Prescott

Prescott rangiert keineswegs unter den Städten in Arizona, die einem zuerst in den Sinn kommen, wenn es um interessante Reiseziele im Südwesten der USA geht. Dabei kann die Kreisstadt im Herzen des Grand Canyon State mit einer interessanten Historie punkten und daraus folgend mit entsprechenden Attraktionen aufwarten. Nicht zuletzt ist die Umgebung mit viel Sehenswertem gesegnet, so dass sich ein Abstecher durchaus lohnt.

Allein schon Prescotts Geschichte lässt aufhorchen. Die Stadt war immerhin zweimal, und zwar von 1864 bis 1867 und erneut von 1877 bis 1889, die Hauptstadt Arizonas, das seinerzeit freilich noch kein Staat, sondern ein Territorium war. Aus diesen Tagen stammt der Gouverneurssitz am Rand der Innenstadt. Das 1864 errichtete Bauwerk ist heute ein zentraler Bestandteil des Sharlot Hall Museums, das seit dem Jahr 1928 existiert und die Geschichte von Prescott als Hauptstadt ebenso beleuchtet wie andere kulturelle und historische Aspekte der Region. Zu den interessanten Schwerpunkten des bekanntesten Museums der Stadt zählen neben dem Gouverneurshaus beispielsweise historische Gefährte, denen die Transportation Hall gewidmet ist.

Auch das indianische Erbe der Gegend thematisiert das Sharlot Hall Museum. Wer allerdings tiefer in die Traditionen und die Kultur der Ureinwohner eintauchen will, sollte sich das Museum of Indigenous People vormerken. Sein reicher Fundus gibt Einblick in die traditionelle Lebensweise der einheimischen Stämme, allen voran des Volkes der Yavapai, nach dem der Landkreis rings um Prescott benannt ist.

Eng mit der Entwicklung Prescotts verknüpft ist das Fort Whipple, ein weiteres Aushängeschild der Stadt. Gegründet anlässlich der Stadtgründung im Jahr 1864, um die Siedler vor indiansichen Angriffen zu schützen, erlebte das Anwesen in den anschließenden Jahrzehnten vielfältige Nutzungen, über die man sich im Fort Whipple Museum informieren kann. Dann und wann veranstaltet das Museum auch so genannte Reenactments, möglichst authentisch inszenierte Nachstellungen historischer Begebenheiten.

Dass sehr viele weitere architektonische Zeitzeugnisse aus Prescotts ersten Tagen vorhanden sind, lässt sich leider nicht behaupten. Denn ein verheerender Brand machte die Stadt im Jahr 1900 dem Erdboden gleich. Dafür kann Prescott mit dem punkten, was in der Folge aufgebaut wurde und mittlerweile von enormer historischer Bedeutung ist.

So sind weite Teile der zu jener Zeit wiederbelebten Innenstadt heute nämlich noch in weitgehend originalem Zustand erhalten und stehen selbstverständlich unter Denkmalschutz. Mittelpunkt und eines der Aushängeschilder der Stadt ist die so genannte Whiskey Row, der einst das durchaus ziwelichtige Vergnügungsviertel von Prescott beherbergte. Bis zu 40 Saloons waren in dem Straßenzug angesiedelt, und noch immer kann man einen Hauch dieser Atmosphäre verspüren. Wie geschaffen dafür ist das Palace Restaurant and Saloon, das weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist. Es ist nichts weniger als das älteste Gasthaus und gleichzeitig der älteste noch bestehende Gewerbebetrieb in ganz Arizona.

In direkter Nachbarschaft der Whiskey Row erhebt sich das markante Gerichtsgebäude des Yavapai County, das mit seiner imposanten Fassade aus hellem Granit sofort auf die Bedeutung Prescotts schließen lässt. Die Stadt zählt um die 50.000 Einwohner und gehört damit außerhalb des Großraums Phoenix zu den größten Orten in Arizona. Entsprechend gut ausgebaut sind Infrastruktur und touristisch relevante Angebote wie Hotellerie und Gastronomie. Mit dem Prescott Center for the Arts, dem Elks Theater oder dem Jim & Linda Lee Performing Arts Center am Yavapai College ist zudem für allerlei abendliche Zerstreuung gesorgt.

Trotz seiner gewissen Größe zählt Prescott in Umfragen und Rankings immer wieder zu den idyllischsten Städten Arizonas. Das hat zweifellos mit dem Watson Lake und den einzigartigen Granite Dells zu tun, die den See einrahmen. Das malerische Ensemble aus den abgerundeten Felsen, die sich aus dem blauen Wasser erheben, ist überregional bekannt und zieht viele Besucher an. Auch die Einheimischen wissen den See mit seinen vielen Freizeitmöglichkeiten zu schätzen. Als Refugium zur Erholung ist eigens der Watson Lake Park eingerichtet.

Unter anderem auf dem Peavine Trail lässt sich die märchenhafte Umgebung bei einer Wanderung auskosten. Die Granite Dells sind überdies nicht nur schön anzusehen, sondern eignen sich hervorragend zum Klettern. Ein Erlebnis ist nicht zuletzt eine Tour auf dem See mit einem gemieteten Kajak.

Wer auf ein Stelldichein mit wilder Natur aus ist, dürfte im Prescott National Forest voll auf seine Kosten kommen. Der Nationalforst beherbergt nicht nur den größten Wals aus Gelbkiefern der USA, sondern ist von unzähligen Trails für Wanderer, Reiter und Mountainbiker durchzogen.

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