Das Arlington House ist eine nationale Gedenkstätte und besondere Sehenswürdigkeit, die für die bisweilen widersprüchlich erscheinende Historie der USA steht. Das vornehme Anwesen auf einer Anhöhe inmitten des heutigen Arlington National Cemetery vor den Toren der Bundeshauptstadt Washington ist dem konföderierten General Robert Edward Lee gewidmet, einer der umstrittensten Persönlichkeiten in der Geschichte des Landes.
Wer sich für die Entwicklung der Nation interessiert, insbesondere für die Ereignisse und Hintergründe rund um den Bürgerkrieg von 1861 bis 1865, darf das Arlington House, The Robert E. Lee Memorial, wie die vom National Park Service betreute Gedenkstätte offiziell bezeichnet wird, nicht verpassen. Dank seiner Lage lässt sich der Besuch mit dem Arlington National Cemetery, einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der Hauptstadtregion, verbinden.
Das Arlington House ist die einzige nationale Gedenkstätte der USA, die einer Person gedenkt, die gegen die Regierung der Vereinigten Staaten gekämpft hat. Lee war nichts weniger als der Oberbefehlshaber der konföderierten Streitkräfte und ist bekannt für militärische Erfolge, die er trotz unterlegenen Truppen durch kluges taktisches Agieren erzielte. Andererseits bewies Lee im April 1865 Weitsicht, als er in Appomattox Courthouse in Virginia gegen den Widerstand aus den eigenen Reihen die Kapitulation erklärte, um weiteres Blutvergießen zu verhindern.
Vor allem nach dem Ende des Krieges zwei Monate später zeigte Lee Größe, indem er sich fortan der Aussöhnung der zuvor verfeindeten Lager verschrieb. Er erkannte, dass sein Wort Gewicht in der öffentlichen Meinungsbildung haben würde. Im September 1865 schrieb er, dass der Krieg entschieden und es jetzt die Pflicht jedes einzelnen sei, zusammenzukommen, das Land aufzubauen und Frieden und Eintracht zu wahren. Auch als späterer Präsident des Washington College in Lexington, Virginia setzte er sich für die Versöhnung von Norden und Süden ein. Es ist dieser Sinneswandel, für den Lee heute respektiert und geehrt wird.
Hierfür könnte es kaum einen besseren Gedenkort geben als das Arlington House. Das vornehme Herrenhaus gehörte bis 1861 General Lee, als es die United States Army beschlagnahmte und drei Jahre später ringsum einen Militärfriedhof anlegte. 1925 beschloss der Kongress der USA, das Haus zu restaurieren und in sein Erscheinungsbild vor der Bürgerkriegszeit zurückzuversetzen. Bald darauf entstand die Arlington Memorial Bridge über den Potomac River. Sie ist nicht nur eine symbolträchtige Verbindung zwischen Norden und Süden, sondern auch von sehr praktischem Nutzen. Besucher gelangen über die Brücke fußläufig auf kurzem Weg vom Lincoln Memorial zum Arlington National Cemetery und dem Arlington House.
Der südliche Flügel des Hauses kann bei einer selbstgeführten Tour erkundet werden. Dervorgegebene Weg führt durch unter anderem durch Lees Büro und Wohnräume, die zeitgenössisch eingerichtet und mit persönlichen Gegenständen Lees und seiner Familie bestückt sind. Der nördliche Flügel und das Obergeschoss sind vorbehaltlich der Verfügbarkeit von Personal für die Öffentlichkeit zugänglich. Außerdem zu sehen sind Sklavenquartiere auf der Nord- und der Südseite vom Arlington House. Sie erinnern an die Geschichte der afrikanischstämmigen Sklaven, die im Haus und auf der umliegenden Plantage arbeiten mussten.
Das Bauwerk selbst ist ein ausgesprochenes architektonisches wie historisch bedeutendes Juwel. Zwischen 1803 und 1818 von Sklaven aus handgearbeiteten Ziegeln erbaut, ist das Arlington House ein ausgezeichnetes Beispiel neoklassizistischer Architektur. Seine Fassade mit mächtigen dorischen Säulen erinnert an einen antiken griechischen Tempel. Bauherr war George Washington Parke Custis, der Adoptivsohn von George Washington. Er wollte mit dem imposanten Landhaus dem ersten Präsidenten der USA ein würdiges Denkmal setzen, das von der Hauptstadt aus gut zu erkennen sein sollte.
Dank seiner prominenten Lage erhebt sich die die nach Osten zeigende monumentale Fassade tatsächlich aus einem Meer von Bäumen ringsum. In umgekehrter Richtung erwartet Besucher dieses besonderen Ortes ein unvergesslicher Ausblick über die Skyline Washingtons mit ihren vielen markanten Höhepunkten wie dem Kapitol, dem Washington Monument oder dem Thomas Jefferson Memorial.