Das Canyon de Chelly National Monument im Nordosten Arizonas ist einer dieser beeindruckenden Orte, an denen man inmitten dramatischer Landschaft auf Jahrtausende währende Kultur trifft. In drei Tälern, eingerahmt von schroffen, bis zu 300 Meter hohen Felswänden, haben Zeugnisse menschlicher Zivilisation in Form von kunstfertig angelegten Bauwerken die Zeiten überdauert. Entdecker aus aller Welt erfreuen sich an dieser imposanten Mischung.
Der Canyon de Chelly befindet sich östlich der Ortschaft Chinle nicht weit von der Grenze zu New Mexico. Zwei Straßen erschließen das Monument für Besucher: Der South Rim Drive, der oberhalb des eigentlichen Canyon de Chelly verläuft, und die Indian Route 64 im Norden, auf der man weitere Aussichtspunkte erreicht. Bevor man in die dramatische Schluchtenlandschaft eintaucht, informiert man sich am besten im Besucherzentrum des Parks über die Möglichkeiten. Passenderweise befindet es sich genau an der Gabelung, an der sich beide Routen trennen.
Die meisten Besucher des Canyon de Chelly entscheiden sich schließlich für den South Rim Drive, was auch völlig in Ordnung ist, wenn das Zeitbudget knapp bemessen ist. Die Panoramastraße verbindet eine Reihe von Aussichtspunkten miteinander, bevor sie nach etwa 15,5 Meilen (25 km) schließlich oberhalb des berühmten Spider Rock endet. Der knapp 230 Meter hohe Spider Rock ist eine der Hauptattraktionen im Canyon de Chelly National Monument, und ohne diese markante Felsnadel mit eigenen Augen bewundert zu haben, ist ein Besuch nicht vollständig.
Doch zu entdecken gibt es entlang des Hauptcanyons mit seinen senkrechten Wänden noch viel mehr. Allein schon der Blick von den Aussichtspunkten entlang der Panoramastraße ist spektakulär. Während sich die Tunnel, Tsegi, Junction und Face Rock Overlooks direkt an der Straße befinden, sind der Sliding House und der White House Overlook über kurze Stichstraßen angebunden. In jedem Fall ist der Blick über die Schlucht hin zu diversen prähistorischen Felsenbehausungen, die teils wie Schwalbennester in die schroffen Wände eingepasst sind, eine atemberaubende Erfahrung. Getoppt wird das alles nochmals während der sommerlichen Monsunzeit. Wenn die kurzen, heftigen Unwetter niedergehen, ergießen sich die Regenmengen in beeindruckenden Wasserfällen von der Abbruchkante in die Tiefe.
Vom White House Overlook führt ein Wanderweg hinab in den Canyon mit der gleichnamigen Ruine zum Ziel. Das White House ist eine der schönsten und bedeutendsten Ruinen der Gegend. Der Trail dorthin ist der einzige im Monument, auf dem man auf eigene Faust hinab in die Schlucht wandern darf. Schon deshalb lohnt sich das angesichts des zu bewältigenden Höhenunterschieds durchaus anspruchsvolle Abenteuer, für das man aber etwas mehr Zeit einkalkulieren sollte. Ansonsten sind nur die eigens touristisch erschlossenen Gebiete entlang der Straßen frei zugänglich.
Die anderen Gebiete in den Weiten des Monuments sind dagegen für Erkundungen tabu. Denn die Schluchten und Mesas werden noch heute von den Navajo, den Nachfahren der Erbauer der beeindruckenden Ruinen, bewohnt und dienen als Weidegründe. In Begleitung eines einheimischen Guides darf man allerdings Bereiche des Monuments besuchen, die dem normalen Touristen verborgen bleiben. Dies ist eine Regel, die an vielen Orten in der Navajo Nation gilt, auf deren Territorium sich das Monument befindet.
Wer noch mehr Zeit mitbringt, sollte sich den nördlichen Teil des Canyon de Chelly National Monuments nicht entgehen lassen. Von der Indian Route 64, die zwischen den Ortschaften Chinle und Tsaile verläuft, zweigen wiederum kurze Stichstraßen ab, auf denen man einige Aussichtspunkte mit Blick zu weiteren Felsenbehausungen erreicht. Am bekanntesten und markantesten sind der Antelope House Overlook sowie die Mummy Cave und Massacre Cave Overlooks.
Die Aussichtspunkte sind jeweils mit Geländern oder Mauern gesichert. Außerhalb dieser geschützten Bereiche besteht Absturzgefahr. Unter anderem betrifft dies den oberen Teil des White House Trail, der dicht an der Abbruchkante entlangführt. Allzu wagemutig sollte man da schon im eigenen Interesse besser nicht sein.