Iowa

Der im Mittleren Westen der USA gelegene Bundesstaat Iowa ist nicht dafür bekannt, über herausragende Sehenswürdigkeiten vom Kaliber eines Grand Canyon oder der Rocky Mountains zu haben. Kein Problem für die findigen Bewohner des von Farmland geprägten Landstrichs. Sie haben sich kurzerhand ihre eigenen Attraktionen geschaffen und rühren mit allerlei Superlativen die Werbetrommel. So findet man mit Albert the Bull die weltgrößte Bullenstatue und so manche andere Skurrilität nur in Iowa.

Zu diesen an sich unnötigen Highlights, die mittlerweile aber eine weit über die Staatsgrenzen hinaus reichende Popularität genießen, gehört die weltgrößte Popcorn-Kugel in Sac City, wobei dies recht naheliegend ist. Ist Iowa doch einer der größten Maisproduzenten der USA. In Ames kann man den größten aus Beton erschaffenen Gartenzwerg der Welt bestaunen, und vor dem Rathaus von Strawberry Point prangt die größte Erdbeere des Planeten. Und in Stanton gibt es die größte schwedische Kaffeekanne der Welt und passend dazu eine überdimensionale Kaffeetasse. Während die Kanne im Ort vor dem schwedischen Kulturzentrum ausgestellt ist, ziert die Tasse den örtlichen Wasserturm.

Kultstatus genießt auch eine der im Alltag brauchbareren Attraktionen, nämlich der weltgrößte Truckstop an der Interstate 80, der passenderweise Iowa 80 heißt. Mit Einkaufsmöglichkeiten, Kino, Arzt und einem Museum ist dieser Ort weit mehr als eine überdimensionale Raststätte. Die kurvige Snake Alley in der Kleinstadt Burlington ist ein weiterer dieser skurrilen Orte. Auf einer Länge von fast 84 Metern überwindet die Straße in sieben Kurven beinahe 18 Meter Höhenunterschied. Die Kurven sind noch enger als jene in der berühmten Lombard Street in San Francisco.

Südwestlich von Iowas lebhafter Hauptstadt Des Moines erlebt man rings um Winterset im Madison County eine der Spezialitäten Iowas, überdachte Brücken. Von ursprünglich 19 dieser traditionellen Bauwerke sind heute noch sechs erhalten. Den Covered Bridges of Madison County wurde eigens eine Tourismusroute gewidmet, der Covered Bridges Scenic Byway. Wenn einem die Szenerie bekannt vorkommt, könnte das an dem weltberühmten Roman und gleichnamigen Film „Die Brücken am Fluss“ liegen. Eine Tourist-Information befindet sich in Winterset. Die Kleinstadt ist zudem der Geburtsort des Schauspielers John Wayne, zu dessen Ehren man in seinem Geburtshaus ein Museum eingerichtet hat.

Überhaupt lädt Iowa dazu ein, mit Auto, Motorrad oder Wohnmobil erkundet zu werden, angesichts der Größe des Staates von mehr als 144.000 Quadratkilometern ohnehin eine schöne Notwendigkeit. Eine der malerischsten Routen führt entlang des Mississippi, der die östliche Grenze zum Nachbarn Illinois bildet. Mehr als 500 Kilometer Strecke der Great River Road liegen in Iowa; insgesamt folgt die Route dem gesamten Flusslauf durch zehn Bundesstaaten.

Auf der gegenüberliegenden Seite Iowas mäandert sich mit dem Loess Hills National Scenic Byway die zweite nationale Panoramastraße des Staates durch die zauberhafte Hügellandschaft der Loess Hills. Benannt ist die Gegend nach dem vorkommenden fruchtbaren Löß-Boden. Hier wird einem einmal mehr bewusst, dass das Vorurteil, mit dem sich Iowa noch immer konfrontiert sieht, es sei langweilig und öde, mit der Wirklichkeit wenig bis gar nichts zu tun hat. Zweiflern sei in diesem Zusammenhang Iowas viertgrößte Stadt Sioux City empfohlen, die mit einer ausschweifenden Kulturszene für so manche Überraschung gut ist.

Überraschend an Iowa ist auch eine Menge an Folklore, die einem recht vertraut erscheint. Iowa ist einer der Bundesstaaten mit dem höchsten Anteil an deutschstämmigen Einwohnern. Mehr als jeder dritte Bewohner hat seine Wurzeln in Mitteleuropa. In Davenport leben sie im German American Heritage Center die Kultur der Alten Welt bis heute und fördern den Austausch. Nicht nur für Amerikaner interessant ist das dem Kulturzentrum angeschlossene Einwanderungsmuseum.

Indes der vielleicht beste Ort, um deutsches Kulturgut zu erleben, sind die Amana Colonies. Die sieben hübschen Dörfer südwestlich von Cedar Rapids wurden von deutschen Einwanderern gegründet und sind heute ein beliebtes Reiseziel. In den Gasthäusern servieren sie gutbürgerliche Gerichte, natürlich gibt es einen ganzjährigen Weihnachtsmarkt, Folklore ist ebenso omnipräsent, und in den Hotels und Pensionen der Gegend wird Gemütlichkeit groß geschrieben.

Kulinarisch kommt man jedoch auch anderswo in Iowa voll auf seine Kosten. In dem landwirtschaftlich geprägten Staat mangelt es an nichts, das frisch von der Farm auf den Teller gelangt. Dazu gibt es Hochprozentiges aus kleinen Destillerien, süffiges Bier, das ebenfalls aus einer einheimischen Brauerei stammt, oder erlesenen Wein. Der ist natürlich auch von hier. Iowa ist nämlich ein bedeutendes Weinland. Verschiedene Weingüter im Nordosten des Staates haben sich zu einer Tourismusroute, dem Iowa Wine Trail, zusammengetan.

Und wenn das noch nicht genug der Argumente sind, die für einen Trip nach Iowa sprechen, überzeugt der Staat im Herzen der USA mit seinen State Parks. Mit mehr als 60 dieser Erholungsgebiete ist die Anzahl ebenso groß wie die Auswahl an Aktivitäten und Erlebnissen. Der Eintritt ist in fast allen Parks übrigens kostenlos.

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