Ist die Rede von Niagara Falls, denken die meisten unwillkürlich an die sagenhaften Niagarafälle, was angesichts der einzigartigen Dramatik und Bekanntheit dieses Naturwunders auch völlig in Ordnung ist. An die gleichnamige Stadt würden indes die wenigsten einen Gedanken verschwenden. Dabei ist der Ort im äußersten Nordwesten des Staates New York nicht nur wie geschaffen, um die legendären Wasserfälle unmittelbar vor seinen Toren zu bewundern, sondern ein ideales Sprungbrett für eine Reihe weiterer Ausflugsziele in der näheren Umgebung.
Die Niagarafälle sind ohne jeden Zweifel das unangefochtene Zugpferd der Stadt, die heute in erster Linie vom Tourismus lebt. Die meisten Besucher kommen indes als Tagestouristen und beschränken sich ausschließlich auf die sagenhaften Wasserfälle, an deren zahlreichen Aussichtspunkten und Attraktionen wie dem Observation Tower oder dem Ausflugsschiff Maid of the Mist zugegebenermaßen sehr viel Zeit zubringen lässt. Dabei hat die 50.000 Einwohner zählende Stadt einiges mehr zu bieten.
Im historischen Zollhaus aus dem Jahr 1863 kommen Geschichtsinteressierte auf ihre Kosten,vor allem wenn sie sich für die Wege aus der Sklaverei des 19. Jahrhunderts interessieren. Direkt neben dem Bahnhof von Niagara Falls gelegen, an dem Züge der Verbindung New York Toronto halten, bevor sie die Grenze nach Kanada auf der historischen Whirlpool Bridge überqueren, beherbergt das Customs House das Niagara Falls Underground Railroad Heritage Center. Das Museum erinnert an die bedeutende Rolle, die Niagara Falls und seine Umgebung spielten, um Sklaven die Flucht nach Kanada zu ermöglichen. Von hier bis in die Freiheit jenseits der Schlucht des Niagara River waren es nicht einmal 300 Meter. Ganzer Stolz ist die preisgekrönte Ausstellung „One More River to Cross“.
Ein Erlebnis für die ganze Familie, wenn auch ein recht kostenintensives, verheißt das Aquarium of Niagara. Publikumslieblingen wie Pinguinen und Robben zuzuschauen und ihre Intelligenz zu erleben, ist eine Freude für jeden. Es gibt aber auch unzählige Fische und Wirbellose, Reptilien und Amphibien zu bestaunen. Bei speziellen Führungen kann man sogar Blicke hinter die Kulissen werfen, Protagonisten hautnah erleben oder beim Füttern helfen.
Wer dabei selbst Hunger verspürt, sollte sich in der Pine Avenue umsehen. Traditionell Heimat italienischstämmiger Amerikaner und daher bekannt als Little Italy, finden sich in der Straße zahlreiche Restaurants, natürlich auch italienische, und Geschäfte. Mit einer Reihe Optionen zum Schlemmen und Einkaufen empfiehlt sich auch das Seneca Niagara Casino & Hotel. Der Unterhaltungskomplex im Herzen der Stadt ist regelmäßig Schauplatz von Veranstaltungen und Vorführungen und genau der richtige Ort, wenn man vorhat, sich den Verlockungen des Glücksspiels hinzugeben.
Das zugehörige Hotel mit mehr als 600 Zimmern ist das größte Hotel im Bundesstaat New York außerhalb von New York City. Es ist eine der Möglichkeiten, in Niagara Falls formidabel zu übernachten. Mindestens einen Tag länger sollte man ohnehin einplanen, denn mit dem Whirlpool State Park, dem Devils Hole State Park, dem Fort Niagara State Park und weiteren Parks, die allesamt vor den Toren der Stadt liegen, erstrecken sich entlang des Niagara River weitere Ausflugsziele, die noch dazu weniger stark frequentiert sind.
Auch ein Tagesausflug nach Kanada ist eine lohnende Angelegenheit. Die gleichnamige Zwillingsstadt in Ontario lockt mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Populär ist zum Beispiel der Skylon Tower, von dessen Aussichtsplattform Besucher einen atemberaubenden Blick über die Niagarafälle aus der Vogelperspektive erleben. Die Metropole Toronto ist nur 130 Kilometer entfernt und in weniger als zwei Autostunden erreichbar.