die Stadtgrenzen hinaus.
Ein Besuch des Parlamentsgebäudes ist vielleicht eine der besten Gelegenheiten, um sich daran zu erinnern, welch Fortschritt von Wyoming ausging. Im Jahr 1869, lange bevor Wyoming den USA als Staat beitrat und das Kapitol errichtet wurde, gewährte das damalige Territorium Frauen erstmals auf der Welt ein universelles Wahlrecht und das Recht, öffentliche Ämter zu bekleiden. Mit dem Beitritt im Jahr 1890 war Wyoming der erste Bundesstaat mit entsprechenden Rechten.
Diesem Aspekt widmet sich in Sichtweite des Kapitols das Wyoming State Museum ebenso wie der Kulturhistorie, die mit dem Fund von Fossilien beginnt und über die Geschichte der indianischen Bevölkerung mit hin zu neuzeitlichen Entwicklungen reicht. Neben dauerhaften Ausstellungen greifen wechselnde Sonderschauen bestimmte Aspekte dann nochmals heraus. Einen Häuserblock weiter steht das Governors‘ Mansion, der historische Sitz des Gouverneurs, tageweise für selbstgeführte Besichtigungen offen. Mit einer fast vollständig im Original erhaltenen Einrichtung verspricht das Hausmuseum eine authentische Reise in die Zeit seiner Erbauung Anfang des 20. Jahrhunderts.
Bei aller Kultur machen sie keinen Hehl daraus, dass das einfache und bodenständige Leben nie aus dem Blick verloren wird. Besonders eindrucksvoll erkennt man dies an den überdimensionalen Cowboystiefeln, auf die man überall in der Stadt trifft. Sie sind mittlerweile ein Markenzeichen Cheyennes.
Mit nur rund 70.000 Bewohnern ist Cheyenne eine beschauliche Hauptstadt und doch das mit Abstand bedeutendste Zentrum des äußerst dünn besiedelten Cowboy State. Die Stadt liegt nur wenige Meilen von der Grenze zu Colorado entfernt und bietet sich für einen Ausflug von Denver an, das nur 100 Meilen (160 km) entfernt ist. Am besten nimmt man Cheyenne jedoch etwas näher unter die Lupe und nutzt es als Sprungbrett für einen Road Trip durch die endlosen Weiten Wyomings.